1. Der Anfang

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Ein paar Einstiegsinformationen: Ich heiße Lucy, komme aus der Unterschicht, meine Eltern sind geschieden, und ich habe einen älteren Bruder der vor 5 Jahren von Zuhause abgehauen ist. In unserem Land herrscht seit längerer Zeit Krieg, weswegen viele Menschen geflüchtet sind, und hier nur noch die wohnen, die zu wenig Geld oder andere Gründe hatten, hier zu bleiben.
Ich war fast 17 Jahre alt, als alles begann. Es fing mit einem Streit an. Die genauen Gründe dafür weiß ich nicht mehr, aber mein Vater war betrunken auf mich losgegangen, hatte mich verhöhnt und mir zum hundertsten mal gesagt, wie nutzlos und schlecht ich wäre... Jedenfalls rannte ich blind von Tränen nach draußen, immer und immer weiter, fiel ein paar Mal hin, rappelte mich wieder auf, blieb irgendwo hängen, rannte weiter... Es wurde schon dunkel und eigentlich wusste ich auch, dass irgendwo in der Umgebung ein Militärlager sein musste, aber das war mir egal. Ich wollte einfach nur diesen Schmerz loswerden, der tief in meinem Herzen saß. Mein Vater hatte die Wunden wieder aufgerissen, die gerade fast verheilt waren... Irgendwann kam ich an einen Weg und brach einfach zusammen. Was dann passierte nahm ich nur verschwommen wahr. Eine ölige Stimme kam aus dem Nichts, dann tauchte ein Mann über mir auf, er muss etwas älter gewesen sein. Er roch nach Schweiß und Alkohol. Ich spürte Hände an meinem Körper, an Stellen wo keine fremden Hände sein sollten, mir wurde kalt, ich versuchte mich zu wehren, aber hatte keine Kraft mehr. Es war unangenehm, ich versuchte zu schreien, irgendwas zu machen. Dann tauchte ein zweiter Mann auf und ich bekam noch mehr Angst. Aber dieser Mann war mein Retter. Die Hände auf mir verschwanden, ich hörte ein paar dumpfe Schläge, ein gemurmeltes "widerlicher Mistkerl" und unterdrücktes Schnaufen. Ich wurde hochgehoben und für einen Moment sah ich im Schein einer Straßenlaterne das Gesicht des zweiten Mannes. Er hatte kurze schwarze Haare, dunkle Brauen und volle Lippen. Er flüsterte mir etwas mehrmals zu während er mich trug, aber ich verstand ihn nicht. Ich zitterte am ganzen Körper, mein Gesicht fühlte sich starr an, mein Sichtfeld hatte schwarze verschwommene Ränder und ich konnte nichts denken. Dann verlor ich das Bewusstsein.

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