.:12:. Meredia

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So wie versprochen, gleich das zweite Kapitel hinterher :)

LG Morwen

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Auf dem Weg zum Haus, sah ich mich immer wieder panisch um. Am Anfang war es nur eine leichte Unsicherheit, doch nun verwandelte sie sich in eine ernste Paranoia. Mich befiel immer wieder der Gedanke, dass Noah gleich aus einem Gebüsch springen und versuchen würde, mich zu töten. Am liebsten wäre ich die letzten Meter zum Haus gerannt, doch mir kam jemand entgegen und ich wollte kein unnötiges Aufsehen erregen. Ich war froh, dass es Nacht war, sodass derjenige nur bedingt meine mit Blut befleckten Klamotten sah. Ich bemühte mich, so natürlich, wie möglich aufzutreten. Die Person beachtete mich nicht weiter, nachdem ich an ihr vorbeigegangen war. Ich rannte nun doch die letzten Meter zum Haus.

Ich schmiss hinter mir die Haustür zu und ließ mich dann keuchend an ihr herunter rutschen. Ich fuhr mir nervös durch meine Haare. Was soll ich denn jetzt bloß machen?! Ich atmete immer noch heftig. Schließlich stand ich auf und ging ins Wohnzimmer, nur um dort auf und ab zu tigern. Tausende Gedanken wirbelten durch meinen Kopf und es kamen immer mehr dazu. Wohin soll ich gehen? Was ist mit Noah? Kann ich ihm vertrauen? Oder bin ich zu naiv, um die Wahrheit zu sehen?

Schließlich fasste ich einen Entschluss. „Ich habe keine Wahl.", sagte ich. „Ich muss die Stadt verlassen."

Ehrlicherweise musste ich zugeben, dass es mir vor diesem Gedanken graute. Ich mochte diese Stadt, ich hatte mich hier heimisch gefühlt. Und wo sollte ich jetzt hin? Ins Meer konnte ich nicht zurück. Auf diesen Fehler wartete mein Vater nur und ich wollte ihm auch nicht diese Genugtuung geben. Doch sollte ich in eine andere Stadt gehen und dort dasselbe machen wie hier? Einfach ein älteres Ehepaar umbringen, um in ihrem Haus leben zu können? Auf die Gefahr hin, dass sich das ganze Szenario noch einmal wiederholte? Oder dass Noah mich schließlich findet und umbringt? Ich war hin- und hergerissen. Denn egal, wo ich mich als nächstes niederlassen würde, Noah würde mich irgendwann überall finden. Neuseeland war schließlich eine Insel, die einzige Wahl die mir bleiben würde, wäre das Land zu verlassen, doch wie? Ich hatte kein Geld, um mir einen Flug zu buchen oder mit dem Schiff zu fahren. Und das Meer war als Speerzone keine Option. Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich so hilflos.

Doch in meinen Gedanken drängte sich immer wieder das Bild von Noah, als wir gemeinsam im Café saßen und er mich anlächelte. Andererseits konnte ich nicht einfach so die Stadt verlassen, wegen ihm. Was, wenn er mich wirklich liebte? Dann würde ich alles kaputt machen, wenn ich jetzt gehen würde. Auf einmal überkam mich eine unbändige Wut. Ich war wütend auf mich selbst, dass ich so unvorsichtig war beim Töten. Wütend darauf, dass ich Noah an mich herangelassen hatte. Wütend darauf, dass mir dieser Kerl einfach nicht aus dem Kopf ging. Wütend darauf, dass ich einfach nicht wusste, was ich jetzt machen sollte. Doch am meisten wütend war ich auf mein Herz, welches zugelassen hatte, dass sich Noah reinschleichen konnte.

„Ich darf nichts fühlen! Ich kann einfach nicht fühlen!", rief ich schließlich aus. Danach ließ ich einen lauten Schrei heraus, um all meinem Frust freien Lauf zu lassen. Aber sehr viel besser fühlte ich mich hinterher nicht. Ich seufzte und fuhr mir erneut durchs Haar.

„Ich muss noch einmal zu ihm.", beschloss ich. „Ich muss wissen, ob er es ernst gemeint hat."

Ich sah an mir herunter, ich hatte immer noch die blutbefleckten Klamotten an. „Doch so kann ich nicht rausgehen.", stellte ich fest.

Ich lief schnell nach oben, um zu Duschen und mir frische Kleider anzuziehen. Als ich damit fertig war, war es bereits früher Morgen und ich ging durch die Tür, die zur Garage führte. Unschlüssig stand ich vor dem Porsche und fragte mich, ob ich ihn nehmen sollte, um zu Noah zu kommen oder nicht. Das Problem war, dass ich noch nie in meinem Leben gefahren war, aber wenn ich mich recht erinnerte, hatte mir meine Schwester Saphir einmal versucht zu erklären, wie es funktionierte. Entschlossen drückte ich auf den Knopf des Autoschlüssels und der Porsche signalisierte mir, durch ein Aufleuchten seiner Lichter, dass er zum Fahren bereit wäre. Ich fand eine weitere Fernbedienung am Schlüssel, durch deren Betätigung sich das Garagentor öffnete. Ich setzte mich in den Porsche und versuchte mich daran zu erinnern, was Saphir mir erzählt hatte. Ich steckte den Schlüssel in das Loch neben das Lenkrad, auf dessen Namen ich gerade nicht kam, dann trat ich die Kupplung durch und drehte den Schlüssel. Und einem Wunder gleich, startete der Motor. Ich lauschte dem leisen Schnurren des Motors und kam zum Schluss, dass es ein Benziner war. Ich schaute mir den Porsche von innen an und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Saphir sagte, glaubte ich, dass man die Kupplung durchtreten musste um einen Gang einzulegen. Ich fand den Schalthebel und versuchte mein Glück. Nachdem ich der Meinung war, dass ein Gang drin war, probierte ich das Losfahren. Erstaunlicherweise funktionierte auch das problemlos.

Die kleine Meerjungfrau - einmal andersWhere stories live. Discover now