Von Nuttenkleidern und einer Mistkuh namens Miss Summers

1.2K 51 4
                                    

Hallöchen Popöchen ^^

Ich hab lange nichts mehr von mir hören lassen, weil ich dachte, es würde eh keiner meine Story lesen -war jedenfalls nach gut drei Wochen so. Danach hab ich nicht mehr nachgeguckt. Jetzt habe ich festgestellt, dass doch einige sie gelesen haben und ich sogar gefragt wurde, wann ich denn jetzt weiter schreiben würde - das mache ich jetzt wieder. Wie oft geupdated wird, ist nicht sicher. Vielleicht täglich, vielleicht einmal in der Woche. Je nach dem, wie ich Zeit habe ;) Also, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen

________________

"Ich frage mich, wie wir verwandt sein können", brumme ich grimmig. Lucy hatte diesen Nachmittag frei und hat bestimmt, dass wir uns einen Film ansehen.
Also haben wir es uns auf dem Sofa im Wohnzimmer mit zwei Schüsseln Popcorn (Lucy mochte nur süßen, aber ich könnte davon kotzen!) gemütlich gemacht. Das Problem bei uns war aber jedes Mal, sich für einen zu entscheiden.
Nach einer unserer üblichen Diskussionen, die nicht selten einige Minuten, wenn nicht sogar Stunden in Beschlag nahmen, habe ich mich breitschlagen lassen, "Sex and tue City 2" zu gucken.
"Ach komm. Wir können doch nicht jedes Mal Herr der Ringe oder Harry Potter gucken", hatte Lucy kopfschüttelnd gemeint, als ich wieder mein aussagekräftiges und überzeugendes Argument nannte, dass man von Orlando Bloom einfach nie genug haben könne.
"Aber wir haben auch schon mindestens tausend Mal miterlebt, wie Carrie kurz davor ist, Big zu betrügen", hatte ich gemurmelt.
"Aber du findest die Kleider genauso toll wie ich!"
"Aber du musst auch zugeben, dass Orlando heiß aussieht!"
Mit einem Blick auf die Uhr hatte ich schließlich nachgegeben.
Wie hat Mom immer gesagt? 'Wenn zwei Dickköpfe sich streiten, bricht die Hölle los.'
Und damit hatte sie nicht ganz unrecht. Einmal haben wir uns so heftig gefetzt, dass wir beide wütend aus dem Zimmer gestürmt sind und den restlichen Tag nicht miteinander geredet haben.
Obwohl es nur eine Lappalie und eigentlich echt dämlich war, wollte ich mich dennoch nicht geschlagen geben. Himbeerwackelpudding war nun mal um längen besser als Waldmeister!
"Wie war es eigentlich in der Schule?", fragte Lucy und ich riss meinen Blick von Miley Cyrus und Samantha los, die in dem selben nuttigen Kleid nebeneinander standen.
"Du willst mir echt meinen Nachmittag vermiesen, oder?" Ich verdrehte die Augen. Als sie mich jedoch weiter fragend ansah, schnalzte ich genervt mit der Zunge.
"Miss Summers war der Ansicht, dass ich meine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht habe, weil ich sie anstatt mit dem Computer eingetippt, mit Hand geschrieben habe. Jetzt hat sie mir eine 6 für die Stunde gegeben und ich muss die Hausaufgaben nachholen -aber mit doppelt so vielen Wörtern!" Dann ließ ich meiner Wut freien Lauf. Lucy kannte das bereits und wusste, an welchen Stellen es passend war, den Kopf zu schütteln oder mir zuzustimmen, wie bescheuert die Frau war.
"Die Frau hasst dich echt" Lucy schüttelte den Kopf.
Ja. Andrea Summers, eine viel zu hochgewachsene alte Frau mit einer beachtlichen Anzahl an Stöckel im Arsch, einem immerzu streng nach hinten gekämmten Zopf- bei welchem man das Gefühl hatte, dass sie so versuchte, ihre Falten im Gesicht glatt zu ziehen- hasste mich abgrundtief. Und das nur, weil ich ihrem Sohn Lukas, der eine Stufe über mir war, vor zwei Jahren einen nicht gerade freundlichen Korb vor den Augen der anderen gegeben habe. Ich hatte bis dahin nur einmal ein "Hallo" zu ihm gesagt und mehr nicht. Vielleicht habe ich ihm im vorbeigehen zugenickt. Aber sonst hatte ich nicht viel mit ihm zu tun. Ich mochte ihn nicht einmal.
Er war der Mädchenschwarm der Schule und er wusste das auch. Dabei fand ich nicht einmal, dass er besonders gut aussah.
Eher so durchschnittlich.
Er dachte, er könnte jede haben. Tja, falsch gedacht.
Blöderweise stand Miss Summers direkt hinter mir, als ich Lukas einige sehr unschöne Dinge an den Kopf geworfen und ihn vor der ganzen Schule bloßgestellt habe, indem ich ihm vor Augen hielt, mit wie vielen Mädchen er schon was hatte und mit welchen er sogar zur selben Zeit zusammen war. Ich könnte vielleicht das ein oder andere mal in meinem Wortschwall über seine Mutter geredet haben... Aber das Spektakel danach, als seine ganzen Exen auf ihn zugestürmt kamen, war es definitiv wert!
Jedenfalls hatte ich an diesem Tag eine Feindin gewonnen. Sie war sogar zu dem Direktor gedackelt, aber der hatte anscheinend besseres zu tun, als seine Zeit mit einem Frettchen wie ihr zu verschwenden.
Wenn ich ehrlich war, konnte ich ganz gut verstehen, warum ihr Mann abgekratzt ist. Mit so einer Mistkuh als Frau würde keiner lange überleben! In dieser Hinsicht tut mir Lukas ein wenig -vielleicht ein Fitzelchen- leid.
"Ja. Tut sie. Aber hey, ich habe in nicht einmal mehr drei Wochen meinen Abschluss, also ..."
Ich zuckte mit meinen Schultern. Ich war gerade erst siebzehn geworden. Dass ich schon bald mit der Schule fertig war, lag daran, dass ich die zweite Klasse übersprungen habe. Und darüber war ich eigentlich nicht ganz so glücklich, wie man meinen sollte.
Ich hatte nämlich absolut keinen Plan, was ich nach der Schule machen sollte. Also stand ich da. Planlos. Ohne Ziele im Leben. Aber immerhin mit Schulabschluss.
Aber ich hatte -wie ich fand- zu Recht Schwierigkeiten mit der Planung meiner Zukunft. Denn das war eigentlich eine Sache, für die man eine Mutter brauchte. Jemanden, der mich in und auswendig kannte und der wusste, was das Beste für mich wäre.
Lucy wäre dem am nächsten gewesen, aber ich wollte sie nicht auch noch mit meinen Problemen belasten.
Hinzu kam noch, dass ich eh schon wenig Zeit mit ihr hatte. Die wollte ich nicht auch noch mit etwas banalem wie meiner Zukunft verschwenden.
"Hach, mein kleines Mädchen wird erwachsen", säuselte Lucy und wuschelte mir durch die Haare.
Frech streckte ich ihr die Zunge raus. "Kannst dir ja ein Beispiel an mir nehmen. Für dich wird es auch langsam Zeit, oder?", konterte ich und sprang auf, um einem Kissen, welches gefährlich schnell auf mich zuflog, auszuweichen. Ich kicherte leise.
"Na warte. In spätestens zehn Minuten fällt mir was genauso fieses ein und dann kannst du dich auf was gefasst machen, Fräulein", lachte Lucy in gespielt strengen Ton.
"Da bin ich ja mal gespannt", grinste ich und setzte mich wieder zu meiner Tante aufs Sofa -und bekam prompt das Kissen ins Gesicht geschmettert.
Der Film langweilte mich schnell und ich merkte, wie ich immer öfter auf die Uhr schaute. Erst alle zwei Minuten. Dann jede Minute. Jetzt glitt mein Blick schon alle zehn Sekunden auf das tickende Ding an der Wand mit unseren Familienfotos.
Kein Wunder. Ich kannte die Texte mittlerweile in und auswendig. Wenn mir die ganzen Französisch-Vokabeln nur auch so einfach im Kopf bleiben würden ...
Ich schüttelte meinen Kopf. Jetzt war nicht die Zeit, um an Schule zu denken. Nein, nein, nein! Wieder sah ich auf die Uhr. Verdammt!
"Wenn dich der Film langweilt, dann können wir uns auch etwas anderes ansehen", meinte meine Tante, die mich offenbar beobachtet hat.
"Nein, nein. Ist schon Okay", beteuerte ich und wandte mich wieder dem Fernseher zu und versuchte möglichst interessiert zu beobachten, wie Carrie hektisch nach ihrem verlorenen Pass sucht und ihn nicht findet.
"Jetzt lohnt es sich eh nicht mehr, einen neuen Film anzufangen. Ist ja gleich zu Ende. Apropos Ende", fügte ich noch hinzu. "Die zehn Minuten sind schon seit ner halben Stunde um"
Es machte Spaß, sie aufzuziehen. Mit einer ziemlichen Genugtuung hörte ich sie leise "Verdammt", murmeln.
"Kann ja nicht jeder so wortgewandt und schlagfertig sein wie ich", sagte ich und besah sie mit einem herausfordernden Blick.
Lucy runzelte die Stirn und sah ziemlich nachdenklich aus.
Nach einer Weile der Stille, öffnete sie endlich den Mund. "Mir wird schon noch was einfallen. Verlass dich drauf"
Ich verdrehte die Augen und bekam dafür wieder das riesige Kissen mitten ins Gesicht geklatscht.

Engelchen im Herzen, Teufelchen im Blut und den reinen Wahnsinn im KopfWhere stories live. Discover now