Kapitel 24 - Tod

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Kurze Zeit später kamen wir auch schon in Hogwarts an. Wir liefen gerade auf die Tür zu, die zur großen Halle führte, um etwas zu essen, wie alle anderen auch, die schon da waren. Luna lief einige Schritte hinter uns. Verträumt blickte sie durch die Gegend.

In der Halle war es schon voll. Wir setzten uns an den Slytherintisch und begannen zu essen. Morgen war noch Wochenende, das bedeutete, ich hätte noch zwei freie Tage. Die Unterschrift meiner Eltern hatte ich, das hieß, Blaise, Pansy und Draco konnten mir Hogsmeade zeigen.

Während des Essen sprachen wir das Thema "Eltern" nicht mehr wieder an, worüber ich auch ganz froh war. Ich musste selbst erst einmal darüber nachdenken und mir war ein wenig mulmig, wenn ich daran dachte, dass ich morgen schon vielleicht die Antwort meiner Eltern erhalten würde.

Wir gingen nach dem Essen direkt in die Kerker und ins Bett. Ich glaubte, jeder von uns musste erst einmal nachdenken. Luna Lovegoods Worte hatten uns alle zum Nachdenken gebracht. Vor allem, wenn man auch an die Worte von Dracos Eltern dachte, dass ich kein Schlammblut sei und ich musste an Narzissas Blick denken. Diese Sehnsucht, als sie mich ansah, als sie den Namen "Bella" flüsterte und meinen Zauberstab in die Hand nahm.

Am nächsten Morgen waren wir auf dem Weg in die große Halle, als Schritte hinter uns erklangen.

"Ms. Payne.", ertönte da eine Stimme. Wir bleiben stehen. Professor Snape schritt auf uns zu. "Ms. Payne, kommen Sie mit." Was hatte das jetzt zu bedeuten? Fragend sah ich meine Freunde an, doch sie zuckten nur mit den Schultern. Snape sah mich auffordernd an, also nickte ich. Meine Freunde machten Anstalten mit zu kommen, doch Snape zischte sofort; "Ich sagte Ms. Payne!"

Also ging ich alleine mit unserem Hauslehrer mit. Wo brachte er mich hin? Hatte ich etwas angestellt? Ich dachte nach. Ach ja. Ich hatte ein paar Muggel getötet. Ein eiskalter Schauer durchfuhr mich. Was, wenn das rausgekommen war? Es hieß doch, Dumbledore wusste alles! Brachte Snape mich zu Dumbledore?

Snape hielt vor der Statue irgendeines Vogels. Ich hatte schon in meinem Buch über ihn gelesen, doch ich kam gerade nicht darauf. Wasserspeier? Ja, wahrscheinlich.

Snape blieb stehen. "Lakritz Schnapper."

Mit einem Ruck begann die Statue sich zu drehen und gab eine Treppe frei. Snape sah mich auffordernd an und mit einem mulmigem Gefühl im Margen stellte ich mich auf die Treppe, die immer noch zu wachsen schien, solange der Wasserspeier sich drehte. So wurde ich hinaufgetragen und gelangte an eine Tür. Ich klopfte.

"Herein.", ertönte Dumbledores Stimme. So trat ich ein.

"Ah, Ms. Payne." Er schritt auf mich zu, musterte mich durch seine Halbmondbrille. Es schien, als könnte er in mich hinein sehen und alle meine Geheimnisse so lüften. Es gefiel mir nicht.

"Kendra Payne.", sagte Dumbledore und seufzte, "Das wird ihnen nicht gefallen."

Es gefiel mir jetzt schon nicht.

"Ich empfehle Ihnen, sich am besten zu setzen." Der alte Mann deutete auf einen thronähnlichen Sessel hinter seinem Schreibtisch.

Scheiße, was war nur passiert?!

Ich setzte mich. Aber nur, da ich meinen Beinen nicht mehr vertraute. Ich hatte ein unheimlich schlechtes Gefühl bei der Sache.

Dumbledore seufzte und hielt ein zusammengefaltetes Pergament in der Hand. Es sah ziemlich mitgenommen aus.

"Ihre ... Eltern ... Sie wurden gestern angegriffen.", sagte Dumbledore, "Von einer Gruppe, die sich die Todesser nennt. Wissen Sie, was die Todesser sind?" Ich nickte. Natürlich wusste ich das. Als ich herausfand, dass Harry berühmt war, stand dort in dem Buch, dass seine Eltern von Lord Voldemord getötet wurden, der die Todesser anführte, die alle mindestens Halbblüter waren, eigentlich nur Reinblüter und Muggel und Schlammblüter, wie auch manche Halbblüter verabscheuten und töteten.

"Die Todesser haben nun ja ... herausgefunden, dass Ihre Eltern Sie bei sich aufgezogen hatten und sind in ihr Haus eingebrochen." Dumbledore reichte mir das Pergament. Ich nahm es in die Hände. Sie zitterten. Ich ahnte Schlimmes. Ich faltete es auseinander. Es war an manchen Stellen eingerissen, wies die Flecken eines umgestoßenen Tintenfasses auf und auch eine kleine Brandstelle. Und ... War das wirklich ... ? Ich schluckte. Es war der Brief, den ich meinen Eltern gestern geschickt hatte. Unter meine Zeilen war hektisch und scheinbar mit aller letzter Kraft ein Wort geschrieben worden. Leuchtend rot und verschmiert stand es da. Ich konnte förmlich sehen, wie meine Mutter mit ihrem zittrigen, kraftlosen Zeigefinger das Wort dort hin geschrieben hatte.

Nein

Rot und blutig. Es hatte einen Kampf gegeben. Und sie hatte mir dennoch antworten wollen und hatte mit ihrem Blut geschrieben. Sie musste verletzt worden sein. Sie musste ziemlich geblutet haben. Ihr musste es schlecht ergangen sein. Und dennoch hatte sie mir die Antwort geben wollen. Mit ihrer letzten Kraft hatte sie mir das Wort geschrieben. Und war dann ... Tränen sammelten sich in meinen Augen.

Meine Eltern. Sie waren tot. Was hatte Dumbledore gesagt? Die Todesser hatten herausgefunden, dass meine Eltern mich aufgezogen hatten? Sie hatten sie deshalb angegriffen. Dabei konnten meine Eltern sich doch nicht einmal verteidigen, da sie Muggel waren und nicht zaubern konnten.

"Ich denke, Sie wissen, was letzten Endes passiert ist.", sagte Dumbledore mitfühlend, "Ihre Eltern sind gestorben."

Ich nickte, während meine Hände sich fest um das Pergament schlossen. Ares hockte neben Dumbledores Phönix auf der Stange und sah mich mitfühlend an. Er hatte es geschafft mir den Brief zu bringen.

"Sie können jetzt gehen. Sie sind für den Rest des Unterrichts entschuldigt.", sagte Dumbledore, "Auch für morgen, wenn es Sie nicht stört."

Ich nickte bloß. Ich war nicht dazu im Stande, zu sprechen. Ich traute meiner Stimme nicht. Sie würde brechen und ich weinen. Das konnte ich nicht zulassen.

Zwar musste ich zugeben, dass ich meine Eltern nie wirklich so geliebt hatte, wie man Eltern liebte und manchmal habe ich sie auch einfach nur gehasst und verabscheut. Sie waren gute Menschen gewesen. Ihre Ansichten waren nicht immer richtig gewesen und Vorurteile hatten sie auch schnell gehabt. Aber auch wenn ich sie nie wirklich so sehr geliebt hatte, wie man Eltern lieben sollte, so hatten sie mich doch so sehr, wie eine eigenen Tochter geliebt, auch wenn ich sie oft hatte spüren lassen, wenn ich sie momentan verachtete, was nicht immer selten gewesen war. Sie hatten immer ihr Bestes gegeben.

Und wie wichtig einem etwas war bemerkte man erst dann, wenn man es für immer verloren hatte und so bemerkte ich an diesem Tag, dass sie mir doch etwas bedeutet hatten, mehr, als ich immer gedacht hatte. Auch, wenn ich mich nicht immer wie zu Hause gefühlt hatte. Sie hatten mich geliebt.

Auch wenn ich jetzt die Antwort auf meine Frage hatte und sie mir das mein Leben lang verschwiegen hatten, ich konnte sie nicht hassen. Ich konnte es einfach nicht. Egal, wie sehr ich es wollte.

Sie waren nicht meine Eltern.

Kendra Lestrange (Harry Potter FF) *abgebrochenWhere stories live. Discover now