01 ~Alex Thies

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~ Tabea

Sie war auf der Flucht. Mit dabei die Person, welche im Zug immer neben ihr saß. Alex Thies.

Warum sie sich nicht der Polizei stellten? Das konnte sie selbst nicht beantworten. Sie hätten als Verdächtigte dargestellt werden können. Sie hatten keine Beweise für ihre Unschuld.

Keine 2 Tage später stand ein Artikel in der Brandenburgerischen Zeitung geschrieben. Sie schöpfte Hoffnung, als sie las, dass Überwachungskameras im Zug exestierten. Doch verschwand die Hoffnung so schnell, wie sie gekommen war. Es konnte nur ein Überwachungsfoto sichergestellt werden. Und genau auf diesem Foto war sie und Alex zu sehen. Fantombilder, welche ihnen ähnelten, wurden ebenfalls dem Artikel angehangen. Eine Suche nach ihnen wurde ausgestellt.

Nun saß sie und Alex auf der Bahnhofsbank eines hessischen Bahnhofs. Blick gesenkt. Sonnenbrille und Mütze verdeckten sie. Es fehlte nur noch eine Zeitung vor ihnen, dann wäre die Situation, wie in einem schlechten Film dargestellt worden.

>>Und jetzt?<< Die Frage kam von Alex. Genau das fragte sich Tabea auch schon die ganze Zeit. Was jetzt? Wo sollten sie hin? Oder sollten sie sich doch lieber der Polizei stellen?

Sie zuckte die Schultern. Sie spürte weiterhin den stechenden Blick von Alex auf ihr.

Der Zug blieb quietschend vor der Bank stehen. Der Ton verursachte Tabea Kopfschmerzen.

Sie stiegen hinein. Betraten nun den zehnten Zug, in dem sie mitfuhren. Innerhalb von zwei Tagen.

Sie ließen sich nieder. Verdeckten ihre Gesichter. Sie wussten nicht wohin der Zug fuhr. Es war ihnen egal. Hauptsache sie blieben in Bewegung.

***
Tabea wusste nicht, wie lange sie schon fuhren. Sie wusste nicht einmal, ob Alex überhaupt noch anwesend war. Sein Gesicht ruhte am Glas. Die Lieder geschlossen. Der Mund leicht geöffnet.

Entweder er schlief oder er war tot.

Tabea lehnte ebenfalls ihren Kopf an das Fenster. Genoss die Aussicht, welche sich bot. Leichte Schneeflocken vorm Fenster und dahinter kahle Bäume, die den Sonnenuntergang leicht verdeckten.

>>Bea? Weißt du, wo wir uns befinden?<< Die raue Stimme riss Tabea von der Aussicht. Sie drehte sich zu Alex. Sie wusste nicht, woher sich Alex das Recht nahm, sie Bea zu nennen. Niemand nannte sie bis jetzt Bea.

Sie zuckte ihre Schultern >>Nein, keine Ahnung<<

Das war's. Mehr sprachen sie nicht.

Doch das wurde momentan zur Gewohnheit. In den 2 Tagen, in denen sie schon unterwegs waren, hatten sie kaum geredet. Meistens nur ein paar Sätze...mehr nicht. Sie wusste nichts über den Mann vor ihr. Und genauso wenig wusste er etwas über sie. Doch worüber sollten sie sich auch unterhalten? Er wird ihr ja nicht gleich seine komplette Lebensgeschichte erzählen wollen.

Sie ließ den Blick über die weiteren Passagiere gleiten. Menschen befanden sich kaum in diesem Zug. Es fühlte sich leblos an. Eine altere Dame, mit einem Hund an der Leine, saß ein paar Reihen weiter vorn. Ein junger Mann mit einer Zeitung und einem Aktenkoffer hinter ihr. An der Zugtür zwei weitere Personen. Schwarz gekleidet mit Cap tief im Gesicht. Warteten anscheinend auf die nächste Haltestelle.

Die 2 Personen kamen ihr bekannt vor.

Sie wollte sich kurz aufsetzen, doch ließ ein allzu bekanntes Geräusch sie innehalten. Das Geräusch einer zersprungenen Fensterscheibe. Es kam ihr so vor, als würde sich die ganze Szene erneut wiederholen. Ein Schrei. Schritte. Blut. Und das fallen eines leblosen Körpers.

"Lauf!" Dieses Wort verließ nur leise Tabeas Mund. Ein Wort, welches sich an Alex richtete.

~ Unknown

Ich sehe sie. Sie sieht mich nicht.

Ich sehe alle. Den Mann mit dem Handy, die Dicke mit dem Rucksack, das Pärchen in den abgetragenen Jacken...Auch diejenigen, die sich hinter Masken verstecken. Sie tuen so, als täten sie nie etwas.

Aber niemand macht sich Begriffe, was die alles tun, wenn sie meinen, keiner schaue hin. Ich beobachte sie genau. Ich mach nichts Unrechtes. Ich mach nur meine Arbeit. Biete Menschen, die zu leichtsinnig und irresponsabel sind, um auf sich selbst aufzupassen, eine gewisse Sicherheit.

Wir sind viele. Werden immer mehr. Und sind bestens vernetzt. Natürlich zur Sicherheit der achtlosen Menschheit.

Sie wissen nicht, wer ich bin? Egal...Die Menschheit wird es bald erfahren.

~ Tabea

Sie rannten. Über Bahngleißen, Gehwegen und Feldern. Bis zum nächsten Bahnhof.

Kaum angekommen, schlüpften sie durch die halbgeschlossene Tür eines ICEs. Sie ließen sich auf einen der Plätze nieder.

Der Puls schlug ihr bis zum Hals. Schock und Schweißperlen kennzeichneten ihr Gesicht. Sie schaute sich im Zug um.

Ein Schaffner.

"Fuck", entwich ihrem Mund. Sie suchte in ihrem Gedächtnis, ihrer Jackentasche, den Hosentaschen, vorn und hinten, und in den einzelnen Fächern ihres Rucksacks. Da ist nichts. Es ist weg. Das Ticket ist weg.

Am Ende des Abteils wird es laut, weil...
... 1 Mann in sein Handy brüllt
... 1 Frau ihn anbrüllt, weil er so laut brüllt
... 1 Mann den Schaffner anbrüllt
... 1 Schaffner zurück brüllt
... 1 Brünette sich einmischt
... 1 Blondine sich einmischt

Das Problem? Die 5 Personen haben nur ein Ticket

Da bin ich ja fein raus, denkt sich Tabea, ich habe nur für eine Person kein Ticket.

"Beim nächsten Halt informiere ich die Polizei. Sie begehen eine Straftat" Der Schaffner hebt seine Stimme, ballt die Faust, öffnet sie, geht, drängt sich durch die aufgebrachte Gruppe und hält sein Funkgerät an den Mund.

Sie versteht nicht genau, was der Schaffner sagt, denn...
...1 Handy klingelt
...1 Handy schreit: Ich bin's, dein Handy, geh ran, du Arsch!
...1 Mädchen unbedingt Cola will

Kurz schoss Tabea die Augen.

"Die Fahrkarten bitte" Tabea schaute nach oben. Blickte in die grünen Augen des Schaffners. Shit.

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⏰ Última actualización: Jan 25, 2016 ⏰

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