INTERLUDE I

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PITCH BLACK

Der Schnee fiel unablässig. Zuerst hatte er ihn überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen können, aber wie er nun auf dem kalten, unbarmherzigen Waldboden lag und versuchte, die Verzweiflung in Schach zu halten, bemerkte er die kleinen, weißen Flocken, die sich in seinem kohlrabenschwarzen Haar festsetzten.

Sein Arm war zu schwach, um sich dieser kleinen Unannehmlichkeit mit einer schnellen Bewegung zu entledigen, und um ehrliche Worte zu sprechen, er versuchte es nicht einmal.

Wenn ihn eine unausgebildete Schrottsammlerin im Schwertkampf zu schlagen vermochte — ihn, den großartigen Kylo Ren — dann verdiente er keinerlei Form der Erleichterung.

Die Flocken schmolzen nicht auf seiner Haut und er fragte sich, ob er schon tot war.

Vor einer Stunde hatte es noch nach ihm gerufen, dieses blendend Helle in ihm, aber jetzt, nachdem er mit einem einzigen Schwertstrich seiner Bestimmung nachgekommen war, konnte er sich zum ersten Mal seit langem über Ruhe erfreuen.

Ich werde hier sterben, dachte er und er war überrascht, wie wenig ihm das ausmachte.

Der Schnee schien ihn ersticken zu wollen, so dicht fielen die Flocken inzwischen.

Wieder bebte das Erdreich unter ihm und er fragte sich, was wohl zuerst einträte; der Kältetod oder die vollkommene Annihilation des Planenten.

Sein gesamtes Leben lang hatte er eine Wahl gehabt, es war seltsam ironisch, dass es ihm nicht gewährt werden würde, über seinen eigenen Tod zu entscheiden.

Es tut mir so leid. Ich habe dich enttäuscht, wollte er flüstern, doch seinen tauben Lippen entwich nicht einmal die Andeutung einer Dampfwolke.

Er spürte, wie die Kälte seine Knochen hinaufkroch und seine Gesichtszüge zu erstarren begannen.

Wie lange noch, bis er tot war?

Hinter ihm vernahm er das Bersten von Holz, die Zerstörung schien sich schneller über den Planeten auszubreiten, als er gedacht hatte.

Gleich würde es zu Ende sein. Gleich.

Ben, hauchte der Wind. Ben Solo.

Mein Name ist Kylo Ren!, wollte er schreien. Ben Solo ist tot. Ich habe ihn getötet, wie ich seinen unwürdigen Vater getötet habe!

Doch der Wind hörte nicht und trug das Echo des Namens, den er nie wieder hatte vernehmen wollen, unbarmherzig zurück an sein Ohr.

Ben Solo, seufzte der Wind traurig.

Kylo schloss die Augen und hoffte darauf, dass ihn die Dunkelheit endlich übermannen würde und Frieden einkehren könnte.

Als ihn das Schiff des Generals nur wenige Windböen später vom Waldboden auflas, kurz bevor der Planet in sich selbst zusammenfiel, war er beinahe enttäuscht.



Torn Apart [Kylo Ren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt