Mittelerde

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Die Bäume um uns herum warfen lange Schatten, als Lyrio und ich durch den Wald nach Hause gingen. Es waren Sommerferien und Lyrio übernachtete mehrere Wochen bei mir. Meine Mutter und mein Bruder waren in Kur, irgendwo an der Nordseeküste und mein Vater war für eine Woche nachgekommen, weshalb wir sturmfrei hatten.

Den größten Teil der Tage verbrachten wir in "Mittelerde", einer, von uns gebauten Holzhütte mit runder, grün gestrichener Tür, die in der Mitte einen Messingknauf hatte . Die Hütte erinnerte sehr an Bilbos Behausung, nur dass sie am Rande eines großen Felsens stand, der über den Wald hinausragte, störte dieses Bild.

Dort hatten wir alles, was wir zum Leben brauchten, sogar ein Bad (leider ohne Dusche), eine Küche mit Kühlschrank und vor allem Internetverbindung. Zu unserem großen Bedauern wurden die Matratzen und das Sofa, die wir günstig bei Ebay ersteigert hatten, erst in ein paar Tagen geliefert, weswegen wir nicht in Mittelerde übernachten konnten.

Wir waren also nach einem langen Tag in Mittelerde auf dem Weg nach Hause. Die Sonne ging gerade unter und die Hitze des Tages machte einer angenehm kühlen Nacht Platz.

Lyrio kletterte gerade die Felsen hinunter, die von der Hütte zu einem Pfad führten, als sie abrupt anhielt. Sie schaute über den Rand des Felsvorsprungs, auf dem sie stand und bedeutete mir zu warten. Ich duckte mich schnell zwischen ein paar Büsche, die weiter oben standen.

Unten sah ich Lyrios schattenhafte Gestalt. Sie legte einen Pfeil auf die Sehne ihres Bogens (Ja, sie hatte einen Bogen, zwar waren die Spitzen der Pfeile abgeflacht, aber für einen Warnschuss würde es reichen).

Doch Lyrio hielt einen Moment inne, als hätte sie erkannt, was dort unten war und steckte den Pfeil wieder in den Köcher. Ich schlich so leise es ging neben sie, doch ich wusste, dass sie die Augen über den Lärm, den ich verursachte, verdrehte. "Was ist los?" fragte ich und spähte über den Felsvorsprung.

Was ich sah beantwortete meine Frage schon: Dort unten standen sechs, sich streitende Personen, fünf davon ungefähr in meiner Größe, einer war so groß wie Lyrio.

Meine ganze Familie war klein und ich war da mit meinen 1,55 keine Ausnahme.

"Sollen wir sie ansprechen?" Lyrio sah mich fragend an.

"Wir müssen eh da runter, dann können wir ja auch Hallo sagen."

Doch das mit dem da runter gehen war leichter gesagt als getan. Wie sollte ich diesen Abhang, den ich schon an die tausend mal hinuntergefallen war, bewältigen, ohne

a) Mir irgendetwas zu brechen

b) Einem der anderen irgendetwas zu brechen

und/oder c) Den ganzen Wald aufzuscheuchen.

Lyrio bemerkte mein Zögern nicht und begann leichtfüßig mit dem Abstieg. Ich beschloss, ihr einfach nach zu gehen, etwas anderes blieb mir in dem Moment sowieso nicht übrig. Nach kurzer Zeit war ich, halb rutschend, halb fallend auf dem Weg angekommen.

Die sich streitenden Personen verstummten, als sie auf uns aufmerksam wurden (was vor allem an den Schmerzenslauten lag, die aus meiner Kehle drangen, als ich mich in einer Dornenranke verhedderte).

Mir stockte der Atem. Vor uns standen die Ebenbilder von Thorin, Legolas, Fíli, Kíli, Bilbo und Bofur. Kann mich mal jemand kneifen?

Doch dann fiel mir ein, dass sie nur fiktionale Charaktere waren. Also konnten diese Personen unmöglich aus Mittelerde stammen. Was machen Cosplayer hier, mitten im Wald, irgendwo am Arsch der Welt?

"Könnt ihr uns sagen, wo wir uns hier befinden?" Der Legolasdarsteller hatte als erster das Wort ergriffen, da Lyrio, genauso wie ich, ihn nur sprachlos anstarrte. Toll gemacht, dachte ich, dann lernst du mal jemanden kennen, der Legolas zum verwechseln ähnlich sieht und bist zu sehr damit beschäftigt ihn anzustarren, als mit ihm zu reden.

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