17. Kapitel

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Flora

1 ½ Tage später

Eine Tasse Tee vor mir. Licht tauchte mein Zimmer in ein sanftes, goldenes Licht. Die weißen Kerzen brannten immer noch, unaufhörlich. Wie meine Liebe zu ihm. Unser Bild wird ewig erhellt. Ich saß auf meiner Bettdecke und umklammerte den Tee mit beiden Händen. In mir breitete sich eine Wärme aus, die eine Kälte vertreibt, die nichts mit dem Wetter oder der Kälte im Raum zu tun hatte. Es klopfte. Ich bat herein und Liz steckte zuerst vorsichtig ihren Kopf zur Tür herein, um dann herein zu treten und schnell und leise die Tür fallen zu lassen. Wortlos setzte sie sich ohne zu fragen und überreichte mir ein gefaltetes Stück Papier. "Hab ich von Nerv bekommen. Soll ich dir geben. Mehr hat er nicht gesagt" Sie flüsterte nur, stand auf und ging. Vorsichtig, wie eine Porzellantruhe öffnete ich den Brief, faltete ihn genauso vorsichtig auseinander und überflog die Zeilen. Mein Herz erwärmte sich mit jedem seiner Worte mehr.


Geliebte Flora,

Ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Mein Herz schreit unaufhörlich und verlangt nach dir. Habe Entzugserscheinungen. Zittere ständig und mein Hass auf alles, was uns trennt wird immer klarer und deutlicher. Insbesondere der auf meine Eltern. Ich bitte dich deshalb inständig meine grausame Handschrift zu entschuldigen. Meine Tage ohne dich sind wie eine ewig währender Arrest in Guantanamo und selbst das kann nicht ausdrücken, wie sehr du mir fehlst. Danken wir also meinem nicht mehr ganz so kleinem kleinem Bruder für seinen Ideenreichtum und allen anderen für ihre Hilfsbereitschaft. Ich hoffe dieser Brief erreicht dich bei guter Gesundheit. Mein Körper leidet unter der Trennung von dir, mein einziges Licht in diesem Leben. Meine Lustlosigkeit lässt sich nur mildern, wenn ich dich ganz nah bei mir spüre. Durch das Foto hindurch und durch das Papier diesen Briefes. Ich muss mich zusammenreißen nicht zu weinen und mein gesamtes Werk zunichte zu machen. Mein gesamtes Denken handelt nur noch von dir. Es ist wie damals, als ich unbemerkt von dir in dich verliebt war. Nur das das hier noch viel viel schlimmerer Schmerz ist. Ich weiß nicht, was ich tun würde ohne dich oder was, wenn dir etwas zustößt. Vermutlich würde ich daran zu Grunde gehen. Ich kann und will ohne dich nicht existieren. Du bist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Auch wenn die Nähe zu dir mich vergiften würde, wäre es mir egal. Ich würde solange bei dir bleiben, bis ich sterbe. Mit dir. Hand in Hand. Furchtlos. Du bist die Einzige für die es sich für mich noch zu leben lohnt. Und dies ist ein ganz klares Bekenntnis dazu, dass ich dich über alles auf dieser Welt liebe und nichts - auch nicht meine ach so tollen Eltern - uns trennen können. Meine ganze Existenz scheint so sinnlos ohne dich. Ohne deine Nähe ohne unser perfekt zusammenpassendes Zusammenspiel unsere absolute Harmonie. Ich hoffe du weißt, wie sehr ich dich liebe Flora und dass ich ohne dich nicht sein könnte. Ich habe damals Hausarrest bekommen, wegen meiner Freunde und für dich würde ich viel viel weiter gehen als das.
Ich hoffe, du erwiderst was ich fühle, ach was ich weiß es und ich warte voller Ungeduld auf deine Antwort.
Auf immer und ewig der Deine.

In nie endender Liebe

Maxi

Ich legte den Brief zur Seite und Tränen rollten meine Wangen hinunter. Ich merkte, wie sehr auch ich ihn brauche und was für ein verdammtes Glück ich mit ihm habe. Niemand würde sonst eine derartige Bürde auf sich nehmen, nur um mir zu schreiben. Es tut so gut wie er mich liebt. Und wie ich ihn liebe. Ich werde ihm zurückschreiben. Am Besten noch gleich heute. Liz wird ihn Markus geben, der wird ihn dann zu ihm bringen. Er hält was er verspricht. Ich faltete den Brief zusammen und kuschelte mich mit ihm an meinem Herzen unter meine Decke und schaute von meinem Bett aus das Foto an. Langsam schlossen sich meine Augen und mein Gehirn fiel in einen tiefen Schlaf, in dessen Träume es keine Eltern gibt, die uns trennen. Nichts und wir benötigen nur uns. Sonst nichts Niemanden sonst. Nie wieder.

Maxi

Ich lag auf dem Rücken. Regungslos auf meinem Bett und fragte mich, was sie gerade wohl macht. Starrte die Decke an. Das Mondlicht fiel schon wieder auf mich. Manchmal dachte ich, dass ich anziehend bin für so etwas. Es tut ihnen nicht leid. Natürlich tut es das nicht. Sie wissen ja auch nicht, wie sehr ich darunter leide. Mein Körper und meine Seele daran kranken. Ich mein Schweige Gelübde wieder aufgenommen habe. Meine Freunde wissen was los ist. Nerv auch, aber er hält auch dicht und sagt selber nichts. Es gab so einige Mädchen, die ich in der Vergangenheit interessant fand , in die ich vielleicht sogar ab und an verliebt war. Aber zwischen Liebe und Verliebtheit liegt ein himmelweiter Unterschied. Meine Eltern - pah sie waren nie meine Familie. Meine Familie, das waren immer meine Freunde und meine wunderbare Freundin. Ich brauche keine grausam standesbewussten Eltern, die nie wirkliche Liebe empfunden hatten und deswegen nicht nachfühlen konnten, wie sich eine Trennung anfühlt, wenn man jemanden von ganzem Herzen liebt. Und nicht nur mit ihm verheiratet oder zusammen ist, weil die Eltern das so wollen. Ich dachte, ich lebe in einem freien Land, in dem jeder mit der Person eine Beziehung führen darf oder vielleicht sogar heiraten darf, wen er oder sie will. Also entweder leben wir doch nicht in Deutschland oder meine Eltern sind einfach nur dämlich und haben die hiesige Gesetzesgebung nicht verstanden oder es interessiert sie nicht. Ich glaube es ist eine Mischung aus beiden Sachen. Ich verstehe nicht, was meine Eltern mit diesen Standesdünkel haben. Ich meine, Floras Eltern sind doch einer völlig normalen und alltäglichen Beschäftigung nachgegangen. Und nur weil sie kein Abitur haben, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht intelligent sind. Ein Abschluss sagt nämlich 0,000 % über die Bildung und Intelligenz eines Menschen aus. Mein Blick bleibt am Foto haften. Ich hoffe sie nimmt meinen Brief ernst, denn jedes dieser Worte spiegelt exakt das wieder, was ich empfinde und keines davon ist auch nur ansatzweise übertrieben. Ich scherze bei so etwas nicht, so sehr ich auch sonst für vieles zu haben bin. Aber meine Eltern werden sie wohl oder übel auf kurz oder lang akzeptieren müssen wollen sie jemals Enkelkinder haben. Denn sie ist definitiv die Mutter meiner zukünftigen Kinder. Sie und sonst niemand. Gehe mir bloß weg, mit diesen furchtbaren Bankiers und Juristen oder Arzt Töchtern. Mit denen, denen es wichtiger ist schön und gut auszusehen, als einen guten und standfesten Charakter zu haben. Die sich für so vieles zu Schade sind und die nicht mit anpacken können, weil sie von Kind an auf Ehefrau irgendeines dummreichen Schnösel gezüchtet werden und nichts aushalten. Flora ist auch dann noch da, wenn es uns finanziell schlecht geht, wenn ich krank bin oder sie nicht auf irgendwelche Parties oder High Class Events mitnehme und sie nicht alle 2 Wochen mit meiner Kreditkarte losschicke. Nein so eine ist Flora Gott sei Dank nicht. Sie ist genügsam und holt mich zurück, wenn ich drohe mich selbst zu verlieren, sie jammert und meckert nicht, sondern sie nimmt die Dinge so wie sie sind und macht dann das Beste daraus. Flora liebt mich als Mensch und nicht als reichen Sohn irgendeines Bankdirektors. Und es ist so erfrischend, nicht wegen seines Status sondern wegen seines Charakters und das was einen als Menschen aus macht geliebt und gemocht zu werden. Diese Menschen, die dir ehrlich sagen, wenn du dich Scheiße verhalten hast oder sie gerade nervst, das sind die Besten und die, die am schwersten zu ersetzen sind. So Menschen wie Flora. Ich weiß schon warum ich sie liebe und mein Leben mit ihr verbringen will.

Oh es klopft gerade. Und mein Bruder kommt zur Tür herein. Er hat ein kleines Zettelchen in der Hand. Wenn es das ist, was ich stark hoffe , was es ist, ist mein Tag gerettet. Ich stand also auf und ging auf Nerv zu.


@MyBestFriend

Liza, Flora und die Wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt