Frei

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Ich sitze hier, auf einer Bank.
Vor mir ein Spielplatz. Ich schaue mir die Kinder dort genauer an. Sie sind klein, glücklich. Haben keine Angst davor, was das Leben bringen wird. Sie lachen und weinen, spielen und streiten.

Doch es ist mir zu laut hier.

Ich stehe auf.

Ich muss hier weg.

Der Wald um mich herum ist dunkel, trotzdem scheint es so, als würden die Blätter der Baumkronen leuchten. Ich genieße die leichte Brise, die mein Haar zersaut. Es fühlt sich so gut an.

Doch ist es das Gefühl von Freiheit?

Nein, das ist es nicht.

Ich muss weitersuchen.

Ich stampfe durch Matsch und Schlamm, Gras und Wurzeln.
Doch das ist mir egal.
Die ganze Zeit denke ich darüber nach, wie es ist, frei zu sein.

Da merke ich nicht, wie ich plötzlich stolpere. An einer der Wurzeln. Ich überlege, ob ich eine kurze Pause einlegen soll. Ja.
Ich setze mich auf den Boden, angelehnt an einen Baumstamm.

Ich schaue nach vorne.
Vor mir sehe ich die Scahtten der im Wind tanzender Bäume.

Ich schaue unten.
Meine Beine zittern schon. Anscheinend bin ich doch zu viel gelaufen.
Trotzdem muss ich weitermachen.

Ich schaue nach oben.
Die hellen und dunklen Blätter bewegen sich hin und her im leichten Wind.
Etwas Rotes blitzt auf. Ein Apfel.

Etwas passierte in mir, denn plötzlich will ich dem Apfel hinterher. Hoch. Hoch bis zu der Baumkrone.
Ich beginne zu klettern. Immer weiter, immer höher gehe ich. Ich greife mit der Hand nach dem Apfel. Habe ihn schon fast und...

Ich falle, stürze in die Tiefe.
Ich drehe mich um. Ein Fluss.
Ich falle Richtung Wasser. Angst habe ich, große Angst, kann aber nicht einmal um Hilfe schreien. Hören würde mich eh keiner.

Also falle ich weiter. Es fühlt sich ewig an. Wie eine Zeitlupe.
Langsam schließe ich die Augen, bereite mich auf den Aufprall vor.

Doch da kommt nichts.
Ich spüre nichts.
Wieder öffne ich die Augen.
Wow.
Ich bin unterwasser.
Ich kann nicht atmen. Einen Drang danach verspüre ich aber auch nicht.

Ich liege nur da und staune.

Nein.
Ich sinke. Immer tiefergeht es. Doch mich scheint es nicht zu kümmern. Beobachte nur diese Welt. Sie ist so... anders.
Aber gut anders. Es fühlt sich an wie... Zuhause.

Und jetzt weiß ich es.

Ich gehöre hierher.

Hier bin ich frei.

My Story BookWhere stories live. Discover now