Prolog - "Der Anfang vom Ende"

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Aller Anfang ist schwer. Und trotzdem muss es irgendwo angefangen haben. Vielleicht ja mit meiner negativen Einstellung gegenüber all dem was menschlich war. Wobei ich mir sogar fast sicher war, dass mir diese Eigenschaft nicht in die Wiege gelegt worden war. Wahrscheinlich hatte sie einfach von meinen Eltern auf mich abgefärbt.

Als ich noch kleiner war, träumte ich immer davon das zu werden, was die Prinzessinnen in den Märchen wurden. Nicht etwa Herrscherinnen irgendwelcher Königreiche, was ehrlich gesagt unter meinem Schutz nur untergehen würde, sondern dieses Gefühl von vollkommener Glückseeligkeit zu verspüren.
Ich träumte davon glücklich und zufrieden zu sein. Ich träumte genau das, wovon alle Mädchen im gewissen Alter träumten.
Und wenn mir meine Mutter mal wieder eins dieser Märchen vorgelesen hatte, verstärkte sich mein Wunsch einmal wie Dornröschen, Schneewittchen, oder Aschenputtel zu werden. Nicht nur ein Leben zu leben, wie es jeder leben möchte, sondern auch eine Geschichte zu schreiben, wie sie jeder geschrieben haben und vor allem lesen will.

Doch ich war es nicht und würde es auch nie werden. Denn in der Welt in der wir lebten, gab es so etwas wie „Es war einmal...", „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende..." oder „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute..." nicht. Die Märchen die wir lebten, waren nicht so wie die im Märchenbuch. Es waren die realistischen Märchen, dunkel, kalt und von einem Traum so wie wir ihn uns erhofften weit, weit entfernt. Oder war nur ich es, die so dachte?
Denn ich, und damit meinte ich ein siebzehn jähriges Mädchen, das in den Augen Erwachsener nicht den Hauch einer Ahnung verspürte was es hieß ein dunkles und kaltes Leben zu führen, da ich so gesehen gerade erst angefangen hatte zu leben, konnte dies nur zu gut wissen. Wie hatte mein Vater damals immer so schön gesagt? Man konnte nur das wirklich verstehen und kennen, was man auch selber erlebt hatte. Und was ich alles in den letzten Jahren erlebt hatte, hinterließ nicht nur ein Wissen und hohes Maß an negativen Erfahrungen, wie es sicherlich keiner haben wollte, sondern auch das spüren neuer Gefühle, wie sie garantiert keiner spüren möchte.

Das Problem war, dass wenn man schon in jungen Jahren lernte das Leben zu hassen, weil einem gar nichts anderes mehr übrig blieb, man nicht damit rechnet, dass sich diese Meinung jemals wieder ändern wird, oder dass es jemanden geben wird, der dir zeigt, dass du mit deinem Eindruck falsch lagst.

Und genau dieses Problem war auch eins meiner Probleme. Ich hatte nur ein Bild von dieser Welt und meinem Leben und es gab niemanden der dies ändern würde, weil ich niemanden hatte. Ich war allein. Und zwar nicht, weil ich es nicht auf die Reihe bekam mir Freunde zu suchen, oder weil ich so schrecklich unbeliebt war, sondern einfach nur, weil ich es wollte. Ich wollte allein sein. Erst recht, nachdem mir langsam bewusst wurde, wie egal ich meinem Vater eigentlich war. Und jedem anderen auch. Wie man letztendlich damit umging, war bei jedem Menschen anders.

Ich schrieb Briefe. Nicht als Therapieersatz, nicht um meine Gedanken festzuhalten, mein Herz auf den Tisch zu legen, oder sonst etwas in der Hinsicht. Und ich schrieb die Briefe auch nicht an mich selbst, schlimm genug zu wissen, dass es Menschen gab, die tatsächlich so etwas wie ein Tagebuch führten. Das wäre mir viel zu riskant. Denn wenn du nicht die Beherrschung besitzt, deine Gedanken für dich zu behalten, musst du automatisch damit rechnen, dass andere sie zu Gesicht bekommen könnten, was dann höchst wahrscheinlich ziemlich unschön werden würde. Ich konnte nicht einmal anfangen mir vorzustellen wie schlimm ich es fänd, wenn andere mitbekommen würden, was sich tatsächlich so alles in mir abspielte.

Nein, meine Briefe waren nicht an mich selber und trotzdem schon irgendwie. Sie waren an jemanden, der nicht einmal mehr existierte und von daher aus der Perspektive eines Außenstehenden sicher relativ überflüssig. Und ich war mir sicher, ganz sicher, dass sie nie jemand zu Gesicht bekommen würde. Ich hatte schon immer eine Begabung dafür gehabt Dinge für mich zu behalten. Gerade, als alles anfing so schrecklich zu werden. Ich war der Meinung, dass es mir selbst wenn andere von meinen Gedanken und Gefühlen Kenntnis erlangen und versuchen würden mich zu verstehen, es mir auch nicht besser gehen würde.

Heute sehe ich das anders. Denn mir war zu dem Zeitpunkt noch nicht klar, dass eben diese unausgesprochenen und sehr schmerzvollen Gedanken und Gefühle, mich innerlich auffressen würden...

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Ich hoffe der Prolog hat euch gefallen und einigermaßen neugierig gemacht! :)

Nächstes Update: Voraussichtlich So, 15.08.

Aureliasparkle xx

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