Soul Snatching - Seelenfangen: Kapitel 4

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© by eyeofthebeholder

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Der Dolch segelte durch die Luft und bohrte sich in das Herz des armen Mädchens. Ich konnte nicht fassen, was ich gerade getan hatte. In all den Jahren in der Schule war ich noch nie auch nur nahe dran gewesen jemanden zu töten. Ich hatte einige Schnitte und Beulen verursacht, aber das Leben einer unschuldigen Person zu beenden war nichts Vergleichbares. Ich wusste, dass ich beim Soul Snatching Leute töten muss, aber das hier war komplett anders.

Ich wusste, dass die Strafe dafür, jemanden in der Schule zu töten, Rauswurf bedeutete. Diese Strafe war nichts im Vergleich zu dem überwältigenden Schuldgefühl, das ich fühlte. Als ich endlich zu dem Mädchen hinüber sah, bemerkte ich den schockierten Ausdruck auf ihrem Gesicht.

"Du hast versucht mich zu töten!"

"Das w-w-wollte ich nicht," stammelte ich and bemerkte dann etwas.

"Warte, wie meinst du das versucht, der Dolch steckt immer noch in deinem Herzen, du wirst jede Sekunde verbluten."

Sie zog wortlos den Kragen ihres schwarzen Shirts herunter, eine Metallrüstung enthüllend, die die meisten lebenswichtigen Organe bedeckte, das Herz eingeschlossen. Es ist nicht ungewöhnlich für Schüler Rüstungen im Wald zu verstecken für den seltenen Fall, dass es ein Keine-Rüstung-Tag war. Natürlich würden sie einen Verweis bekommen, wenn sie sich erwischen ließen.

Mir fiel ein Stein vom Herzen zu wissen, dass ich niemanden umgebracht hatte. Ich konnte nicht anders als etwas besorgt darüber zu sein, wieviel Schuld ich beim Töten verspürt hatte. Bei meinem Soul Snatching kann ich keine Gnade walten lassen. Würde ich mich genau so schuldig fühlen, wenn ich beim Soul Snatching jemanden tötete?

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich das Geräusch meines Dolches hörte, wie er aus ihrem Herzen gezogen wurde. Sie warf den Dolch zurück zu mir und es war eine Erleichterung kein Blut daran zu sehen. Da sie keine Anstalten machte von ihrem Baum zu kommen und ihre Niederlage zu gestehen, warf ich ihr einen bohrenden Blick zu. Sie seufzte und kletterte lautstark herunter. Ich hielt sie an und gab ihr ein Zeichen zu mir zu kommen.

"Hast du vergessen, dass ich meinen Marker auf dich kleben muss?", meine Stimme triefte vor Sarkasmus.

Sie murmelte etwas Unverständliches, aber was auch immer sie sagte klang verdächtig nach Hexe. Sie kam endlich zu meinem Baum und erlaubte mir meinen Marker auf sie zu kleben. Sie überraschte mich ein zweites Mal, als sie ihr Schwert zog und sich auf mich stürzte. Ohne überhaupt nachzudenken schlug ich hart nach ihrem Gesicht. Es machte ein wohlklingendes, knackendes Geräusch. Ich klebte meinen Marker auf sie und ließ sie auf dem Boden liegen.

Irgendjemand wird sie vielleicht bis Ende der Stunde finden, aber ich hoffte insgeheim niemand. Das war was sie verdiente, wenn sie sich mit der Besten anlegt!

Die Glocke klingelte, das Ende der Stunde signalisierend. Ich ging zu meiner Lehrerin, bekam meine extra Punkte dafür nicht verloren zu haben und verließ den Unterricht, glücklicher denn je.

***

Ich ging zum nächsten Unterricht, Überleben 1.4, und schaute mir meine Umgebung an. Der Unterricht fand im Wald statt. Durchschnittlich große Bäume umgaben uns und die Erde war feucht und voll von Insekten. Die meisten der Klasse saßen geistesabwesend herum und versuchten Unterschlüpfe zu bauen. Es gibt einige verschiedene Wege, einen Unterschlupf zu bauen, aber die beste Art ist unter der Erde. So ist es wesentlich schwieriger für deine Gegner dich bei deinem Soul Snatching zu finden.

Ich begann mit meinen Händen in der Erde zu graben, während die Anderen mich dabei anstarrten. Ich sah auf und erblickte meinen Lehrerin, die über mir stand mit ihren Händen in den Hüften.

"Glaubst du wirklich, dass du ein Untergrundversteck bauen kannst? Du und ich, wir wissen beide wie schwierig das ist, warum also gibst du nicht einfach deinen belanglosen Versuch auf."

"Du und ich, wir wissen beide," sagte ich spöttisch, "dass ein Untergrundversteck das beste ist." Ich versuchte so selbstbewusst wie möglich zu klingen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es mir nicht gelang. Ich wusste, dass es fast unmöglich war, ein ordentliches Untergrundversteck zu bauen, aber ich musste es einfach versuchen.

"Brauchst du Hilfe?"

Ich sah auf um ein umwerfendes Lächeln zu sehen. Es war Paul, in den ich schon so ziemlich mein ganzen Leben lang verschossen war. Ich hatte bisher nur ein paar Worte mit ihm gewechselt, obwohl ich ihn schon lange kannte.

"Ich äh-ähm sicher?" stammelte ich als ich ihm Platz machte.

 "Ein Untergrundversteck zu bauen ist schwierig, aber nicht unmöglich."

Zur Antwort nickte ich dümmlich. Der Mann meiner Träume redet endlich mit mir und alles, was ich zustande bekomme, ist ein Nicken!

Er fuhr fort, meine Antwort kaum warnehmend. "Weißt du, Tara, obwohl wir schon seit langer Zeit zusammen zur Schule gehen, kenne ich dich kaum."

Ich wäre am liebsten gestorben. Er wollte mich kennenlernen! Ich grub weiter, während ich mir insgeheim wünschte wie andere Mädchen zu sein, die ihre Nägel gemacht bekommen. Meine Nägel waren jetzt mit Schmutz bedeckt - wie attraktiv. Ich konnte nicht anders als verstohlen auf seine Arme zu schauen während er grub, so wundervoll geformt und stark.

"Was würdest du gerne wissen?" Ich konnte es kaum glauben, dass ich den Mut aufgebracht hatte, meine Stimmbänder zu benutzen.

Er starrte mich für einen Moment an, bevor er antwortete, "Irgendetwas."

Also erzählte ich ihm so ziemlich alles. Ich erzählte ihm wie ich früher viel sorgenfreier war, aber nachdem mein Bruder gestorben war, wurde ich viel zäher. Ich erzählte ihm sogar wie meine Muter mich nicht verstand, da sie nie den Prozess des Soul Snatching durchleben musste. Der Grund dafür war, dass ihre Seele in zwei Teile gespalten war und ihre andere Hälfte starb, bevor er oder sie 16 wurde. Ich redete darüber wie besorgt ich war, dass ich mein Soul Snatching nicht überleben würde und ich mein ganzes Leben mit Trainieren verschwendet hätte. Ich erwähnte sogar meine Angst von denen verletzt zu werden, die ich liebe. Ich konnte nicht glauben, dass ich mein Herz und meine Seele vor einem Kerl ausschüttete, den ich kaum kannte. Er hörte dem Ganzen aufmerksam zu und gab sogar Kommentare und aufmunternde Worte von sich.

Die Glocke klingelte, aber ich wünschte sie täte es nicht. Ich wünschte ich hätte noch Stunden mit ihm dort sitzen und reden können. Ich ging mit einem breiten Grinsen auf dem ganzen Gesicht zu meiner nächsten Unterrichtsstunde.

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⏰ Last updated: Jul 09, 2013 ⏰

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