Kapitel 1: Schulpyramiden und Plastikpüppchen

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Clary: 

„Das, meine liebe Alexis Natalie Ferrow, ist das Bescheuertste und Unmöglichste, was ich je aus deinem Mund gehört habe und das will, nach all den Jahren, die ich als deine beste Freundin verbracht habe, viel heißen!" Protestierte ich, aber möglichst leise, dass uns unsere Englischvertretung Mr. Prodotzky nicht hörte. Er redete schon ewig mit seinem russischen Akzent daher, sodass ich mich schon längst fragte, warum die Schule überhaupt einen Englischreferendar einstellte, der die Sprache so holprig aussprach, wie man über die Berge außerhalb der Stadt, den Beverage Hills, fuhr.

„Eben, du bist schon seit gefühlten Jahrzehnten meine Freundin und somit mir das schuldig!" Entgegnete Alexis flüsternd, während sie weiterhin ihren Blick durch ihre Fensterglasbrille auf der Tafel ruhen ließ und wie immer mit ihrem Stift mit dem knubbeligen Radiergummi darauf, herumspielte. „Trotzdem...dagegen sieht die Mondentdeckung wie ein Kinderspiel aus! Meine Antwort bleibt nein, nein und nochmal nein!" Zischte ich zurück, während ich hastig versuchte, die Wörter, die Mr. Prodotzky wie in Lichtgeschwindigkeit auf die Tafel kritzelte, mitzuschreiben, sodass mir nach ein paar Minuten schon förmlich die Finger rauchten, mit denen ich tapfer zitternd meinen Füller hielt. „Was ist denn daran so besonders?" Alexis hielt einen Augenblick inne, aber als sich dann unsere verklemmte Vertretung wieder konzentriert wieder der Tafel zuwendete, drehte sie sich um und zog die Augenbrauen ungläubig hoch: „Was ist denn das für eine Frage? Na ja...ich denke, du wirst es in der nächsten Pause verstehen."

Kaum waren wir nach der fast schon unendlich wirkenden Stunde draußen auf dem Schulhof der Grimson High, fragte ich gespielt neugierig: „Also, Frau Ferrow, was wollen sie mir denn so Wichtiges zeigen?" „Hör auf, das ist kein Spaß!" Zischte sie unter ihrem Atem zurück, was nur noch ein breiteres Grinsen auf meinem Gesicht hervorlockte. „Fühlt sich aber so an, du nimmst das so ernst wie eine Doktorarbeit und siehst aus wie ein übereifriger Hamster." Sie warf mir einen Todesblick zu und ich rollte daraufhin mit den Augen. „Okay, Sherlock, was willst du mir sagen?" „Dass wir nicht mal als Käsekrümel auf der Pizza unserer Schulpyramide wahrgenommen werden!" Ironischerweise knurrte bei diesem Statement mein Magen los, wobei ich entschuldigend mit den Schultern zuckte. „Und wo liegt das Problem? Ich mag es, nicht so arg im Mittelpunkt zu stehen, das bedeutet einfach zu viel Stress. Wer ist denn ganz oben auf dieser sogenannten Pyramide?"

Alexis deutete zuerst auf die Jungs, die in einer Ecke mit ihren Nintendos und Taschenrechnern lungerten. „Okay, ganz unten sind die Nerds. Sie sind ganz nützlich bei den Hausaufgaben oder Nachhilfe, ansonsten können sie allerdings ziemlich schräge Freaks sein!" „Hey, Josh ist immerhin bei ihnen!" Verteidigte ich sofort meinen Cousin, der mir sofort zuwinkte. Bevor ich allerdings dem brünetten Jungen zurückwinken konnte, zog Alexis meine Hand runter. „Spinnst du?" Zischte ich sie an, woraufhin sie aufseufzte. „Sorry...es ist nur zu deinem Besten, Clary Jaggins!"

Als ich zum zweiten Mal meine Augen über Alexis übertriebene Wichtigtuerei rollen wollte, unterbrach sie mich mit einem nächsten Statement: „Also, hier..." Sie deutete auf die dunkel gekleideten und geschminkten Typen, die unter dem Baum standen, mit ein paar Kerzen und silbernen Kettchen herumfuchtelten und sich vor der größten Kerze mit zusammen gefalteten Händen und nach unten gesenktem Kopf niederknieten. „...haben wir die Grufties. Bleib von ihnen fern, sie haben zwar einen höheren Rang als die Nerds, aber nur, weil sie wirklich gruselig sind. Einer von ihnen hat in meiner Gegenwart mit Freude einen Frosch seziert und wollte mir das Herz von dem Vieh schenken!" Ich musste schon bei der Vorstellung kichern, ich konnte mir Alexis' vor Ekel triefenden Gesichtsausdruck, einfach die ganze Szene perfekt vorstellen. „Romantischer Ekel...ziemlich attraktiv." Alexis machte eine angewiderte Grimasse, bevor sie sich zu einer anderen Gruppe, die alle ellenlange Haare und Ketten mit riesigen Anhängern in der Form des Peace Zeichens besaßen und von denen der Größte Gitarre spielte, zuwandte.

Welcome To Your Sweet Nightmare (GirlxGirl)Where stories live. Discover now