Kapitel 1

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Wie kann es nur passiert sein, dass ich mich in diese Situation gebracht habe?

Ich bin doch sonst immer diejenige, die darauf achtet, alles richtig zu machen. Warum gelingt mir das nicht, wenn es um Jayden geht? Verdammt!

Jetzt sitze ich hier und habe seine gesamte Clique im Blick. Wahrscheinlich ist es Alex' Absicht gewesen, mich so zu platzieren, dass ich mir nichts entgeht was er tut. Zumindest kann ich ihn nicht sehen, und das ist von Vorteil. Allein ihn zu hören, bringt mich durcheinander und das kann ich gerade heute Abend nicht gebrauchen.

"Erde an Sandy? Bist du anwesend?", reißt mich meine Freundin und Kollegin aus den Gedanken, die mal wieder nur darum kreisen, wie das alles passieren konnte.

"Ja natürlich. Wo soll ich sonst sein?", antworte ich schnippisch und bereue es sofort wieder.

"Keine Ahnung. In der kleinen Abstellkammer von vorhin?" Mit großen Augen starre ich sie an, doch das Grinsen ist ihr nicht aus dem Gesicht zu wischen. "Gib schon zu, dass du Sex hattest. Aber bitte, verrate mir mit wem. Den muss ich mir auch schnappen, damit ich auch so einen zufriedenen Gesichtsausdruck bekomme."

Manchmal kann ich sie wirklich nicht leiden, obwohl sie die beste Freundin ist, die ich je hatte. Deswegen muss mir der Gedanke trotzdem nicht gefallen, dass sie mit dem Mann schlafen will, mit dem ich gerade Sex hatte. Obwohl Jayden und ich nichts Exklusives haben, will ich nicht daran denken, wie er mit einer anderen schläft. Verrückt ich weiß. Aber es hilft mir, die Situation unter Kontrolle zu behalten.

"Das bleibt ein Geheimnis. Ich verrate dir doch nicht, wer mich so gut befriedigt. Am Ende schnappst du ihn dir und ich muss mich umsehen und Ersatz zu finden", grinse ich sie an. Sie erwidert es und ich kann durchatmen!

"Du wirkst so tiefen entspannt, dabei werden Jayden und du gleich als Jahrgangsbesten ausgezeichnet", merkt sie an, doch ich kann nur den Kopf schütteln. Reden zu halten, fiel mir noch nie schwer. Warum auch immer, ich rede eigentlich gar nicht so gern. Aber irgendwelchen unwichtigen Mist von mir geben, kann ich.

"Nein, warum auch? Die Arbeit ist ja schon geschafft. Das hier ist jetzt Entspannung bevor es hart weitergeht", antworte ich ihr und trinke einen Schluck meines Weins. Denn nicht diese Ansprache macht mich kirre, sondern das, was ab morgen folgen wird. Ein Kampf gegen den Sohn des Inhabers um die Chefkochhaube. Und die will ich unbedingt. Meine Karten mögen nicht die besten sein, aber Jaydens Vater achtet Gott sei Dank auch auf das, was wir leisten. Und nicht nur auf Verwandtschaft. Das Dumme ist nur, dass mein Gegner wirklich gut ist. Verdammt gut in dem was er tut. Sonst würde er sich nicht den Platz mit mir an der Spitze unseres Jahrgangs teilen.

Denn dieser war Voraussetzungen dafür, dass wir uns für die Stelle bewerben durften.

"Sandy, würdest du mir die Ehre erweisen und mich auf die Bühne begleiten?", spricht mich Jayden plötzlich an und ein Schauer überläuft meinen Rücken. Wieder denke ich daran, welche dreckigen Worte er mir vor nicht einmal einer Stunde noch ins Ohr geraunt hat. Und jetzt tun wir beide wieder so, als wären wir lediglich Kollegen. Die kaum etwas miteinander zu tun haben.

"Aber sicher, Jayden", erwidere ich lächelnd, ergreife seine große Hand und lasse mir von ihm aufhelfen.

"Viel Spaß da oben", ruft uns Alex hinterher, als wir durch die Menge laufen und von allen Seiten beglückwünscht werden.

"Dieses Kleid ist eine Sünde", flüstert meine Begleitung, als wir die kleine Treppe zur Bühne hinaufsteigen. Er direkt hinter mir. Und dabei hat er den tiefen Rückenausschnitt direkt vor den Augen.

"So sollte es auch sein. Nicht das du vergisst, wer dich beinahe jede Nacht kommen lässt", wispere ich zurück, als wir den Fuß erreicht haben und lächelnd von Jaydens Dad empfangen werden.

Perfectly Imperfect for youTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon