- ◦ ● ◦ - Chapter 1 - ◦ ● ◦ -

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Es ist nichts Explosives, was sich verändert hat. 

Kein Knall, kein Umschwung. 

Eher ein leises Ineinandergreifen von Momenten, die sich wiederholen, bis sie selbstverständlich werden.

 In der Schule gibt es diesen Raum neben der Bibliothek, den kaum jemand nutzt. Ein paar alte Tische, ein Fenster, das sich nur kippen lässt, und eine Tür, die nicht ganz richtig schliesst. Peter ist oft schon da, wenn ich ankomme. Manchmal komme ich früher, dann sitzt er später plötzlich auf der Fensterbank. 

Wir sagen selten etwas zur Begrüssung.Er nickt mir zu, ich lege meine Tasche ab. Das reicht.Wenn ich lerne, streicht sein Blick immer wieder über die Seiten meines Hefts, bleibt an meinem Randnotizen hängen. Wenn er lernt, sitze ich da und beobachte, wie seine Haare leicht über seine Augen fallen. Es sind diese Kleinigkeiten, die sich festsetzen. 

Manchmal berühren sich unsere Knie unter dem Tisch. Keiner zieht weg.In den Pausen stehen wir nicht demonstrativ zusammen. Aber wir landen trotzdem immer am selben Ort. Auf der Mauer beim Fahrradständer. Hinter dem Musikraum. Im Schatten der Turnhalle, wenn die Sonne zu stark wird.Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir uns nicht sehen.Und keiner, an dem es sich geplant anfühlt. 

Liana und Mailin sind fast immer irgendwo in der Nähe. Mal zu dritt, mal zu viert, mal verstreut. Mailin redet, Liana hört zu, und ich sitze dazwischen, Peters Arm lose hinter mir auf der Bank. Er berührt mich nicht – nicht richtig – und trotzdem ist er da.Nachmittags treffen wir uns bei Liana. Ihre Mutter bringt uns Getränke, schaut kurz prüfend in die Runde und verschwindet wieder. Wir sitzen auf dem Boden, die Rücken an die Couch gelehnt. 

Bob liest irgendetwas, Justus diskutiert mit Liana über Details, die niemand sonst so wichtig findet.Peter sitzt neben mir.Immer.Manchmal lehnt er den Kopf gegen meine Schulter, nur für einen Moment, als würde er testen, ob es geht. Ich bewege mich nicht. Er bleibt.Es ist stiller geworden zwischen uns.Nicht leer. Nur ruhig. 

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Der Sportplatz liegt an diesem Tag flimmernd in der Sonne. Staub hängt in der Luft, irgendwo klatscht jemand in die Hände. Es ist eines dieser Schulrennen, die offiziell kaum zählen, aber trotzdem alles bedeuten.Peter steht an der Startlinie. Die Schultern locker, der Blick geradeaus. Ich kenne diesen Ausdruck inzwischen. Dieses fokussierte In-sich-Sein, kurz bevor er losläuft. 

Ich stehe mit Liana und Mailin am Rand. Mailin hält eine Wasserflasche, Liana verschränkt die Arme. 

"Der gewinnt" sagt Mailin überzeugt.Ich sage nichts.Ich sehe nur Peter an. 

Der Startschuss fällt. Er setzt sich sofort ab, sein Lauf schnell. Ich halte den Atem an, ohne es zu merken. Als er über die Ziellinie kommt, ist er vorne. Klar. Eindeutig.Ein paar Leute jubeln. Jemand klopft ihm auf die Schulter. Er beugt sich nach vorne, stützt die Hände auf die Knie, atmet schwer. 

Dann hebt er den Kopf.Sein Blick sucht nicht die Menge. 

Er sucht mich. 

Ich weiss nicht, wer von uns zuerst losgeht. Plötzlich bin ich in Bewegung, vorbei an Liana und Mailin, am Rand des Feldes entlang. Er kommt mir entgegen, weicht nach hinten aus, hinter die Turnhalle, wo es schattig ist und ruhig.Dort bleiben wir stehen.Sein Atem geht noch schnell. Eine Haarsträhne klebt ihm an der Stirn. Ich strecke automatisch die Hand aus und schiebe sie zur Seite. Er hält kurz inne, als würde die Berührung ihn mehr aus dem Gleichgewicht bringen als das Rennen. 

Dann zieht er mich zu sich.Der Kuss ist nicht vorsichtig. Nicht überlegt. Er ist warm, direkt, ein bisschen atemlos. Seine Hände liegen an meiner Taille, fest genug, dass ich das Rennen in ihnen spüre. Ich lege meine Hände an seinen Nacken, spüre die Hitze seiner Haut.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 13 ⏰

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