„Anastasia, meinst du nicht, dass du etwas zu weit geh-", versucht jemand einzuwenden, wird aber zischend von der Blondine unterbrochen.

„Halt dich raus!" Sie setzt wieder ein fieses Grinsen auf und guckt erneut mich an. „Du hast mich schon richtig verstanden. Naw, habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen? Hast wohl jemanden verloren und konntest nichts dabei tun? Und jetzt willst du hier dein Glück versuchen, blind vor Rache."

Das reicht.

Von mir aus kann sie so schlecht über mich reden wie sie will, aber sie hat nicht das Recht, darüber zu reden.

„Bringt mir ein Schwert", befehle ich mit lodernden Augen.

Es ist, als ob mein Gehirn aussetzt.

Normalerweise sollte ich Ruhe bewahren und Anastasia einfach ignorieren, aber nicht nach dieser Aktion.

Das kann und werde ich nicht.

Wenige Sekunden später halt man mir ein Schwert hin, das ich, ohne den Blick von meiner Gegnerin zu nehmen, ergreife. Plötzlich packt jemand grob mein Handgelenk und ich drehe meinen Kopf nach links, schaue geradewegs in eisblaue Augen mit kräftigen, grauen Sprenkeln.

Ich entreiße ihm mein Handgelenk, zische ein „Fass mich nicht an!" und stelle mich dann gerade hin. „Es ist meine Entscheidung, Levi."

Er zuckt mit den Schultern, dreht sich um, steckt seine rechte Hand in die Hosentasche und mit der Linken winkt er, während er wieder zu den anderen Schülern geht.

„Wie du meinst."

Was interessiert es ihn überhaupt?

Anastasia mustert mich arrogant und spöttisch zugleich, lässt mich ihre Abneigung mir gegenüber genau spüren.

Wie konnte ich mich nur in diese Scheiße reinreiten?

Wenn der Lehrer kommt bin ich sowas von am Arsch. Wozu hab ich mich da nur wieder verleiten lassen?

Anastasia verlagert ihr Gewicht auf ein Bein, stützt die linke Hand in die Hüfte und schnipst mit der rechten Hand, woraufhin eine speerartige Waffe in ihrer Hand erscheint.

Ein langer Griff, dann folgt ein Kreis mit spitzen Zacken. Nach rechts und links biegt sich das Material leicht nach oben, ehe es gerade nach oben verläuft, bis das Material wieder nach rechts und links führt. Anschließend verlaufen die Linien leicht gebogen nach oben und werden zu einer gefährlichen, spitzen Klinge.

Der Speer hat eine gefährliche Ausstrahlung, die jeden Menschen sofort zur Flucht bringen würde – kein Wunder, immerhin ist es eine tödliche Waffe. Der Kampf könnte schwierig werden, aber nicht unmöglich.

Ich werde jetzt ganz sicher keinen Rückzieher machen.

Ein wahrer Kämpfer steckt sein Schwert nicht zurück in die Scheide, wenn er es erst einmal gezogen hat, hat Fumi früher immer gesagt.

Sie hat zwar ein starkes Artefakt, aber ich wage zu behaupten, dass ich nicht gerade schlecht bin.

„Da du einen Nachteil hast, werde ich mal so gnädig sein und meine Magie nicht anwenden."

„Halt dich bloß nicht zurück", sage ich die Augen verdrehend.

Wir entfernen uns einige Meter von einander und begeben uns in Angriffsstellung.

Also eins muss ich ihr lassen, ihre Haltung ist nahezu perfekt.

Plötzlich rennt sie in einer mordsmäßigen Geschwindigkeit auf mich zu und läuft ein paar Meter vor mir kaum merklich nach links.

Keryno - Die verborgenen VampireWhere stories live. Discover now