Kapitel 1

98 9 11
                                    

Hannah

"Ich hasse dich. Lass mich einfach in Ruhe, okay?", begann er seit langem mal wieder zu reden. Doch in dem Moment wünschte ich mir, er hätte nie ein Wort gesagt.

Herzzerreißend. Das ist das richtige Wort für diese Situation. Es fühlt sich an, als würde dein Herz in tausend Einzelteile zerspringen. Stell dir vor, dein Herz ist wie eine wertvolle Vase, die du im Vertrauen in die Hände einer geliebten Person gibst. Doch diese Person wirft sie achtlos auf den Boden und die Vase zerspringt. Das ist gerade mit meinem Herz passiert, aber was soll's?

Regungslos sitze ich auf der Couch neben meinen Freundinnen, den Tränen nah. Alles rund um mich verblasst, ich sehe nur mehr seine wunderschönen kastanienbraunen Augen.  Kein Schimmer von Mitgefühl spiegelt sich darin. Was habe ich mir denn erwartet? Dass er mir in die Arme fällt und sagt, dass er mich liebt? Vielleicht. Aber darüber nachzudenken ist sowieso sinnlos. Er hasst mich. Er hasst mich.

Und noch immer sitze ich hier auf dieser allbekannten Couch in unserer Gemeinde. Viele unvergessliche Momente habe ich hier schon erlebt. Inklusive der hier. Ich spüre, wie langsam eine Träne meine Wange runterrollt. Ich bin ganz still. Kein schluchzen, nicht mal mein Atmen ist zu hören. Alles ist still. Nur ein piepen in meinem Ohr ist zu hören. Unangenehm. Unerwünscht.

Die nächsten Augenblicke nehme ich nicht ganz wahr; meine Freundin Hannah steht wütend auf und geht auf ihn zu. Er bleibt ganz gelassen sitzen und rührt sich nicht vom Fleck. Wieso sollte er auch? Er hat nur gerade meine Seele getötet, mehr nicht. Kein Problem.

>Ich weiß echt nicht, ob du das jetzt wirklich gerade gesagt hast, aber spinnst du?< schreit sie ihn an. Meine anderen zwei Freundinnen gehen nun auch auf ihn zu, nun sitze ich hier auf dieser Couch alleine. Ich merke, wie erneut eine Träne meine Wange runterrollt.

>Du bist so ein Idiot, das kannst du doch nicht machen! Denkst du überhaupt nach, bevor du etwas sagst? Ich mein, sie liebt dich. Mag sein, dass das jetzt beschissen klingt, aber Junge, wach auf! Deine Liebe des Lebens wartet hier auf dich.< nun regt sich Chrisi über ihn auf. Sein bester Freund und dessen Freundin sitzen nur regungslos  mit einer enttäuschten Miene neben ihm.

>Ich wusste schon von Anfang an, dass du sowas von ein Idiot bist. Aber ich habe mir nie gedacht, dass du wirklich so dumm bist< lachte Hannah nur traurig. Aber wer kann ihm diesen Akt wirklich übel nehmen? Ich mein, schau mich an. Ich habe keine Ähnlichkeit mit Gigi Hadid oder Kendall Jenner.

>Nur damit du das endlich kapierst; dieses Mädchen hier auf der Couch schätzt eure gemeinsamen Momente von früher, sie schätzt dich ... alles was du tust und sagst. Sie hat sich in dich verliebt, verdammt nochmal!< schrie Judit diesmal. Ich bin meinen Freundinnen so dankbar dafür. In diesem Moment, hatte ich keine Kontrolle über mich und war nicht im Stande, meinen Mund einen Millimeter zu öffnen.

Unbeachtet fing ich schließlich nun doch an zu heulen. Zuerst bemerkte es niemand, bis sein bester Freund, Johannes zu mir sah und mein tränenüberströmtes Gesicht sah. Darauf folgte seine Freundin, Rahel und zum Schluss meine drei besten Freundinnen. Sie gingen sofort auf mich zu und umarmten mich. Rahel redete auf mich ein, doch ich hörte nur eine leise dumpfe Stimme. Ich bemerkte, dass Johannes auf ihn einredete, doch er verdrehte nur genervt seine Augen. Idiot. Das war mir von Anfang an schon klar; ein so gut aussehender Junge kann nur ein Idiot sein, aber du weißt; das Herz lenkt nunmal die Gefühle, nicht das Gehirn.

Wegen dem ganzen überdenken entkam mir ein lauter Schluchzer und alles wurde still. Todstill. Unangenehm Still. Bevor ich noch weiter alle mit meinem Geheule nerven würde, beschloss ich wegzurennen. Ziel? Gab es nicht. Grund? Er.

Why? Where stories live. Discover now