Prolog

20 1 0
                                    

Sie sitzt auf einem schmuddeligen Bett, in einem ansonsten leeren Raum ohne Fenster. Eine nackte Glühbirne spendet fahles Licht, beleuchtet ihre strubbelige, blonde Mähne, das Gesicht, große Augen, im Zwielicht kaum zu sehen. Nur der Glanz zurück gehaltener Tränen verrät ihren Gemütszustand.

Im Schneidersitz sitzt sie da, sie knetet ihre Hände ununterbrochen und sieht hektisch hoch, als eine Tür aufgeht.

Sie weicht zurück bis an die graue, kahle Wand und versucht ihr hektisches Keuchen unter Kontrolle zu bringen.

Ein Mann tritt zu ihr ans Bett, schwarz gekleidet, muskulös. Gefährlich.

Sie wimmert kurz, doch sie kann sich fassen und schaut ihm ins Gesicht, hält seinem Blick stand.

"Warum tust du mir das an?", fragt sie ihn leise, die Stimme fest und gefasst. Er setzt sich zu ihr ans Bett, nimmt ihre zitternde Hand zwischen seine.

"Ich tue gar nichts. Du hast es getan", antwortet er ihr, und zieht sie an sich. Einen Moment legt sie ihren Kopf an seine Brust, doch dann reißt sie ihn hoch, knallt ihn gegen sein Kinn und springt über ihn hinweg. Er stöhnt auf, kann sie jedoch fassen und hält sie an der Hüfte fest. Sie brüllt und faucht wie ein wildes Tier, kratzt und schlägt um sich, doch er zieht sie aufs Bett zurück und legt ihr Ketten um die Handgelenke. Sie wehrt sich aus Leibeskräften, kann jedoch nichts tun.

Der Mann steht auf, wischt sich Blut von der Lippe, sieht sie an.

Sie ist ganz ruhig. Plötzlich lächelt sie. "Du bist so schwach", flüstert sie, und dann fängt sie an zu lachen. Sie lacht wie eine Wahnsinnige, laut und aus dem Bauch heraus, ihr ganzer Körper wird geschüttelt.

Der Mann flieht aus dem Zimmer. Sowie die Tür ins Schloss fällt hört sie auf zu lachen. Sie starrt an die Decke. Eine Träne läuft ihre Wange hinunter.


HypergirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt