4 | Erster Schmerz

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"Es ist Zeit" höre ich eine laute Stimme sagen.
Ich schlage die Augen auf. Behutsam reibe ich mir den Schlaf aus meinem Gesicht. Ich schaue mich um, kann aber niemanden erkennen. Gähnend stehe ich auf und ziehe eines meiner Kleider an, das Gestern für mich rausgelegt wurde. Ich gehe in den Flur, wo schon mehrere Leute auf mich warten. 

Zusammen mit meiner Eskorte gehe ich in einen stark beleuchteten Raum, in dem Ich mich in einen riesigen, gläsernen Behälter setzen soll. Es werden einige Kabel an meiner Haut festgeklebt. Agent Hill betritt den Raum und steuert direkt auf mich zu. "Guten Morgen. Wie fühlst du dich heute?" fragt sie sanft. "Sehr gut, Maria. Ich bin nur etwas aufgeregt" gebe ich zu und lächle. "Was genau wird hier mit mir gemacht?" flüstere ich vorsichtshalber noch einmal. "Das kann ich dir beantworten." sagt eine Stimme. Jarvis' Stimme ertönt plötzlich über den Glaskasten und weißt die Männer in Kitteln an, auf einem komplizierten Bedienfeld  meine Werte zu prüfen. "Also wir haben bereits die Kabel angeschlossen, wie du siehst. Als nächstes würden wir den Kasten hier schließen und direkt die Daten in dein Gehirn laden." der fremde Mann versucht zu lächeln, was aber kläglich scheitert. "Es wird sehr schmerzhaft sein, habe ich recht?"

Alle Blicke sind auf ihn gerichtet. Niemand verletzt gern ein Kind. Jarvis antwortet aus dem Computer für ihn: "Das ist Wahrscheinlich. Stell dir vor, Du lässt Luft in einen Luftballon. Der Vorgang ist wichtig, damit er fliegt, damit er funktioniert. Aber wenn du unnötige Luft in ihn pumpst, ist der Druck zu groß. Und er platzt."
"Mein Kopf könnte platzen!?" quieke ich laut. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich den Mann vor mir an. Auch alle Anderen in diesem Raum haben den gleichen Ausdruck wie ich auf dem Gesicht. "Ich mach den Scheiß nicht weg." flüstert jemand hinter mir. "Es ist unwahrscheinlich, dass das passiert. Ich habe die ganzen letzten Tage damit verbracht, eine riesige Datei anzufertigen, an Dingen, die du wissen musst. Dazu noch einige gewünschte Aspekte von Mr. Fury, Agent Hill und Korra. Die Wahrscheinlichkeit liegt nur bei 94,45%, dass er tatsächlich platzen wird." spricht er mit fester Stimme. Mir wird plötzlich sehr unwohl. "Bitte, Vertraue mir." sagt er. "Mir bleibt nichts anderes übrig. Legen wir los" sage ich und gebe so Maria, dem Mann im Kittel und Jarvis das Go.
Maria macht die riesige, glasige Tür zu, die sich mit einem lauten zischen selbst fest verschließt. Ich versuche eine angenehme Position zu finden und schließe die Augen. "Kannst du mich hören?" ertönt die bekannte Stimme. Ich nicke. "Es geht jetzt los. Viel Erfolg". "Pah. Viel Erfolg" flüstere ich und verdrehe die Augen.

Es fängt an mit kleinen Stromschlägen, die, nach dem sie stärker geworden sind, zu Kopfschmerzen übergehen. Sie werden immer heftiger. Es fühlt sich an, als würde jemand von allen Seiten gegen den Kopf drücken. Zu erst wie mit der Hand und schließlich mit einer Metallpresse. Die Schmerzen sind kaum auszuhalten. Da der Vorgang viel Energie benötigt, fangen die Lichter an zu flackern oder brennen gar durch. Mir bleibt nichts anderes übrig, als laut loszuschreien. Quälend wiege ich mich hin und her. Ich wusste, dass es schlimm wird, aber das ist die Hölle. Ein gewöhnlicher Mensch könnte das niemals aushalten. Mein Schreien hört nicht auf. Von Krämpfen geplagt beuge ich mich nach vorn. Mein Gesicht ist bereits tief rot, wie ich in meinem Spiegelbild sehen kann. Ein weiterer markerschütternder Schrei. Das Glas bebt. Meine Augenfarben spielen verrückt. Eine Stimme versucht auf mich einzureden, aber meine Schreie sind zu laut. Ich bekomme oft das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Aber der Schmerz hält mich wach.

Ich weiß nicht, wie lage ich dort gesessen habe, aber es muss eine lange Zeit gewesen sein.
Ich habe meine Augen weit aufgerissen, mein Mund steht offen und ich liege in Embryostellung auf dem Boden. Maria hämmert gegen das Glas. Sie wiederholt meinen Namen und diskutiert mit den umherstehenden Menschen. Die Tür geht auf und sie stürzt herein. Sie nimmt mir die Kabel vom Leib und redet auf mich ein. Mein Blick schweift durch den Raum, alle starren mich an. "Raus hier." sagt Maria.
Als sich keiner bewegt, steht sie auf. "Raus hier!" befiehlt sie jetzt laut. Sofort flüchten sämtliche Helfer und Professoren aus dem Raum. Ich versuche mich aufzurichten, und als ich auf alle Viere komme, mache ich einen Buckel und ich übergebe mich. Schnell japse ich nach Luft. "Ohje" seufzt die Agentin und hält besorgt meine Haare zurück.
Nachdem ich fertig war, trägt mich ein Mann im Kittel in mein Zimmer, wo ich mich als erstes im Badezimmer einschließe und in die Dusche krieche. Leblos starre ich die Wand an und spüre, wie das warme Wasser mir den Rücken herunter läuft. Nach einer Stunde schleppe ich mich dann endlich auf mein Bett und versuche die Motivation zu suchen, mir etwas Schönes anzuziehen. Schließlich sind es doch nur ein Top und eine Shorts.

Ich versuche zu schlafen, doch vergeblich. Also starre ich aus meinem Fenster und lasse meine Gedanken kreisen. Ich beobachte das Gras, wie es sich sanft im Winde wiegt. Mein Blick schweift zum Himmel, wo ich etwas Ungewöhnliches entdecke. Es sieht aus, wie ein Vogel. Aber viel größer. Menschlicher. Es stürzt auf das Gebäude zu und landet auf dem Dach. Ich springe auf, was eine schlechte Idee war, denn ich werde sofort von einem Schwindelanfall heimgesucht. Ich stolpere zur Tür und reiße diese auf.

Ich laufe den menschenüberfüllten Gang entlang. Das ich auffalle ist klar. Nur Professoren oder Agents und... Ich. Ich suche eine Treppe nach oben und als ich sie gefunden habe, hielten mich zwei Wachmänner auf. "Du hast keinen autorisierten Zugang" spricht der eine. Ich tippe von einem Fuß zum anderen. "Kommen sie schon. Ich will doch nur wissen, was da auf dem Dach gelandet ist, Sir!" flehe ich.
"Wer bist du überhaupt und wie bist du hier rein gekommen?" fragt der andere. "Ich lebe hier!" sage ich empört. "Haha, genau Kleine. Du kommst erstmal mit. Wie tief sind wir gesunken, dass sogar Fremde hier eindringen können. Mr. Starks Sicherheitssysthem ist wohl doch nicht so der Wahnsinn." "Ich war schon vorher kein Fan von dem." knurrt dieser wieder, packt mich am Arm und schleift mich direkt zu einem kleinen Raum, in den er mich reinschubst und die Tür zuschließt. "Hey!" schreie ich wütend. "Was ist dein Problem? Hol mich hier sofort raus oder..." schreie ich wieder zornig. "Oder was? Du trittst die Tür ein und bringst mich um?" lacht der Mann auf der anderen Seite der Tür. Geschlagen setze ich mich auf den Boden und starre auf meine Hände. Hätte ich jetzt nur ein Brecheisen oder sowas. Bei der Vorstellung, plötzlich so etwas in der Hand zu halten, fangen meine Hände seltsam an zu kribbeln.

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