Magna Stercore

Der Spaziergang

Es war ein kalter Dezembertag, als ich morgens um 5:00 Uhr mit meinem Hund Hasso in die frostige Kälte trat. Ein eisiger Wind blies mir ins Gesicht, ich zog den Kragen meiner Jacke hoch und marschierte los. Immer die alte Route, die ich sonst immer ging. Ich wollte ja nicht zu spät zur Arbeit erscheinen. Mit dem selben Gleichmut wie immer, überquerten Hasso und ich die Straßen und sahen den Menschen nach, die um diese Uhrzeit schon zur Arbeit mussten. "Naja", sagte ich mir, "In zwei Stunden bin ich ja selber dran."
Ich bog gerade in eine der größeren Straßen ab, als Hasso plötzlich stehen blieb. Als ich ihm befahl zu mir zu kommen, reagierte er nicht. Stattdessen hockte er sich hin und starrte konzentriert ins Leere.
Meine Befürchtung bestätigte sich in dem Moment als ich beobachtete, wie sich mit einem schmatzenden Geräusch ein großes, braunes Objekt aus Hasso's Rosette schob und geräuschvoll auf den Bürgersteig plumpste.
Stolz und dampfend in der kühlen Winterluft lag sie da, die große Wurst, die soeben dem Darm meines Hundes entfleucht ist.
Hasso schnupperte an ihr: Der Duft schien ihm zu gefallen, sogar so sehr, dass er im nächsten Moment beschloss sie abzuschlecken.
Im ersten Augenblick war ich schockiert, doch mit einem Mal befiel mich ein unbändiger Appetit, wie ich ihn noch nie verspürt habe. Ich stellte mir vor, wie wunderbar die Kaskade des Geschmacks sein musste, wenn man dieses Stück Kot verspeiste. Nervös schaute ich mich um.
Ist irgendjemandem aufgefallen, wie lüstern ich den Haufen meines Hundes anstarrte?
Es schien zumindest nicht so. Kurzerhand zauberte ich ein Taschentuch aus meiner Hose hervor, wickelte mein Objekt der Begierde darin ein und steckte das Bündel in meine Jackentasche.
Ich sah mich ein weiteres Mal um. Niemand schien meine Aktion bemerkt zu haben, was mich sehr beruhigte.
Ich pfiff nach Hasso und ging weiter meinen Gedanken nach: Diese Delikatesse konnte unmöglich auf sich warten lassen! Für heute beschloss ich die Arbeit sein zu lassen und mich krank zu melden.
Auf dem Rückweg nach Hause lief mir das Wasser im Munde zusammen und ich wusste es war nur eine Frage der Zeit, bis ich endlich den Inhalt meiner Jackentasche auf meiner Zunge zerfließen lassen könnte...