Willkommen auf Hogwarts

26.5K 882 198
                                    

Amelias Sicht:

Der beeindruckende Anblick von dem sich mächtig vor mir auftürmenden Hogwarts ließ mich eingeschüchtert stehen bleiben. Ich zog die Schultern hoch. 

Wie lange ich gebraucht hatte, um hier her zu kommen. Wenn ich daran zurückdachte, schauderte es mir leicht. Doch jetzt war ich ja schließlich hier, oder nicht?

Beinahe bemerkte ich den Halbriesen gar nicht, der mir mit wankenden Schritten entgegen kam und mir eine Pranke entgegen streckte,  weil ich noch immer so fasziniert war.

„Hallo Amelia. Ich bin Hagrid. Willkommen auf Hogwarts!"

„Hallo", antwortete ich höflich. Schnell sah ich auf den Boden, schien ich mich in seinen großen Augen doch zu sehr zu verlieren.

„Nicht so schüchtern, ich tue keiner Fliege etwas zu leide, glaub mir!", scherzte der Riese. Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Da wäre ich mir aber nicht so sicher.

Dann lief er auf einmal los und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.

Als wir durch die große, hölzerne Eingangstür gingen, erkannte ich viele steinerne Wächter,  hoch oben in der Wand. Sie beschützen die Schule!, dachte ich erstaunt. Aber wovor?

„Ich bringe dich jetzt zu unserem Direktor, Dumbledore! Er sieht zwar etwas durcheinander aus, aber du brauchst keine Angst haben. Er hat einen sehr guten Draht zu deinem Bruder!", er schaute nach hinten und zwinkerte mir zu.

Ich versuchte ein Lächeln, scheiterte aber kläglich. Er besaß zwar ein sehr warmes Gesicht, aber von dem ließ ich mich nicht so schnell täuschen. Hagrid war der erste Halbriese, den ich je gesehen hatte und mein natürlicher Respekt vor solch einer großen Gestalt ließ sich nicht so schnell abschütteln.

Ich wartete nur darauf ab, wann er die erste, unschuldige Fliege unter seinen riesigen Pranken zerquetschte ohne es auch nur zu bemerken.

Wir liefen eine Treppe nach oben, die urplötzlich vor ihm erschien, und hielten vor dem ersten Zimmer an. Die Tür besaß einen sehr angenehmen Rot-ton und einen goldenen Klopfer in Form eines Phönix.

„So, hier wären wir", rief Hagrid mit rauer Stimme und klopfte an.

Ein leises, aber kräftiges „Herein" erscholl und die Tür öffnete sich von Zauberhand. Ich schluckte einmal, dann trat ich kurzerhand ein.

Hinter einem großen Schreibtisch saß ein alter Mann mit grauen Bart und schiefen Hut, welcher erst nach einigen Sekunden von seinen Papieren aufschaute.

Seine eiskalten, blauen Augen studierten mich von Kopf bis Fuß. 

„Ah, Amelia. Schön dass du nach all den Jahren endlich zu uns gefunden hast! Ich weiß, es ist sehr ungewöhnlich am Anfang des Jahres die Schule zu wechseln, aber ich denke, es ist für alle beteiligten das Beste. Du vermisst deinen Bruder bestimmt schon sehr!"

Er musterte mich über den Rand seiner Halbmondbrille. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Natürlich vermisste ich meinen Bruder, das musste ich nicht noch aussprechen. Also nickte ich nur leicht.

Erschrocken fuhr ich zusammen, als Dumbledore urplötzlich in die Hände klatschte und mit guter Laune rief: „ Nun gut, befragen wir den sprechenden Hut, in welches Haus du kommst. Obwohl ich glaube, dass das schon klar ist!"

Ich nickte tapfer und fasste all meinen Mut zusammen, nahm den komischen Hut entgegen und setzte ihn zögerlich auf.

„Ah, ahhh!", ertönte eine zischende Stimme in meinen Kopf, „wen haben wir denn da? Ja, ganz klar. Amelia Lily Potter, du bist eine Gryffindor, genau wie dein Bruder!"

Dann verstummte er innerlich und rief laut krakelend aus: „Gryffindor!"

Ich versuchte nicht erneut zusammen zu zucken. Zufrieden nahm Dumbledore den Hut entgegen und wandte sich der Tür zu: „Du kannst reinkommen. Wir sind so weit!"

Überrascht schaute ich auf. Wer sollte reinkommen?

Doch meine Frage wurde schnell beantwortet, denn die Tür schwang bereits auf und es erschien ein Profil, von dem ich schon lange geglaubt hatte, es für immer verloren zu haben.

Bis vor einer Woche.

Denn in der Tür stand mein Bruder, Harry Potter.

„Harry!", quietsche meine Stimme erfreut auf und ich schlang meine dünnen Arme um ihn. Langsam rollten mir ein paar Tränen hinunter und benetzten mein Gesicht, doch bei Harry war es nicht anders.

„Amelia! Ich habe gedacht, ich sehe dich nie wieder!" Man konnte ihm die unbeschreibliche Freude deutlich anhören, mich endlich wieder zu haben. Seine Stimme bebte.

 Meine Gefühle schlugen Purzelbaum. Jetzt waren wir beide schon Fünfzehn.

Ich lehnte mich ein wenig zurück und musterte ihn: „Harry, was ist los? Du siehst nicht gut aus!" Liebevoll strich ich über seine harten, von tiefen Gefühlen geprägten Wangenknochen.

„Es passieren einige Verrückte Dinge hier in Hogwarts. Nicht nur jetzt", stammelte er, "eigentlich jedes Jahr, in dem ich hier war..."

„Warum bist du dann noch hier?", ich verstand ihn einfach nicht. Ich spürte, wie Dumbledore uns beide beobachtete und wollte am liebsten hier raus, mit Harry alleine sein.

Er strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und antwortete leise: „So einfach ist das nicht."

„Hmmm", meinte ich nur. Ich sah ihn immer noch fragend an. Wir hatten uns noch so viel zu erzählen...

„Komm mit, wir können auch noch später in Ruhe reden! Jetzt stell ich dir erst einmal meine Freunde vor!" er drehte sich um und dankte Dumbledore noch, bevor er mit mir im Schlepptau das Büro verließ.

Jetzt wurde es interessant. Wie hatte er sein Leben ohne mich gemeistert?


Mein Bruder Harry Potter #Draco MalfoyWhere stories live. Discover now