2 - Dienstag

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JEFF
Verschlafen blinzelte ich der Sonne entgegen. Wie inzwischen jeden Tag, war meine Laune bereits jetzt auf dem Nullpunkt. Maddie fehlte mir einfach zu sehr. Und dann auch noch aus einem so dummen Missverständnis. Ich könnte mir selbst den Kopf dafür abreißen. Wie doof konnte ich auch sein?

Seufzend richtete ich mich auf und fuhr mir durch die Haare. Ich hatte das, was mir im Leben am meisten etwas bedeutete verletzt und verloren. Beschissener konnte ein Leben nicht laufen...

Ich hatte all meine Vorsätze über den Haufen geworfen. Ich hatte mir immer geschworen, mich nicht zu verlieben, nie für ein Mädchen Gefühle zu entwickeln, nie für ein Mädchen das Schoßhündchen zu werden. Und was war ich jetzt? Ein Kerl, der dem Mädchen hinterherrannten. Es auf Knien anflehte zurückzukommen. Ein Kerl, der ein Mädchen bedingungslos liebte.

Alles in mir schmerzte. Jede einzelne Faser meines Körpers schrie nach ihr. Am liebsten hätte ich mir eigenständig das Messer in die Brust gerammt, um von all dem Schmerz endlich erlöst zu sein. Es fühlte sich tatsächlich so an, als ob jemand mein Herz herausgerissen und in kleinste Teile zerhackstückelt hatte. Einfach grauenhaft...

Wäre ich damals doch bloß nicht zu spät gekommen. Vielleicht hätte sich das Ganze dann nicht entwickelt...

Ich lief gerade den Flur entlang, als plötzlich irgendjemand in mich reinraste. Die Person fiel nach hinten auf ihren Allerwertesten und blieb dort erstmal für ein paar Sekunden sitzen. Sah schon ziemlich dämlich aus. Unweigerlich stahl sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Als sie die Situation anscheinend einigermaßen geschnallt hatte, rappelte sie sich wieder auf und griff nach ihrer Tasche. Erst dann richtete sie ihren Blick auf mich.

Uh, so schlecht sah sie ja gar nicht aus! Sie war sogar ganz hübsch.

Das Gleiche schien sie wohl von mir zu denken, denn sie musterte mich kurz und strich sich dann nervös die Haare aus dem Gesicht. Niedlich.

"Na, so eine stürmische Begrüßung bekomme ich nicht jeden Tag. Obwohl, ich könnte mich dran gewöhnen", meinte ich immer noch grinsend. Von jetzt auf gleich verschwand ihr kleines Lächeln auf den Lippen. Ihre Gesichtszüge wurden ernster und leicht genervt. Ups...

"Ich glaub kaum, denn irgendwann hätten alle Mädchen einen Flacharsch, weil sie immer auf ihren Allerwertesten fallen, da du sie ja nicht auffängst", warf sie mir vor. Holla, die Waldfee. Ich musste auch immer die Kratzbürsten erwischen, oder? "Was kann ich dafür, wenn du in mich reinrennst?", fragte ich die unschuldig. Vielleicht half es ja was. "Mir aus dem Weg gehen?!", sagte sie, doch ich schaute sie nur verständnislos an. Die hätte vielleicht Temperament. "Mein Gott! Beweg deinen Fettarsch aus dem Weg!", fuhr sie mich an. Völlig verblüfft schaute ich sie an, aber ging dennoch nicht zur Seite. Genervt stöhnte sie auf und quetschte sich an mir vorbei, wobei sie mich 'ausversehen' anrempelte, wodurch meine Bücher, die ich in der Hand hielt, auf den Boden fielen.

"Hast du sie noch alle?!", keifte ich sie an. Sie ließ sich jedoch nicht beirren und lief einfach weiter. Eine Antwort bekam ich aber dennoch, denn ich bekam ihren Mittelfinger gezeigt, worauf ich wütend schnaubte. Was war das denn bitteschön für eine dumme Kuh?! Sie ließ mich einfach hinter sich und lief um die nächste Ecke. Hoffentlich würde ich dieses Görr nie wiedersehen...

Damals habe ich sie gehasst und jetzt... jetzt konnte ich mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Wie das Leben so spielte...

...

AIDEN
Seufzend schloss ich Jeffs Wohnungstür auf und schloss sie wieder leise hinter mir. Ich hatte ihn heute den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekommen und so wie ich ihn momentan einschätzte, war er heute einfach mal wurde Zuhause geblieben. Inzwischen fehlte er fast jeden zweiten Tag. Es war unerträglich ihn so leiden zu sehen, wo ich ihn doch rein theoretisch helfen könnte. Doch Maddie ließ mich ja nie zu Wort kommen, sonst hätte ich ihr schon längst von der Sache erzählt.

sure foreverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt