Prolog

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Vorwort:

Hallo Liebes,

schön, dass Du auf mein Buch gestoßen bist. Vielleicht kennst Du es noch, als ich es begonnen habe zu schreiben? Denn mein kompletter Account wurde aus heute immer noch unbekannten Grund gelöscht. Somit sind alle Reads (es waren über 16K) und Votes (über 1,5K) weg. Ich war natürlich wahnsinnig ärgerlich und hoffe, dass wir diese Zahlen nochmal schaffen.

Nun wünsche ich euch wahnsinnig viel Spaß beim Lesen. Es ist mein erstes Buch (deswegen bitte nicht so streng sein^^) und handelt von einer Essstörung, mehr aber über Recovery. Ich möchte trotzdem darauf hinweisen, dass vielleicht die ein oder andere Stelle triggernd sein könnte (was ich persönlich nicht so empfinde, aber jeder Mensch empfindet anders).
Kommis und Kritik wären natürlich auch wahnsinnig lieb.^^ Ich schau dann auch gerne mal bei euch vorbei.

Viele liebe Grüße,

Niyaha

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Seit knapp 5 Monaten war ich in der Kinder- und Jugendklinik, aufgrund meiner Anorexie, dem Schneidedruck und den Suizidgedanken. Anfangs hatte ich mich geweigert mir Hilfe zu suchen, doch nach und nach hatte ich bemerkt, dass es die einzige Lösung war, um am Leben zu bleiben.

Aber wollte ich überhaupt Leben?

Leben war ein einziger gleichbleibender Prozess. Man kämpfte, man gewann oder verlor. Doch gewinnen war wie Lotto spielen. Jeder wollte gewinnen, doch selbst hatte man sowieso kein Glück und verlor. Und dann fiel man. Man sank in ein tiefes Loch aus Depressionen, Trauer und Einsamkeit. Aber man lächelte. Man lächelte jeden Menschen an, der einem im Leben begegnete. Man beteuerte, dass es einem gut ging. Versteckte die Schnitte, um nicht zu zeigen, dass man in einen Abgrund gefallen war. Dass man schwach geworden war. Sich für sein Dasein hasste. Zunächst blieb man am Boden liegen. War verzweifelt. Fühlte sich hilflos. Wenn man Glück hatte, wuchs die Motivation zum Leben. Der ein oder andere Gedanke an dem man sich hoffnungslos festklammerte. Was man vielleicht noch tun wollte. Sei es verreisen, Kinder kriegen, heiraten oder doch nur ein Baum zu pflanzen.

Oder die Motivation lag darin, abzunehmen. Dünn zu werden. Und schön. Dadurch beliebt zu werden. Natürlich waren diese Gedanken schön, aber konnte diese der Realität entsprechen?

Dennoch brachten mich diese Gedanken dazu, aus dem tiefen Loch zu klettern. Anfangs bestand der Wille. Dann nach und nach wurde man kreativ, versuchte aus dem Loch zu kommen. Es bestand nur dieses eine Ziel in meinem Leben: Abnehmen, dadurch sicher in den Tod klettern. Mit dem kleinen Trost, wenigstens etwas im Leben erreicht zu haben und dünn zu sterben.Aber es konnte auch genauso gut vorkommen, dass es Menschen gab, die es nicht verstanden, wenn man mit wackeligen Beinen am Rande des Abgrunds. Oder sie wollten es gar nicht verstehen. Sie schubsten dich einfach wieder zurück. Anstatt dir die Hand zu reichen. Dich vollends aus dem Abgrund zu ziehen. Nein, sie gaben dir einen kleinen Schubs und du liegst erneut auf dem Boden und kannst nur hoffen, dass sie nicht noch Steine zu dir hinab werfen.

Zu oft stand ich mit wackligen Beinen am Rand. Am Rand eines tiefen Abgrunds. Und dann kam jemand, sei es Freund oder Feind. Familienangehöriger oder Unbekannter und schubste mich zurück in den Abgrund. In dieses eine Loch, dass mir noch tiefer vorkam, als zuvor. Und dann fing alles wieder von vorne an. Es war ein regelrechter Kreislauf. Und manchmal fragte ich mich, ob ich allein damit war. Ob es nur mir so ging oder ob es da noch andere verlorene Seelen gab, die dies nachvollziehen konnten.

Als ich meine Entscheidung getroffen hatte, hatte ich nicht darüber nachgedacht, ob ich nun Leben wollte. Meine erste Therapeutin war nämlich der Meinung, dass jeder Mensch, der ein gewisses Alter erreicht hatte, fähig war zu Leben. Anfangs verstand ich diese Worte nicht, doch als ich mich nach und nach mehr mit diesen Gedanken beschäftigte, sah ich einen Sinn dahinter. Auch wenn ich nicht glaubte, dass ich fähig war zu leben. Denn hatten wir erstmal das Kindesalter überlebt und waren selbstständig geworden, stand uns nichts mehr im Weg. Physisch betrachtet, konnten wir unser Leben führen und fortsetzen, solange wir gesund waren. Denn wir konnten unseren Körper am Leben erhalten. Ihn mit Essen versorgen. Ihn mit der entsprechenden Kleidung wärmen. Wir waren lebensfähig.

Irgendwo zwischen Anorexie und Liebe Where stories live. Discover now