KAPITEL 10

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KAPITEL 10

Ich starrte das Schild an. Tatsächlich hatte ich Angst. Was war wenn er wirklich da drin war? Wenn er mit einer Frau da war? Wenn er richtig gut aussah? Wenn er scheiße aussah?

Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte. Was ich erwarten konnte. Immerhin hatte ich ihn einfach stehen lassen.

Im Nachhinein musste ich zugeben, dass es Hollywoodreif gewesen war. Immerhin hatte er mir seine Liebe gestanden vor fast zweihundert Leuten. Auch wenn es vermutlich nur zwei Leute gewusst hatten, als er es tat. Und ja ich war wütend gewesen, ich war mehr als wütend gewesen. Doch ich hatte mich in ihn verknallt als ich ihn das erste Mal gesehen hatte.

Ich hatte mir immer gedacht, warum alle Männer auf Louise standen. Warum sie mich immer nur als Freundin sahen. Warum sie mich baten ihre Angebetete zu fragen.

Jetzt wusste ich allerdings, dass ich es verhindert hätte. Ich wäre abgehauen. Ich hatte Angst bekommen, plötzlich war es ich die Angst hatte. Was wenn er es sich anders überlegte? Wenn er sich denken würde, dass ich nicht gut genug war? Das ich halt nicht Reagen, seine perfekte Frau, war?

„Willst du jetzt reingehen?" Hörte ich Tristan und sah ihn an. Er stand neben mir und es hatte für ihn vermutlich mehr als nur dämlich ausgesehen haben müssen, hier zu stehen und zu starren.

Ja wollte ich eigentlich rein gehen? Es war immerhin kurz nach halb eins. Die Bar hatte vor zwei ein halb Stunden geöffnet. Und ich war eigentlich nicht scharf darauf zu wissen, wer jetzt gerade darin saß und trank.

Schlimmer noch war es das ich nicht wissen wollte, ob Tanner drin saß und trank.

Ich schluckte und setzte ein Lächeln auf. „Ja. Klar." Ich hatte Angst. Und doch konnte ich es kaum erwarten Tanner zu sehen.

Gerade als ich mich aufraffen wollte und einen Schritt machte, sah ich Tanners Wagen auf den Parkplatz fahren.

Er parkte, stieg aus und kam auf mich zu. Doch er wirkte verändert. Er war irgendwie abwesend, denn er sah mich erst, als er schon ein paar Meter vor mir war und stehen blieb.

Für gefühlte Ewigkeiten sah er mich an, starrte nur. Ich tat es ihm gleich. Er war unrasiert, sein Hemd steckte nur zur Hälfte in seiner Hose und unter seinen Augen waren dunkle Ringe.

Er sah nicht gut aus. Plötzlich wandte er sich von mir ab, rannte förmlich zum Wagen zurück, stieg ein, startete den Motor und fuhr vom Hof.

Er bog nach links auf die Straße, was ein Zeichen war, dass er nachhause fuhr.

„Was war das denn?" Hörte ich Tristan fragen. Schnell reichte ich ihm meine Tasche. „Geh da rüber ins SmithInn. Ich muss los." Dann rannte ich auf den Wagen zu, den Wesley uns gegeben hatte und folgte Tanner.

Ich hatte keine Zeit mehr zum Denken. Ich musste mit ihm reden und so wie es aussah, früher als später.

Eigentlich hatte ich mir gewünscht, dass er mir um den Hals fiel. Dass er mich freudestrahlend begrüßte, nicht das er davon lief. Schon wieder.

In dieser Beziehung waren wir uns echt zu ähnlich.

Wir liefen immer weg. Doch jetzt wollte ich nicht mehr wegrennen. Das war doch albern.

Wir waren erwachsen und rannten vor uns gegenseitig davon. Das war wirklich albern.

Als ich auf den Hof fuhr, sah ich Tanner, wie er gerade im Haus verschwand. Also parkte ich, sprang förmlich aus dem Wagen, rannte auf die Tür zu, riss sie auf und folgte ihm Richtung Küche.

Doch er tat mir nicht den Gefallen in der Küche zu bleiben, sondern verließ das Haus wieder durch die Terrassentür und ging auf den Hügel.

Normalerweise hätte ich mich gewundert, warum er so schnell war. Doch ich wusste, dass er wusste, dass ich ihm direkt auf den Fersen bin.

GRAHAM GREEN- Regen und DonnerOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz