„Es kann niemals so schlimm sein Nefes, übertreib es nicht."
„Schwöre es."
„Okey, ich schwöre, dass ich niemanden etwas davon erzählen werde. Indianerschwur."

Er streckt mir seinen kleinen Finger, ich hacke lachend meinen Finger in seinen und wir schütteln es dreimal.

„Indianerschwur", flüstere ich und wir lösen unsere Finger auseinander.

„Mein Vater hasste mich und tut es bestimmt jetzt auch noch, meine Mutter ebenso, den Grund weiß ich bis jetzt immer noch nicht. Ich wurde Tag und Nacht von ihm geschlagen."

Ich schlucke laut, ein dicker Kloß steckt in meinem Hals. Die einzelne Szene laufen vor mir, als wäre es wie gestern. Meine Hände fangen das Schwitzen an und zitterten wie verrückt. Kayahan sieht mich besorgt an.

„Nefes, du bist ziemlich blass geworden, es ist mir egal was alles passiert ist, du musst es mir nicht erzählen", schreit er hektisch auf.
Er fasst mich an meinem Arm, ich zucke stark zusammen und schaue ihn mit gefüllten Augen an.

„Ich werde es schon schaffen, Kayahan."
Er lässt meinen Arm los und hält danach meine Hände fest.
„Mein Bruder versuchte mich wie jedes Mal zu beschützen, die meisten Schlägen bekam er auch davon ab, meine Mutter lehnte sich wie immer an den Türpfosten und sah sich es grinsend an. Es hat ihr Spaß gemacht, mich leiden zu sehen. Sie liebten nur ihre Söhne. Meinen älteren Bruder und den Kleineren und angeblich soll mein älterer Bruder mein Stiefbruder sein, ob es wahr ist, weiß ich nicht."

Ich sehe von unseren Händen zu seinen Augen. Er hat seinen Körper angespannt und schaut mir traurig in den Augen. Seine dunklen Augen werden immer dunklerer und strahlen Besorgnis aus.

„Meine Brüder und meine Mutter hauten eines Tages ab, ich kam nach Hause und suchte nach ihnen. Sie waren nirgendwo. Das werde ich ihnen niemals verzeihen. Mein- Mein Vater kam nach Hause u- und schlug mich-"
Ich schlucke, die Tränen fangen das Fließen an.

„Er gab mir die Schuld, dass sie wegen mir abgehauen sind. Ab dem Tag an, schlug er mich immer heftiger und spritzte mir irgendwelches Zeug in den Adern. Ich wurde immer süchtiger danach, es wurde immer schlimmer. Mein Vater bräuchte viel Geld, um seine Schulden zu bezahlen. Ich musste dealen, bei seinem alten Freund. Auch er schlug mich, wenn ich nicht alles verkaufen konnte"
Kurz schaue ich zur Kayahan, er wird blass.

„In der Schule wurde ich sehr oft von irgendwelchen gehänselt, weil ich so fett war. Sie schlugen mich, zogen an meinen Haaren, warfen meine Schulsachen durch die Gegend"
Ich schüttele meinen Kopf und fange mit Tränen an zu lachen.

„Eines Tages hatte ich eine zu hohe Dosis zu mir genommen, ich brach auf der Straße zusammen und landete im Krankenhaus. Ich lag für zwei Monate im Koma. Ich wachte auf und mir war an dem Tag klar, in welcher Sache ich mich hineingeritten hatte. Aber ich war so süchtig danach", murmele ich den letzten Satz.

„Ich habe mich gewehrt, doch er tat es weiter. Einmal als ich mich gewehrt hatte, hat er eine Glasscheibe genommen und stach mir in den Bauch"

Kayahan zuckt zusammen und steht schwer atmend auf, er läuft hin und her, geht ich durch die Haare und öffnet schließlich das Fenster. Ich weiß es, auch er würde meine Hand loslassen. Ich wische mir die Tränen weg und stehe auf.

„Kayahan, ich-"
„Sei still!", brüllt er plötzlich.

Ich zucke zusammen und gehe einen Schritt nach hinten. Er sieht mich schnell atmend an und schüttelt seinen Kopf. Ich schaue zu Boden und spiele mit meinen Fingern.

Einen Augenblick sehe ich die Szene vor mir spielen. Das Blut, dass sich auf meinen T- Shirt verbreitet und auf den Boden fließt. Das warme Blut auf meiner Haut zu spüren, bringt mir die Säure und ich eile zum Bad. Bückend und mit den Händen an den Kloschüssel stützend, lasse ich alles von mir raus.

|Wenn Hass regiert|Where stories live. Discover now