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Nun steh ich hier, vor ihrem Grab.
Die Menschen haben sich um mich versammelt und schauen mich an,aber ich hab nur Augen für sie.

,,Mehmet hajde tash" sagte mein Bruder der leicht seinen Arm auf meine Schulter legte.(komm jetzt)

Ich wischte mir die Träne weg, die meine Wange runter lief und legte meiner Frau ihre lieblings Blumen, rote Rosen, auf ihren Grab.

Vorgestern saßt du hochschwanger mit mir zusammen im Wohnzimmer und wir guckten deine Lieblingsserie.
Heute, zwei Tage, später stehe ich vor deinem Grab und bin Stolz auf dich, obwohl das alles nie so kommen hätte sollte. Nichts hätte so passieren dürfen.

Rückblick"

,,Mehmet po du me hanger pite" sagte Luljeta, meine Liebe, und legte ihren Kopf auf meinen Schoß.(ich möchte pite essen ein albanisches Gericht)

,,Ani zemer" sagte ich sofort und wollte aufstehen.(okay mein Herz). Für sie würde ich alles tun.

,,Steh nicht auf, ich finde es so gemütlich" sagte Luljeta und schaut mich mit ihren wunderschönen Augen an.

,,Hahaha wie soll ich dir dann Pite holen" sagte ich.

,,Ach egal lass und jetzt die Serie weiter gucken" sagte Luljeta und lehnte sich wieder an mich.

,,Ani" sagte ich und küsste Luljeta kurz auf denn Mund.(ok)

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,,Mehmet die Fruchtblase ist geplatz"schrie Luljeta plötzlich und riss mich somit aus denn schlaf. Sofort wurde ich blass und Panik überkam mich. Ich musste handeln. Meine Luljeta hat schmerzen.

,,Was? KOMM ICH FAHRE DICH INS KRANKENHAUS" sagte ich voller Angst und stand auf. Ich war überfordert. Meine Hände zitterten schon.

In Sekundenschnelle zog ich mir eine Hose und ein Tshirt an.
Danach half ich Luljeta dabei sich eine Jogginhose anzuziehen.

,,Mehmet vergiss nicht die Tasche" sagte Luljeta und ging schonmal langsam runter in denn Flur.

Nachdem ich die Tasche nahm zog ich schnell meine Schuhe an und half Luljeta dabei ihre Schuhe anzuziehen.

,,Ich kann es nicht glauben in ein paar Stunden werde ich Vater" sagte ich und legte meine Hand auf Luljetas.

,,HALD DIE KLAPPE UND FAHR SCHNELLER DIESE SCHMERZEN SIND UNERTRÄGLICH" schrie Luljeta und hatte leichte Tränen in denn Augen. Auch mir schmerzte dieser Anblick. Ich wusste, ich kann ihr diese Schmerzen nicht nehmen.

,,Zemer wein nicht alles wird gut" sagte ich küsste ihr Handrücken und fuhr mit Vollgas zum Krankenhaus. Auch mir stiegen die Tränen und es fühlte sich an als wäre ich voller Freude und Angst zugleich. Mein kompletter Körper will randalieren.

Als wir ankam ging alles ganz schnell.
Sie wurde in den Kreissaal gebracht und dann wurde auch schon die Geburt eingeleitet.

Ich war grade dabei Luljetas Hand zu halten und sie dabei zu bewundern wie viel Schmerz sie aushielt, als mich die Ärztin kurz vor die Tür rufte. Ich blickte noch kurz zu der vor Schmerzen schreienden Schönheit zurück und ging dann.

,,Herr Berisha, ich muss ihn leider mitteilen das ihre Frau mit einer Wahrscheinlichkeit von 5% die Geburt überstehen wird. Dieses Risiko war ihrer Frau schon bewusst als sie erfahren hat das sie schwanger ist. Es tut mir schrecklich Leid. Wir werden tun was wir können." sagte die Ärztin.

Ich guckte sie geschockt an und konnte meinen Ohren nicht trauen. Es ist als würde mein Herz kurz aussetzen und meine Sicht verschwimmt. Das kann nicht wahr sein. Wieso wusste ich das nicht?
Sie wusste das sie mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit sterben wird und hat es trotzdem aus Liebe zu mir behalten. Aus Liebe zu mir und unserem Kind. Unserem ein und alles.

,,Warum wird sie das nicht überleben" sagte ich heiser und mir liefen schon heiße Tränen die Wange runter. Mein Körper fängt an zu vibrieren und wird plötzlich ganz heiß.

,,Dadurch das die Blutbildung ihrer Frau sehr schwach ist und sie bei der Geburt viel Blut verlieren wird ist die Wahrscheinlichkeit leider groß das sie stirbt" sagte die Ärztin traurig und auch sie kann mir nicht mehr in die Augen schauen. Meine Frau wird vielleicht sterben. Wegen unseren Kind. Das kann mir das Schicksal nicht antun. Wir müssen kämpfen!

Ich nickte nur und ging geschlagen zu Luljeta.

,,Wieso hast du mir nichts davon gesagt wir hätten auch ein Kind adoptieren können" sagte ich unter Tränen und hielt ihre Hand so fest mit aller Liebe, wie ich konnte. Wenn wir stark genug sind schaffen wir das. Kämpfe Luljeta.

,,Ich wollte unsere Kind aufziehen, dass unsere Fleisch und Blut ist und nicht ein Fremdes" sagte sie unter Tränen und drückte meine Hand fester. Ihre Hand zittert schon und ich will mir nicht vorstellen, wie viel Schmerz sie ertragen muss. Sowohl physisch als auch psychisch.

,,So jetzt noch einmal pressen" sagte die Ärztin.

,,ARRRRHHHHHHHH" schrie meine Frau ein letzes lautes mal. Mein Herz zerbrach bei diesen Moment, den meine Sinne in vollen Zügen wahrnahmen. Nun konnte ich danach ein Schrei hören. Das Schreien eines kleinen Wesens. Unserem Baby.

,, Ich liebe dich" sagte ich mit runterlaufenden Tränen und küsste meine Frau sanft auf die Stirn. Ich dachte wir waren stark genug.

,,Ich liebe euch" sagte Luljeta und schloss danach ihre Augen. Das war das letzte mal, dass ich ihre schönen Augen leuchten sehen konnte. Das letzte Mal, als ich ihre liebliche Stimme hören konnte und das letzte Mal, als sie mir sagte, dass sie mich liebte.

Heute der 05.03.1999, eins meiner schönsten und zugleich meiner schlimmsten Tagen.

Heute hat mir Allah ein Engel genommen und dafür ein anderen Engel geschenkt.

Denn meine Hoffnung bist duWhere stories live. Discover now