Kapitel 2: Für immer gebrandmarkt

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Don Quichotte De Flamingo? Ein wirklich ungewöhnlicher Name, so einen habe ich vorher noch nie gehört, aber er scheint zu den wichtigen Menschen zu gehören, denn alle im Saal sehen ihn mit großen Augen an... ich kann nicht deuten, ob ihre Augen vor Bewunderung oder vor Angst geweitet sind.

»Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Produkt!«, ruft der Verkäufer durch den Saal und legt seine Hand auf meine Schulter. Der Mann, der mich kurz vorher auf die Bühne brachte, stellt sich zu mir und packt mich an meinem Arm, um mich von der Bühne hinunterzubringen.

»Was wird jetzt mit mir gemacht?«, frage ich, sobald wir die Bühne verlassen haben, aber er antwortet mir nicht, warum sollte er auch. Für all diese Menschen bin ich nichts weiter, als ein Produkt. Wir gehen durch einen Flur, der hell von Lampen an den Decken beleuchtet wird. Links und Rechts von uns sind mehrere Türen, mit verschiedenen Nummern darauf. Eine Tür steht offen und ich sehe das Kind, welches vorhin von seiner Mutter getrennt wurde, sitzend in einer Ecke des Raumes, vor ihm ein Mann mit einer Glaskuppel auf seinem Kopf.

»Jetzt steh schon auf!«, brüllt der Mann und holt mit seiner flachen Hand aus. Ich kann mir das nicht mitansehen, weshalb ich meinen Blick wieder nach vorne richte, dabei balle ich meine Fäuste zusammen. Was ist das nur für ein Ort und weshalb lässt man so etwas zu?

»Könnten Sie mir bitte sagen, wo wir hingehen?«, frage ich, dieses Mal forscher, als zuvor und dieses Mal dreht der Mann seinen Kopf zu mir, während wir weiter den Flur entlanglaufen.

»Du wurdest gerade verkauft, ich bringe dich jetzt in einen Raum, in dem du warten musst, bis dein Meister kommt.« Das alles klingt immer noch so unecht, wie ein schlechter Scherz. Mein... Meister?

»Verkauft?«, wiederhole ich sein eigenes Wort, bloß in einem anderen Ton.

»Sie können hier einfach so Menschen verkaufen, wie Ware, ohne, dass etwas dagegen unternommen wird?«

»Du scheinst neu hier zu sein«, seufzt der Mann und wendet seinen Blick wieder von mir ab.

»Die Weltaristokraten können machen, was sie wollen; es hindert sie Niemand daran. Sie könnten dich auch einfach töten und Niemand würde sich darum kümmern.« Weltaristokraten? Dieser Begriff kommt mir bekannt vor, allerdings kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wann ich ihn zuletzt gehört habe. Diese Bezeichnung ist mit Sicherheit ein anderes Wort für die Himmelsdrachenmenschen.

»Und Sie? Sind Sie auch ein Weltaristokrat?« Wir bleiben vor einer Tür stehen, mit der Aufschrift 22 darauf.

»Nein«, er lacht.

»Ich bin ein einfacher Mann, der die Drecksarbeit für diese Weltaristokraten erledigt.«

Er öffnet die Tür und der Raum ist groß, allerdings hat er wenig Dekoration. An der Wand befindet sich eine lange Couch im pastellen Rosa, davor ein kleiner Glastisch. Links und Rechts an den Wänden stehen Stühle aus Holz in einer Reihe entlang gestellt. Es sind ungefähr 8 Stühle, Links sind vier, genauso wie Rechts. Auf einem Stuhl sitzt ein kleines Mädchen, ungefähr zehn Jahre alt. Sie hat schwarzes, kurz geschnittenes Haar und senkt ihren Kopf, sodass ich mir ihr Gesicht nicht ansehen kann. Wie ich trägt auch sie diesen Halsring, ihrer ist allerdings etwas lockerer, da ihr Hals schmal ist und ebenfalls wie ich, trägt sie ein weißes Kleid, das ihr bis zu den Knien geht.

»Viel Glück«, sagt der Mann und öffnet mit einem Schlüssel das Schloss meiner Handschellen, nimmt sie an sich und verschwindet dann aus dem Raum. Ich setze mich auf einen freien Stuhl, direkt neben dem Mädchen und lege meine Hand auf ihre Schulter.

»Hallo Kleine... wie heißt du?«

»Ich heiße Florine«, antwortet sie ruhig und hebt ihren Kopf etwas an, sodass ich in ihre grünen Augen sehen kann.

𝑱𝒖𝒏𝒈𝒆𝒓 𝑴𝒆𝒊𝒔𝒕𝒆𝒓 | 𝑽𝒆𝒓𝒈𝒆𝒔𝒔𝒆𝒏, 𝑽𝒆𝒓𝒌𝒂𝒖𝒇𝒕, 𝑽𝒆𝒓𝒍𝒊𝒆𝒃𝒕Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt