>Lucy<
Schreiend fuhr hoch. Mein Puls raste in meinem Körper und mein Atem ging flach und viel zu schnell. Durch meine aufgerissenen Augen starrte ich ein weiße Wand an. Ich sitze auf dem Boden und meine Hände liegen unbequem hinter meinem Rücken. Ich versuche sie panisch nach vorne zu bewegen, obwohl ich schon weiß, dass das nicht funktionieren wird. Kaltes Metall hält sie auf meinem Rücken gefangen. Handschellen. Verdammt. Schwerfällig richte ich mich auf und Blicke mich um. Der komplett Raum ist leer, das einzige was hier ist, ist ein Fenster... ohne Gitter! Das ist meine Chance! Ich gehe zum Fenster und schaue raus. Schieße, in welchem Stockwerk befinde ich mich? Hudert? Zweihundert? Keine Ahnung. Auf jeden Fall würde ich einen sprung aus dem Fenster nicht Überleben. Allerdings hatte man hier eine tolle Aussicht über die Stadt und ich konnte mich ein bisschen orientieren. Anhand der lage der Innenstadt und der der Stadtmauer müsste ich in Bereich der mittleren Bevölkerungsschicht sein. Ich erinnere mich an das Bauwerk, in dem ich mich befinde. 'Gar nicht weit von Zuhause' dachte ich ein bisschen traurig und gleich darauf schoss ein neuer Gedanke durch meinen Kopf. Was ist eigendlich mit Mum und Dad? Die Rebellen haben sie doch mitgenommen, oder? Sie müssen sie einfach gerettet haben. Das schlechte Gewissen plagt mich. Nicht einmal habe ich an sie gedacht. Was bin ich nur für eine schreckliche Tochter. Apropos, wie geht es meinen Brunder? Von dem habe ich Ewigkeiten nichts mehr gehört. Na gut, ich bin auch bei den Rebellen und er nicht... Trotzdem, ich hoffe es geht im gut. Und Annie auch. Ou man, wie lange ich schon von Zuhause weg bin... es kommt mir vor wie Jahre. Allerdings vermisse ich die 'guten, alten Zeiten' nicht so sehr wie erwartet. Immerhin habe ich viele, tolle neue Leute kennengelernt. Und ich kann was tun, ich kann helfen. Wenn ich nicht zufällig gerade bei der Regierung festsitze. Ich muss hier raus, so schnell wie möglich. Als ich Schritte und einen Schlüssel im Schloss zur Zimmertür hörte, trat ich vom Fenster zurück und wirbelte herum. Geräuschlos schwang die Tür auf und im Rahmen lehte lässig dieser wiederliche Typ, der so anzüglich war und dessen Namen ich immer noch nicht wusste. "Sieh an, unser Kätzchen ist wach". Dreckig grinsend betrat er den Raum und kam langsam auf mich zu. Ich wich soweit wie möglich zurück. Bitte nicht...

Ich war ihm schutzlos ausgeliefert und fühlte mich wie ein Reh in Kegel von Autoscheinwerfern. Wie eine Maus die von einer giftigen Schlange fixiert wird. Inzwischen war er so nah, dass ich die Hitze spürte, die von seinem Körper ausging und sein Aftershave roch. Magensäure brannte in meinem Hals und ich hatte das dringende Bedürfnis, mich zu übergeben. Jetzt hob er die Hand und berührte meine Wange. Seine Berührung war zwar kaum zu spüren, trotzdem zuckte ich zusammen, als hätte er mich geschlagen. Ich zerrte etwas an den Handschellen, in der Hoffnug, sie würden sich doch irgendwie lösen, aber natürlich tat sich nichts. Er hob inzwischen auch seine zweite Hand, packte meinen Kopf links und rechts und zwang mich, ihn anzuschauen. Sein Blick bohrte sich in meinen und er sagte leise "Du bist wunderschön, Lucy". Ehe ich wirklich realisierte, was er da gesagt hatte, lagen seine Lippen schon auf meinen. Gewaltsam schob er seine Zunge in meinen Mund und ich musste fast würgen. Also tat ich das erste, was mir spontan einfiel. Ich biss ihn, bis ich sein Blut schmeckte. Sofort beendete er den Kuss und schaute mich sauer an. "Fass mich nie wieder an, Arschloch" zischte ich und wollte ihm ausweichen, doch das wusste er einfach zu verhindern, indem er seine Hände links und rechts von mir an der Wand abstürzte. Jetzt war ich zwischen der Mauer und dem Körper des Fremden gefangen. Fantastisch. Nicht. Er musterte mich erst sauer, dann wurde sein Gesichtsausdruck amüsiert und spöttisch "Du kommst hier nicht weg, Lu, egal was du machst. Ich gehe erst, wenn ich mit dir fertig bin. Wenn du machst, was ich sage, tu ich dir nicht weh, deal?". Ich spuckte ihm ins Gesicht. Einen Moment war mein Gegenüber erstarrt, dann war er richtig wütend. "Okay, Deal geplatzt" knurrte er  und verpasste mir eine Ohrfeige, sodass mein Kopf zur Seite flog. Ich keuchte vor Schmerz. Und das ist erst der Anfang. 'Nicht daran denken, Lu, du schaffst das... irgendwie' versuchte ich mir selbst Mut zuzureden, aber das funktionierte nicht so gut wie sonst. Nicht, wenn ich in seine Augen blicken und den Mix aus Lust und Wut sehe. Er wird mich leiden lassen und es in ganzen Zügen genießen.

Mein Herz pumpte panisch in meiner Brust, meine Hände waren eiskalt und schwitzig, meine Wange, die er geschlagen hatte, schmerzte und pulsierte. Er musterte mich immer noch interessiert und lustvoll. Dann kan er auf mich zu und wollte mir mein Shirt über den Kopf ziehen, ging jedoch nicht wegen den Handschellen, die meine Hände im Rücken festhielten. Ein seltsames Glitzern trat in seine Augen, als er plötzlich ein Messer aus seinem Gürtel zog und damit anfing, den Stoff meines Oberteils zu zerschneiden. Doch nicht nur mein Oberteil - meinen Bh auch. Ich schloss die Augen und kämpfte gegen Schwindel und Übelkeit. Als der ganze Stoff zu Boden fiel, öffnete ich meine Augen immer noch nicht. Musste ich auch nicht, ich spürte seinen Blick auch so. 'Bitte lass das hier ein Ende haben, bitte' flehte ich innerlich leise. Heiße Tränen flossen über mein Gesicht. Ich weiß nicht, ob ich das überlebe. Ich hatte Angst vor dem, was kommt und wusste nicht, wie ich mich wehren sollte. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich so viel Angst. Und dann berührte er mich. Erst an der Taille, aber seine Finger fuhren langsam immer weiter nach oben. Da wo er mich berührte, brannte meine Haut. Aber nicht angenehm wie bei Dennis damals, sondern eher so, dass ich sie mir ab liebsten vom Leib reißen würde. Kaum hatten seine Finger meine Brust erreicht, war er um mich geschehen. Ruckartig löste ich mich aus seinem Griff, drehte mich zur Seite und musste mich übergeben. Die Übelkeit hatte gewonnen. Ich fühlte mich so wiederlich, so schmutzig. Auf einmal war mein Kampfgeist gebrochen. Die Angst wich von mir, aber ihr folgte eine seltsame Taubheit. Als würde mein Körper mich von selbst in Narkose setzten, um mich zu schützen. Mir die Schmerzen und die Angst zu nehmen. Natürlich waren sie aber noch da. Es erinnerte mich aber daran, als ich mit acht Jahren zum Zahnarzt musste, weil dieser mir einen Zahn ziehen musste. Damals wurde mein Mund betäubt. Ich spürte die Schmerzen nicht, doch irgendwo in meinem Kopf wusste ich, dass sie da waren. Genau so war das jetzt. Als ich mich aufrichtete, starrte ich ihn nur emotionslos an und hoffte, dass es schnell vorbei geht.
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Ich habe ein bisschen mit mir gekämpft, wie weit ich bei diesem Kapitel gehe, also was ich beschreibe und was nicht. Ich hoffe, so wie es ist, ist es für alle okay.

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