Ich keuchte und versuchte, den starken Griff um meinen Hals zu lösen, doch der Druck um meine Kehle nahm nur noch mehr zu.

Was war da los?! Plötzlich bangte ich um mein Leben, und ich zappelte, um von meinem Peiniger loszukommen. War das hier ein Scherz?! Oder war es Ernst?

Ich tippte auf ersteres, denn der Griff wurde gelockert, so als würde er spüren, dass ich mich fürchtete.

Falsch gedacht.

Mit einer immensen Kraft wurde ich zu Boden geschleudert und meine Handflächen waren blutig, als ich mich damit auffangen wollte.

Nach Luft ringend wollte ich emporsehen, wer es war, als mich etwas in meiner Magengrube traf. Die Übelkeit schoss wieder in mir Hoch und das Blut pochte mir in den Ohren, so dass ich, als er sprach, beinahe nichts verstand.

„Guten Abend, Sky.“ Seine Stimme war rauchig und er lachte ohne eine Spur Freude.

Ich blinzelte überrascht empor. „K... Keith?“, murmelte ich leise und hustete. Es klang eklig verschleimt und mein Mund fühlte sich trocken an.

Er legte den Kopf schräg und seine Piercings funkelten, als er zu mir hinabstarrte. „Warum so überrascht? Hast du etwa jemand anders erwartet?“, fragte er unschuldig und lächelte böse. Mein Gehirn fing wieder an, richtig zu arbeiten, und plötzlich wurde es mir klar.

Die SMS war nicht von Louis.

Jeder Herzschlag schmerzte jetzt, als ich verzweifelt nach einer Lösung suchte.

Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er sich neben mich hinkniete und mir sanft übers Haar fuhr.

„Hast du mich vermisst?“, fragte er leise und beobachtete erfreut, wie ich zu zittern begann. Augenkontakt vermeiden, Sky, vermeide Augenkontakt, redete ich mir ein und wich seinem Blick aus.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als er meinen Kopf brutal am Haar in den Nacken riss

und mich so zwang, ihm in die Augen zu sehen.

„So, du kleine Schlampe.“ Keiths Worte waren nur ein Zischen und liessen mir das Blut in den Adern gefrieren. Helft mir, flehte ich gedanklich, als Keith mich grob beim Kinn packte und mir in die Augen starrte.

„Was habe ich dir noch einmal gesagt, was du tun sollst?“

Er löste seine Hand von meinem Kinn, damit ich sprechen konnte, doch ich brachte kein Wort heraus.

„Antworte mir, Hure!“ Die Ohrfeige liess mich meinen Kopf zur Seite drehen, so stark schlug Keith zu. Ich spürte wortwörtlich, wie meine Haut an der Stelle rot wurde, und Tränen standen mir in den Augen.

„Ich... ich... sollte mich fernhalten... von Louis.“ Meine Stimme klang tränenerstickt und ich hoffte, dass er nicht nochmal zuschlagen würde.

„Und... hast du das gemacht?“ Keiths Stimme war ruhig.

„N... nein“, gab ich zu und biss mir auf die Unterlippe.

Keith nickte zufrieden und stand auf. Er ging einige Schritte von mir weg und blieb da stehen. Er sah aus, als würde er nachdenken, und ich nutzte das kleine bisschen Zeit, um tief durchzuatmen. Wegrennen würde nichts bringen, da war ich mir sicher.

„Habe... ich mich damals... etwa nicht klar genug ausgedrückt?“, fragte Keith schliesslich leise.

„D...doch“, stotterte ich und er fuhr herum. Seine dunklen Augen bohrten sich in meine, als er mit langsamen Schritten wieder auf mich zukam.

Bevor ich mich versehen hatte, hatte Keith mich an den Armen gepackt, mich hochgezogen und gegen einen Baum geknallt.

Ich zog scharf Luft ein, als sein Gesicht nur noch einige Zentimeter von meinem entfernt waren. Mein ganzer Körper schmerzte und ich versuchte, ihm nicht ins Gesicht zu husten, als ich seinen Atem in meinem Gesicht spürte.

„Dann lass mich das noch einmal klarstellen. Halt dich fern von Louis. Er gehört meiner Schwester, hat er schon immer, und wird er immer. Ist das klar?!“, fauchte er und ich versuchte, ruhig zu atmen.

Kein Ton kam heraus, als ich sprechen wollte, und sein Griff um meine Oberarme verstärkte sich noch mehr, so dass es mir das Blut abschnürte.

„HAST DU MICH VERSTANDEN?!“, schrie er und knallte meinen Kopf gegen den Stamm. Immer und immer wieder. Ich spürte nichts mehr, als ich zu Boden sackte und dort liegen blieb. Ich starrte geradeaus, unfähig mich zu bewegen, und nahm erst einige Sekunden danach wahr, was da vor sich ging und warum er mich losgelassen hatte.

Eine Kapuzengestalt kauerte über dem am Boden liegenden Keith und schlug auf ihn ein.

Keiths Schmerzensschreie drangen langsam in mein Bewusstsein ein, und mir wurde plötzlich schwummrig, als ich realisierte, was sich da vor mir abspielte.

Die Kapuzengestalt erhob sich, riss Keith auf die Füsse und schleuderte ihn gegen einen nahegelegenen Baum.

Blut tropfte an Keiths Stirn herunter, und sein Mund war ebenfalls verdächtig rot.

Sein Blick flackerte zu mir, beinahe hilfesuchend, und ich rappelte mich hoch.

Nein, ich würde ihm nicht helfen.

„Das hätte ich nicht von dir erwartet.“ Als ich die Stimme der Kapuzengestalt hörte, blieb ich stehen.

Das konnte nicht sein.

Meine Knie begannen zu zittern und ich fuhr mir mit zittrigen Hände durch die Haare, nur um klebriges Blut an meinem Hinterkopf vorzufinden.

Ich merkte, wie ich zu hyperventilieren begann, als ich meine Hand anstarrte. Das war zu viel für mich.

Was war nur aus meinem Leben geworden?

Ich sah gerade rechtzeitig wieder Keith und der Kapuzengestalt um zu sehen, wie Keith zusammensackte und am Fusse des Baumes liegen blieb.

Regungslos blieb ich stehen und wartete auf die Reaktion des Typen, der da mit mir im Park war.

Seine Finger zuckten, als er auf Keith hinabsah. Es war jetzt still, nur das Plätschern des Brunnens war noch zu hören und die vereinzelten Stimmen der Vögel, die vor sich hinpfiffen.

Ein erschrecktes Geräusch entfuhr mir, als die Kirchenuhr viertel nach 2 schlug, und ich starrte den am Boden liegenden Keith an.

Er sah nicht gut aus. Sein Gesicht war blutbedeckt, seine Stirn war wohl aufgeplatzt.

Ich räusperte mich und begann mit zittriger Stimme zu sprechen. „Ist... ist er...?“

Die Kapuzengestalt kniete sich hin und griff sich Keiths Handgelenk.

„Er lebt noch.“

Diesmal war ich mir sicher, wer es war. Langsam ging ich auf die Gestalt zu und mein Blick fuhr über seine Hände, an denen Blut klebte. Ich konnte nicht unterscheiden, ob es sein eigenes oder Keiths Blut war, doch die Ringe an seinen Fingern liessen mich sicher sein, dass er es war.

Als ich direkt neben ihm stand, griff ich zögernd nach seiner Kapuze und zog sie ab.

Louis' Haar war verwuschelt, Schweiss bedeckte sein Gesicht und Hass stand in sein Gesicht geschrieben.

Mein Atem stockte, als er den Kopf hob und mir direkt ins Gesicht sah.

StrangerWhere stories live. Discover now