o n e

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[Freitag, 8. November 1996]

o n e :

Tagebuch,

ich will dich nicht. Ich möchte absolut nichts mit dir zu tun haben und jegliches Zwiegespräch zwischen uns beiden soll unter dem Siegel der Verschwiegenheit geschehen.

Nicht, dass es viele davon geben wird.
Du musst wissen, von alleine wäre ich niemals auf die Idee gekommen, ein Tagebuch zu schreiben.

Siehst du, selbst als ich es gerade in meinem Kopf formuliert habe, musste ich lachen!

Ein Tagebuch schreiben, das klingt einfach viel zu abwegig.

So als sei ich eine frustrierte Rawenclaw, die ihrem stummen, blassen, rückgratlosen Freund (ja, ich spreche von dir) ihre tiefsten, dunkelsten Geheimnisse anvertraut, mögen sie auch nur aus einer verpatzten Verwandlungsnote bestehen.

Ich verstehe einfach nicht, warum Generationen von Mädchen mit einer derartigen Überzeugung auf ein Tagebuch schwören.

Was ist an euch so besonders, dass man euch Tag für Tag in seiner Tasche herumschleppen muss, am Abend verträumt irgendwelche Wunschszenarien mit pinker Tinte hineinkrakelt und euch dann unter dem Kopfkissen versteckt?

Ich, für meinen Teil, werde dich definitiv nicht den gesamten Tag herumschleppen, darauf kannst du Gift nehmen. Außerdem werde ich mit schwarzer Tinte bloß einen Aspekt meines Lebens eintragen: die bittere Realität. Dein tristes Dasein darfst du übrigens in den Tiefen meines Koffers fristen.

Okay, da ich nun meine Nutzungsbedingungen und rechtlichen Instanzen zur Genüge ausgeführt habe, kommen wir nun zum wesentlichen Teil.

Warum schreibe ich ein Tagebuch, wenn ich doch so eine große Abneigung dagegen hege?

Nein, ich bin weder bipolar, noch habe ich andere Mugglekrankheiten, von denen du ohnehin nichts verstehst.

Es ist eher so, dass meine Hauslehrerin Schuld an dem Umstand ist, warum wir von nun an aufeinander kleben.

Das Tagebuch-Schreiben ist sozusagen eine Extrahausaufgabe und Strafarbeit kombiniert, die Professor Sprout mir aufgehalst hat.

Glaub mir, ich wollte diesem Slytherin eigentlich gar keinen Flederwichtfluch verpassen, es ist nur so, dass ich mich echt nicht zurückhalten kann, wenn jemand meine Freunde beleidigt.

"Miss Winter, so geht das nicht weiter.", sagte Professor Sprout kopfschüttelnd, als ich von dem schmierigen Hauslehrer der Slytherins, am Kragen in ihr Büro gezogen worden war. "Niemand aus meinem Haus hat jemals solche Probleme gemacht."

Du musst wissen, ich gelte als die größte Fehlentscheidung des Sprechenden Hutes.

Hufflepuff? Gerecht, treu, hilfsbereit, fleißig?

Ich kann dir versichern, schlechter könnte man mich gar nicht beschreiben.

Seit meinem ersten Tag an dieser Schule stand ich wahrscheinlich öfter vor dem Büro des Schulleiters, als die breite Masse der Schüler zusammen.

Dumbledore ist trotzdem bisher jedes Mal freundlich geblieben und mit Schulverweis wurde mir zumindest von seiner Seite noch nie gedroht.

Ich bin sicher, er hat sein langes Leben schon mit schwerer erziehbaren Fällen zugebracht, wogegen meine geringen Schandtaten sofort verblassen.

Aber ich lenke ab, kommen wir doch zurück auf die Unterredung mit Professor Sprout: Ich hatte mich unaufgefordert auf einen ihrer gemütlichen Lehnstühle fallen lassen, und sah sie herausfordernd an, während ich eine Gardinenpredigt nach der anderen über mich ergehen ließ.

The Hogwarts DiariesWhere stories live. Discover now