Und da ich Alex beim Verstecken heimlich beobachtet habe (zu meiner Verteidigung, er sagte "schau nicht hin" und diese Worte sind doch für JEDEN eine Einladung, unauffällig hinzuschauen) wo er die Schusswaffen versteckt hatte, hatte ich keine Probleme, sie sofort wiederzufinden. Ich fand sogar die mit Schalldämpfer. Besser kann's ja nicht kommen. Mit der Waffe und ausreichend Munition schlich ich mich wieder zum Scheißstand. Dort lud ich die Waffe und entsicherte sie. Ich rief mir Alex' Aufgaben in den Kopf. Dann spannte ich mich an, zielte auf eines der Pappziele und drückte ab.

Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück ging, ging es mir überraschend gut. Ich war nur ein bisschen aufgekratzt. Aber soo müde, wie ich erwartet hatte, war ich nicht. Im Speisezelt angekommen setzte ich mich zu Alex und grinste ihn motiviert an. Er hob eine Augenbrauen "Alles klar?". "Jaa, alles super" sagte ich begeistert. Und das war echt so, die letzte Nacht verlief besser als gedacht. Ich habe alle von Alex Aufgaben geschafft, was für mich schon mal ein super Fortschritt war. Mein Trainer wird Augen machen. Außerdem war ich nicht erwischt worden. Nicht von der Nachtwache und auch nicht von irgendwelchen anderen Rebellen. Ich konnte alles in Ruhe wieder aufräumen und alle Spuren beseitigen. Ehrlich gesagt lief im großen und ganzen alles perfekt. Jedenfalls Millionen mal besser als meine bisherigen Nachtmissionen. Normalerweise habe ich da nicht so Glück. Ich hatte sogar den Plan, jetzt öfters Nachts zu üben. Immer mit einer Nacht Pause dazwischen oder so. Es half mir auf jeden Fall und die Zeit war zu kurz um jede Nacht durchzuschlafen. Ich durfte gar nicht daran denken, dass ich in zwei Wochen den Regierungsbezirk stürmen muss... Oje. "Können wir?" riss Alex mich in dem Moment aus meinen Gedanken. Ich nickte und folgte ihm raus zum Trainigsplatz. Es war ein schöner Spätsommertag, perfekt zum Trainieren.

Angekommen machten wir uns erstmal warm, dann holte Alex die Waffen aus dem supergeheimen Versteck und drückte mir eine in die Hand "Das gleiche wie gestern. Probier es noch mal". Ich lächelte soegessicher und entsicherte die Waffe. dann trat ich auf die Ziele zu. Kurz schloss ich die Augen und konzentrierte mich. 'Machs einfach wie heute Nacht' ermahnte ich mich. dann hob ich den Blick, fixierte die Ziele und schoss. gleich beim ersten mal schaffte ich die ganze Kombi zielsicher. Grinsend drehte ich mich um. Alex starrte mich mit offenem Mund an "Was...?". "Mund zu, es zieht" lachte ich "und ich bin eben ein Naturtalent". Alex schloss den Mund , sah mich jetzt aber misstrauisch an "Du bist kein Naturtalent, Lu". Ich runzelte die Stirn "Doch, ich...". "Nein Lucy" unterbrach er mich "bist du nicht. also was verheimlichst du mir?"

"N-nichts" stammelte ich überfordert und trat einen Schritt zurück "warum glaubst du mir nicht, dass ich es einfach geschafft habe?". Er verschränkte die Arme vor der Brust und kam auf mich zu "Weil du gestern drei verdammte Stunden nicht sehr erfolgreich versucht hast, diese Kombi zu meistern und jetzt schläfst du eine Nacht drüber und beherrschst sie plötzlich perfekt" er zog eine Augenbraue hoch "nicht sehr realistisch". "Es ist aber nun mal so, du hast es doch mit eigenen Augen gesehen!" beschwerte ich mich, blieb stehen und streckte das Kinn hoch. Er kam immer näher bis wir unmittelbar voreinander standen. Er sah zu mir runter "Vielleicht hast du ja heimlich geübt?". Sein Atem strich über mein Gesicht und ich musste mich sehr konzentrieren, mich nicht von seinem angenehmen Duft ablenken zu lassen. Auch seine Lippen, die nur Zentimeter entfernt von meinen waren, machten die Sache nicht gerade leichter. "Niemals" brachte ich dann irgendwann angespannt raus. Er lachte rau "Mache ich dich nervös?". "N-nein" stotterte ich und versuchte überall hinzuschauen, außer in seine spöttisch blitzenden Augen. In Wahrheit war ich mehr als nervös. Mein Herzschlag raste und ich hatte etwas schweißige Hände. Er grinste mich an "Ach nein?". Dann beugte er sich noch weiter zu mir runter. Ich spürte die Wärme, die von ihm ausging und unser Atem vermischte sich. Als Alex dann auch noch die Hand hob und federleicht über meine Wange strich, musste ich die Augen schließen und mich konzentrieren, um nicht einfach umzukippen, so weich waren meine Knie. Ich hörte Alex' leises Lachen und dann spürte ich seine Lippen endlich auf meinen.

Erleichtert lehnte ich mich gegen ihn und schlang meine Arme um seinen Nacken. Seine Hände landeten auf meiner Hüfte und der Kuss wurde leidenschaftlicher und hungriger. Nach einigen Sekunden löste er sich atemlos von mir. ich lächlte zu ihm hoch "Ja, du machst mich nervös". Er lachte und drückte mich dann in eine Umarmung "Du mich auch. Mehr als du ahnst". Ich war überrascht von der Tatsache, sagte aber nichts. Einige Minuten verharrten wir schweigend so, dann flüsterte Alex mir ins Ohr "Wir sollten weiter Trainieren". "Ja" flüsterte ich und trat zurück. "Okay, drei Runden joggen" sagte er wieder mit seiner Trainer-Stimme "Und Lucy, nur damit das klar ist: ich habe deine tolle Schieß-darstellung nicht vergessen. Ich behalte dich im Auge".

Letztendlich trainierte ich jetzt nicht jede zweite Nacht. Einerseits wäre das zu anstrengend, andererseits hatte Alex ja auch nicht jeden Tag Aufgaben für mich, die ich nicht meisterte. Viel schaffte ich auch Vormittags. Nur wenn ich mal wieder bei einer Sache komplett versage, wagte ich mich Nachts heraus, aber das auch deutlich vorsichtiger. Inzwischen waren wir auch in der letzten Woche des Monats, den Dennis mir Zeit gegeben hatte. Daher fand ich sowieso keinen schlaf. Die Nervosität und Angst nagte an mir. Ich bin nicht soweit, noch lange nicht. Inzwischen kann ich zwar mit allen möglichen Schusswaffen einigermaßen umgehen und auch im Nahkampf habe ich mich deutlich verbessert, aber ich war nicht so gut, durch den gesammten Regierungsbezirk zu kommen und Präsident Willow zu töten. Abgesehen davon, dass ich eigendlich niemnden töten wollte und dieser Mann auch noch Familie hatte, war ich mir nicht mal sicher, bis zu ihm zu kommen. Was, wenn ich vorher einfach sterbe? Was machen die Rebellen dann? Solche Fragen hielten mich wach, als ich mich in der zweiten Nacht am Stück raus schlich. Eigentlich war ich total übermüdet, denn auch Alex hatte im täglichen Trainig ordentlich zugelegt, damit er mir vor der Mission noch so viel wie möglich beibringen kann. Ich fühlte mich auch ein bisschen wie unter Droge. Ich war aufgekratzt und reizbar und hysterisch. Und schlaflos, obwohl ich seit über 24 Stunden nicht geschlafen habe und in der Zeit auch noch fast ausschließlich trainiert habe. Trotzdem schlich ich mich raus, ich wollte nicht tatenlos rumliegen, wenn ich demnächst die ganze Stadt retten soll. Allerdings kam ich in dieser Nacht nicht weit. Genau genommen bis zu den Pfad, der zum Trainigsplatz führt. Als ich dort ahnungslos entlangschlich, griff plötzlich eine Hand hinter einem Baum hervor und zog mich grob vom Weg. Noch bevor ich schreien konnte, legte sich eine zweite Hand auf meinen Mund und eine tiefe Stimme sagte "Schhh, wir wollen doch niemaden wecken"

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