5. Kapitel

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Als er den Raum verlassen hatte, sah ich Amelie verwirrt an.
"Ich dachte, genau darum geht es doch hier."
Amelie lachte und legte mir eine Hand auf meine Hand, ehe sie mir erklärte:" Babe, das Moulin Rouge ist sexy. Aber das Moulin Rouge ist kein Sex."
Ihre Aussage verwirrte mich, aber ich war müde und fragte deswegen nicht weiter nach.

Um rechtzeitig oben anzukommen, schminkte ich mich nicht ab, sondern zog mich nur um. Das kleine bisschen Schminke, das ich mir aufgetragen habe, fiel kaum auf. Sicherlich wirkte es etwas komisch, wenn ein Mädchen, dass einen grauen Faltenrock und einen ebenso grauen Pullover trug, geschminkt war. Aber an diesem Abend sah mich so oder so keiner mehr bis auf Louis.

Bei dem Gedanken an ihn zog sich erneut etwas in mir zusammen, aber ich konnte es ignorieren.
So schnell es ging, verabschiedete ich mich von Amelie und wünschte ihr einen schönen Abend mit ihrer Verabredung.
Sie öffnete den Mund, wahrscheinlich um ihren Dank auszudrücken, doch ich verschwand schnell aus der Garderobe.

Es verwirrte mich, warum ich so schnell wie möglich nach oben wollte. Anscheinend hoffte ich tief in meinem Inneren darauf, Louis noch nicht antreffen zu müssen.
Wenn das der Fall war, wurde ich enttäuscht.

Dort stand er, vor dem Eingang des Moulin Rouge, und lehnte locker an einem schwarzen Sportwagen. Die Lichter der Straßenlaternen, die ihn von hinten trafen, ließen ihn bedrohlich wirken.
Das ist er auch, meldete sich zum ersten mal an diesem Tag mein Unterbewusstsein.
Natürlich wirkte er bedrohlich mit den Tattoos auf seinen Unterarmen. Auch das Augenbrauenpiercing und das Lippenpiercing, dass ich eben noch sehr gut betrachten konnte, sorgten nicht gerade für eine weniger bedrohliche Erscheinung.

Mein Tempo verlangsamte sich, je näher ich ihm kam.
Louis stieg ein, kurz bevor ich das Auto erreichte. Anscheinend hielt er es nicht für nötig, mir die Tür zu öffnen.
Genervt öffnete ich die Beifahrertür und setzte mich rein.

Die ersten Minuten der Fahrt verliefen schweigend.
Louis konzentrierte sich aufs fahren, während ich meinem Verlangen nach ging und ihn von der Seite betrachtete. Im Licht der Straßenlaternen erkannte ich seine Bauchmuskeln. Das Hemd schmiegte sich so perfekt an seinen Oberkörper, dass ich dort weitere Tattoos erkennen konnte.
Mein Blick wanderte über seinen Hals hinauf zu seinem Gesicht.
Sein Gesicht, eher die Hälfte, die ich erkannte, war markant. Seine Wangenknochen verpassten seinem Gesicht harte Züge, die durch seine Augen und seine Art unterstrichen wurden. Trotzdem passte all das zu ihm. Seine Tattoos und Piercings, sein Gesicht und besonders seine Augen.
So eiskalt und unnahbar.

"Du schläfst heute bei mir."
Verwirrt sah ich ihn an. "Ich kann nicht bei Ihnen schlafen. Ich habe ein Zimmer in einem Hotel. Warum sollte ich überhaupt bei Ihnen schlafen? Und wann hab ich ihnen überhaupt gesagt, dass Sie mich duzen dürfen?"
Höflichkeit war ihm anscheinend fremd.
"Ich duze, wen ich will. Passt es dir etwa nicht!?"
Der Spott in seiner Stimme war nur schwer zu überhoren.
"Nein", erwiderte ich scharf.
Diesmal löste er den Blick von der Straße und schaute mich an. "Wo ist das Hotel?" Sein Blick und der Ton in seiner Stimme sorgten bei mir für Gänsehaut. Ich nannte ihm die Adresse, unweit der Champs Elysee. Von ihm folgte wieder nur ein Nicken.

Wir kamen am Hotel an.
Ich schaute abwartend zu ihm, in der Hoffnung, er würde aussteigen und mir die Tür aufhalten. Natürlich tat er das nicht.
"War ja auch nicht anders zu erwarten.", murmelte ich, während ich den Wagen verließ.
Durch die Fensterscheibe warf ich noch einen kurzen Blick auf ihn, ehe ich mich umdrehte und im Hotel verschwand.

Das Hotel war mehr eine billige Absteige. Die Farbe blätterte von der Wand und es roch nach vergammelten Melonen, aber mein Geldbeutel ließ einfach kein besseres Hotel zu.
Vielleicht sollte ich mich glücklich darüber schätzen, bei Louis schlafen zu dürfen, aber ich war es definitiv nicht. Er war ein Arsch, ein richtiger Arsch.
Na gut, er war gut aussehend. Aber definitiv nicht mein Typ mit seinen ganzen Tattoos und Piercings.

Während ich über meine bevorstehende Nacht bei ihm nachdachte- ich war mir sicher, ich würde an irgendeinem ungemütlichen Ort schlafen- betrat ich mein Hotelzimmer. Oder eher Absteigenzimmer, das passte besser.
Meine Klamotten hatte ich noch nicht ausgepackt, lediglich meine Hygieneartikel, die sich im Badezimmer befanden. Ich packte sie in meine Kosmetiktasche, nahm mir meine Koffer und ging wieder zur Rezeption.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 09, 2016 ⏰

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