Der Montagmorgen begann wie jeder andere, und doch war alles anders. Die Sonne schien blass durch die halbgeöffneten Vorhänge, und ich spürte sofort die Müdigkeit in meinen Knochen. Ich hatte nicht genug geschlafen. Nicht nur wegen der Party am Wochenende – nein, mein Herz war immer noch unruhig, und meine Gedanken kreisten um Housein. Um alles, was in den letzten Tagen geschehen war. Um die Blume im Regen, um seine Jacke, um das kurze Lächeln, das er mir gegeben hatte. Jedes Mal, wenn ich daran dachte, fühlte sich mein Herz schwer und gleichzeitig leicht an, als würde es gegen meine Rippen drücken und gleichzeitig schweben.
Ich drehte mich zur Seite, drückte das Kissen an mein Gesicht und seufzte. Ich wollte noch liegenbleiben, die Decke über den Kopf ziehen, so tun, als gäbe es heute keinen Tag. Aber ich wusste, dass ich aufstehen musste. Die Schule wartete, die Prüfungen warteten, der Alltag wartete. Ich schob die Decke weg, setzte mich auf, und für einen Moment blieb ich einfach nur sitzen. Mein Herz klopfte leise, doch beständig, und ich konnte die Gedanken nicht abschalten.
Warum fühlt sich alles mit ihm so schwer an?
Warum kann ich nicht einfach normal zur Schule gehen, ohne an ihn zu denken?
Warum ist er in meinen Gedanken so präsent, selbst wenn wir uns nicht sehen?
Ich schluckte und stand schließlich auf. Die Routine half ein wenig: Zähne putzen, Gesicht waschen, Kleidung anziehen. Doch selbst beim Frühstück konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Meine Mutter redete auf mich ein, doch ich hörte kaum zu. Stattdessen dachte ich darüber nach, wie es sein würde, ihn heute wiederzusehen.
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Der Schulweg fühlte sich unendlich an. Ich musste meinen üblichen Bus verpassen, weil ich länger als geplant in Gedanken versunken war. Mein Herz zog sich zusammen vor Frustration. Ich hasste es, ständig zu spät zu kommen. Aber gleichzeitig war da diese kleine Aufregung, diese leise Hoffnung, dass er vielleicht doch irgendwo in meinem Bus sitzen könnte.
Und dann war er da. Dunkle Augen, die mich ansahen, als hätten sie nur auf mich gewartet. Ich blieb einen Moment wie angewurzelt stehen. Mein Herz begann zu rasen. Ich spürte, wie meine Hände leicht zitterten, während ich langsam den Gang entlangging und mich auf einen anderen Platz setzte. Ich wollte nicht, dass er merkt, wie sehr mich seine Präsenz aus der Fassung brachte.
Doch es dauerte nicht lange, bis mein Handy vibrierte. Eine Nachricht von einer unbekannten Nummer. Ich öffnete sie vorsichtig:
"Warum hast du dich nicht neben mir gesetzt?"
Mein Herz machte einen Sprung. Ich drehte mich langsam um. Er saß da, den Blick auf mich gerichtet, und machte eine Kopfbewegung, die bedeutete, dass ich zu ihm kommen sollte. Ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen, müde, aber herzlich.
Ich atmete tief durch, stand auf und ging zu ihm. Jeder Schritt fühlte sich bewusst und schwer zugleich an, als würde die Zeit langsamer vergehen. Als ich vor ihm stand, bemerkte ich, wie müde er wirkte. Seine Augen waren leicht gerötet, die Schultern etwas nach vorne gezogen. Ein kleiner Stirnrunzeln, den ich sofort bemerkte. Ich konnte nicht anders, als ein wenig Mitgefühl zu empfinden, und zugleich Freude, ihn wiederzusehen.
„Hier...", murmelte ich und reichte ihm seine Jacke, die ich seit dem Regenabend noch bei mir hatte. „Danke für alles."
Er nahm die Jacke entgegen, nickte leicht und faltete sie sorgfältig zusammen. Keine großen Worte. Aber allein seine Nähe reichte, um mein Herz schneller schlagen zu lassen. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden.
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In der Schule angekommen, war mein Tag zunächst normal, doch irgendwie schwerfällig. Die Stunden zogen sich wie Kaugummi, und ich konnte meine Laune kaum heben. Lina redete unaufhörlich neben mir, aber ich hörte nur die Hälfte, mein Kopf war woanders. Ich dachte an die Matheprüfung, die kommende Woche anstand, an die Aufgaben, die ich noch erledigen musste – und immer wieder an Housein.
Als der Unterricht endlich vorbei war, sprach ich noch ein bisschen mit Lina. Ich gestand ihr, dass ich mich noch nicht bereit fühlte für die Prüfung. Sie nickte verständnisvoll, verabschiedete sich dann aber schnell. Ich blieb allein zurück.
Und da stand er. Housein. Ganz ruhig, fast beiläufig, aber seine Präsenz ließ meinen Herzschlag sofort schneller werden.
Er setzte sich neben mich. Kein großes Hallo, nur ein leises Lächeln. „Wie geht es dir?" fragte er, die Augen direkt auf mich gerichtet.
„Nicht so gut", sagte ich leise, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ich konnte nicht einfach so tun, als sei alles normal. Nicht bei ihm. Nicht nach allem, was wir erlebt hatten.
Sein Blick wurde sanft. „Ich kann dir helfen", sagte er dann, ein leichtes, fast provozierendes Lächeln umspielte seine Lippen. Es war auf eine Art charmant und beruhigend zugleich. Ich wusste, dass er es ernst meinte. Ich wusste, dass er es gut meinte.
Mein Herz zog sich zusammen, ein kleiner Stich Freude, Unsicherheit und Angst zugleich. Ich nickte nur, konnte kein Wort hervorbringen. Wie sollte ich einfach zu ihm gehen? Wie sollte ich das zulassen? Und warum fühlte sich alles mit ihm so anders an als mit anderen?
„Wann soll ich kommen?" fragte ich leise.
Er überlegte kurz. „Nach der Schule in einer Woche. Ich bereite alles vor, wir gehen Schritt für Schritt durch die Aufgaben."
Ich nickte. Mein Herz klopfte so stark, dass ich es beinahe in meiner Brust spüren konnte. Ich hatte keine Worte. Nur dieses nervöse, unruhige Lächeln, das ich ihm schenkte.
Er stand auf, verabschiedete sich mit einem kleinen Nicken und verschwand. Ich saß noch lange da, starrte auf den Platz, an dem er gesessen hatte. Meine Gedanken wirbelten. Wie sollte ich die nächsten Tage überstehen? Wie sollte ich mich auf die Prüfung konzentrieren, wenn mein Kopf die ganze Zeit bei ihm war? Wie sollte ich einfach zu ihm gehen, wenn der Moment kommt, ohne dass es seltsam oder unnatürlich wirkt?
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Ich blieb noch eine Weile sitzen, ließ die anderen Schüler vorbeiziehen, beobachtete den Himmel draußen, der jetzt langsam heller wurde. Jede Wolke wirkte schwer, aber gleichzeitig beruhigend. Ich dachte an all die kleinen Momente: die Blume im Regen, die Jacke, das kurze Lächeln, die Nachrichten.
Ich dachte an den Regen. An seine Augen, als er mir die Blume gegeben hatte. An die Wärme seines Pullovers, als er mir die Jacke gab. An das Zittern in meiner Stimme, als ich ihn das erste Mal auf dem Bus sah.
Jeder Gedanke ließ mein Herz schneller schlagen, und doch fühlte es sich richtig an. Ich wusste, dass da mehr war zwischen uns, als Worte es ausdrücken konnten. Ich wusste, dass ich bereit sein wollte – oder zumindest versuchen wollte, bereit zu sein.
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Als ich nach Hause ging, spürte ich die kühle Luft auf meiner Haut. Jeder Schritt fühlte sich bewusst an, als würde ich die Welt langsamer wahrnehmen, jeden Moment länger genießen. Ich dachte an Housein, an die Art, wie er mich ansah, und an das kleine Funkeln in seinen Augen, das mir immer wieder den Atem raubte.
Ich wusste, dass die Woche anstrengend werden würde. Prüfungen, Hausaufgaben, Alltag. Aber tief in mir brannte dieses kleine Feuer – die Vorfreude, ihn wiederzusehen, die Möglichkeit, dass wir zusammen lernen könnten, dass wir wieder diese Nähe spüren könnten.
Und ich wusste auch: Egal, wie schwer es werden würde, egal, wie sehr ich mich ablenken wollte – ich würde nicht aufhören, an ihn zu denken. Nicht für einen Moment.
Denn etwas hatte sich verändert. Etwas, das ich nicht kontrollieren konnte.
Etwas, das stärker war als alles andere.
Und ich wusste: Ich würde alles tun, um es zu behalten.
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Verbotene lieb
RomanceRita und Housein sind seit zwei Jahren Klassenkameraden. Eigentlich leben beide ihr eigenes Leben - mit Schule, Stress, Freunden und Problemen. Doch langsam entwickeln sich heimliche Gefühle zwischen ihnen, obwohl sie genau wissen, dass ihre Religio...
