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Severus Snape P.O.V.

Ich hörte meinen keuchenden Atem. Ich rannte immernoch und meine Lunge brannte, aber noch schlimmer war das stechende Gefühl in meiner Herzen, denn ich hatte so unendlich doll Angst um Liv. Ich war mir nicht sicher, wann mir das letzte mal jemand so wichtig gewesen war. Wahrscheinlich Lily. Ich stürmte in den Krankenflügel. Poppy stand mit dem Rücken zu mir an einer Wand und schrieb etwas auf. Nach Luft schnappend schrie ich: ,,Hilfe, schnell, sie stirbt!" Poppy zuckte zusammen und sah mich schockiert an, dann kam sie angerannt. Als sie die, durch das Blut durchnässte, Liv sah, wurde sie kreidebleich. Hinter mir hörte ich, dass die anderen angekommen waren. ,,Leg sie hier ins Bett, Severus, geht bitte in mein Büro, Albus bleib hier und hilf mir, schnell!", auch sie klang ein wenig panisch und rannte schnell nach hinten und holte ihren Zauberstab. Ich legte Liv vorsichtig auf das Bett. Als ich mich erneut über sie beugte, bemerkte ich, dass ihr Atem ganz schwach war. Tränen stiegen mir in die Augen, doch ich unterdrückte sie. Du bist ein Mann, kalt und erst recht nicht schwach! Ich nahm ihre Hand in meine und drückte sie. Als ich genauer hinschaute konnte ich folgendes erkennen: Livs Arm lag komisch abgewinkelt und auch ihr Bein war verdreht. Unnatürlich verdreht. Wenn ich mich nicht total täuschte, war meine erste Befürchtung war. Dieser dreckiger Hund Malfoy hatte ihr mit einem Zauber alle Knochen gebrochen. Mein Denken wurde unterbrochen, als ich zur Seite gezogen wurde. ,,Komm jetzt", sagte Minerva und zerrte mich in ein Hinterzimmer. Ich wollte mich wehren, aber sie ließ nicht los und knallte die Tür zu. Unschlüssig blieb ich stehen. Der Raum war garnicht mal so klein. Es gab zwei Sofas und einen Kamin, sowie einen Schreibtisch und angrenzende Türen, die in weitere Räume führten. Dann fiel mir erst auf, warum wir überhaupt hier waren. Ich versteifte mich und wirbelte herum. ,,Ich muss zu ihr, sie braucht mich!", schrie ich, doch Minerva versperrte mir den Weg. ,,Albus und Poppy werden sie heilen." Doch in ihre Stimme zitterte ein wenig und klang nicht ganz überzeugt. Ein unbeschreibliches Gefühl von Trauer und Hilflosigkeit machte sich in meiner Brust breit. Dann trat aus dem Schatten neben ihr Remus. Ich hatte garnicht gemerkt, dass er mitgekommen war. Er legte mir eine Hand auf die Schulter. ,,Beruhig dich, setz dich hin, ich mach uns Tee." ,,Wo ist das Bad?", knurrte ich und folgte dem Arm von Minerva. Als ich die Tür schloss, starrte ich in den Spiegel. Mein Umhang und mein Hemd war blutverschmiert und in meinem Gesicht waren Kratzer. Mit einem Schlenker meines Zauberstabs wusch und trocknete ich meine Kleidung. Dann klatschte ich mir kaltes Wasser aus dem Wasserhahn ins Gesicht. Die Wunden waren klein und taten nicht weh. Erneut starrte ich in den Spiegel. Ich hätte sie retten können. Wie das letzte Mal, als Malfoy Liv verletzt hatte, kam wieder dieses Versager Gefühl. Warum hatte sie sich bei dem Crucio Fluch vor mich geworfen? Ich war nur ihr Lehrer. Ein kalter, gehässiger Tränkelehrer, den eh keiner mochte. Eigentlich hatte ich damit auch kein Problem, ich war gerne allein. Aber was Liv anging...
Ich verließ das Bad wieder und setzte mich gegenüber von Remus und Minerva. Remus reichte mir schweigend eine Tasse. Ich hatte mich mit ihm vertragen und unser Streit aus den Jugendtagen war fast vergessen. Wir mochten uns nicht überschwenglich gerne, aber kamen miteinander aus. Schweigend saßen wir nun da und jeder dachte vor sich hin. Abundzu hörte man die dumpfen Stimmen von Albus oder Poppy. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Mehrere Stunden warteten wir. Manchmal versuchten Minerva und Remus mich in Gespräche zu verwickeln, doch ich blockte ab.
Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde die Stimme der Medihexe lauter. Ich erstarrte und stand auf. Nervös tigerte ich durch das Zimmer. Einen kurzen Moment später wurde die Tür aufgerissen. Ich sprang vor Schreck zur Seite und stieß mir den Ellenbogen an einem Regal. Albus stand in der Tür. Ich hatte ein zufriedenes Lächeln erwartet, aber er sah gestressed und blass aus. ,,Minerva, geh ins St. Mungo und hole zwei Heiler!" Sie erhob sich schnell. Ich nutzte die Gelegenheit um zu fragen: ,,Wie geht es i...?" Doch ich wurde von Albus unterbrochen, der noch ein ,,Schnell!" hinzufügte und die Tür wieder zuknallte. Minerva griff in einen Topf neben dem Kamin und verschwand in den grünen Flammen.
Ich sank zurück auf die Couch. ,,Scheiße", murmelte ich leise und stützte meinen Kopf auf die Hände. Womit hatte sie das verdient? ,,Du magst sie, oder?", fragte Remus sanft. Mögen war garkein ausdruck. Ich zuckte mit den Schultern. ,,Sie ist halt meine Schülerim. Ihr ging es nicht gut und sie hat mir davon erzählt", erwiederte ich. ,,Wie? Erzähl doch bitte, ich versteh die Sache zwischen Malfoy und Tason eh nicht." Ich seufzte und versuchte genervt zu klingen, aber es misslang mir gründlich. ,,Vor einiger Zeit hat sie mir etwas erzählt-was davor geschah ist unwichtig. Sie meinte, dass sie nicht mehr kann, dass sie es leid ist, immer ein lächeln zu fälschen, dass sie Menschen hasst und ihre Freunde sie nerven. Dass sie niemandem vertraut nachdem was damals passiert ist. Aber sie wollte mir nicht sagen, was passiert ist. Ich glaube etwas mit diesem Bastard Malfoy. Und sie hat beiläufig erzählt... dass sie schonmal darüber nachgedacht hat sich umzubringen..." Ich schwieg. Remus starrte mich an. ,,Ok und weißt du noch mehr? Was war das in den Ferien? Ich hab es nich wirklich verstanden, als du es mir letztens erzählt hast." ,,Malfoy hat Liv aufgelauert. Er hat sie beleidigt und wurde wütend, dann hat er sie gegen das Fenster gedrückt, den Rest kennst du ja. Als ich im Krankenflügel bei ihr war, hat sie mir nicht mehr erzählt. Und dann kam die Zeit nach den Ferien..." ,,Ja. Miss Tason war meiner Meinung nie jemand, der immer still ist. Aber die letzten Wochen... sie wirkte traurig und kühl und war immer allein." Remus sah mich nachdenklich an. Er hatte es also auch bemerkt. ,,Letztens ging ich abends nochmal durch die Gänge, da lag Liv auf dem Boden. Sie hat geweint und sah panisch aus. Als ich zu ihr ging und sie fragte, was los sei, ist sie weggerannt. Gestern hat sie mich durch einen Zauber, den ich ihr gezeigt hab, gerufen. Sie war wieder in einem Gang und hockte zitternd und weinend an einer Wand. Sie war nicht ansprechbar und ich habe sie mit in mein..." Ich wurde unterbrochen, als das Feuer im Kamin erneut grün aufleuchtete und zuerst Minerva und dann eine junge Frau und ein älterer Mann in ihren typischen limongrünen Umhängen den Raum betraten. ,,Da durch die Tür, Dumbledore erwartet sie schon", sagte Minerva. Die beiden Heiler hasteten in den Nachbarraum. Minerva setzte sich wieder neben Remus. ,,Erzähl bitte weiter", forderte mich dieser auf. ,,Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, also in meinem Arbeitszimmer angekommen brauchte Liv einen Moment. Sie war völlig aufgelöst. Sie meinte, Malfoy würde sie die ganze Zeit verfolgen und hätte ihr schon wieder aufgelauert. Doch das kommte nicht sein, da dieser kurz zuvor bei mir Nachsitzen hatte. Liv leidet unter Verfolgungswahn." Ich schwieg. Remus und Minerva sahen mich beide schockiert an. ,,Wegen... Draco Malfoy?", stotterte sie. Ich nickte. Dann hörte ich den beiden nicht mehr zu und ging meinen Gedanken nach.
Weitere Stunden vergingen. Das ungute Gefühl in mir hatte sich ausgebreitet. Ich spürte, dass es nicht gut um Liv stand, sonst wär Albus schon wieder hier.
Irgendwann wurde die Tür aufgemacht. Albus und der ältere Heiler betraten das Zimmer. Ich konnte nicht von ihren Mienen ablesen, wie es Liv ging. Nervös stand ich auf. ,,Und?" ,,Setz dich, Severus." Die beiden Männer setzten sich ebenfalls. Der Heiler begann zu sprechen: ,,Also... ich würde ihnen gerne gute Narchichten überbringen, aber das muss erstmal genügen. Die Lage von Miss Tason ist immoment stabil, jedoch kritisch. Die ,,Sectumsempra"-Flüche sind tiefer als normal und haben wichtige Organe verletzt. Dazu haben die Cruciatus Flüche sie extrem geschwächt, was ihrer Gesundheit nicht gut tut. Fast alle Knochen ihrer Körpers sind gebrochen, sie wird eine Menge Skele-Wachs benötigen. Ebenso hat jemand weitere Flüche angewendet, die ich nicht kenne und ihre Wirkung nicht beurteilen kann, aber es ist nichts gutes. Ich kann ihnen nicht sagen, ob sie bleibende Schäden hat, aber ich schließe es nicht aus. Viel wichtiger ist, dass sie Gesund wird. Ich muss ihnen leider die Wahrheit sagen. Ihre Überlebenschancen sind, wenn es hochkommt vielleicht gerade einmal 50%." Ich fühlte nichts. Leere. Dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Wenn es hochkommt 50%. Ich sprang auf und lief in den richtigen Krankenflügel. Poppy beugte sich gerade über ihr Bett. ,,Kann ich zu ihr?", fragte ich mit rauer Stimme. ,,Ja, ich bin fertig. Es tut mir leid, wir haben alles getan, was wir konnten." Wie im Trance nickte ich. Als die Medihexe den Saal verlassen hatte, sank ich vor Livs Bett auf die Knie. Ich kannte es zwar nur aus der Muggelwelt, aber sie war an mehrere Schläuche angezapft. Ihr ganzer Körper, außer ihr Kopf war von einem Verband umgeben. Ich nahm vorsichtig ihre Hand in meine. In ihr steckte ein weiterer Schlauch. 50%. Eine Träne rann über meine Wange, aber es war mir egal.

Naa

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Tschöö

Always♡-Severus Snape FFWhere stories live. Discover now