Mein Beitrag zum Ideenzauber 2023

I

Ich liege auf meinem Bett und starre die Decke an. Ich soll heiraten. Meine Eltern sind der Meinung, mit 17 bin ich jetzt alt genug. In zwei Monaten soll ich einen der älteren Brüder aus der Königsfamilie Travies heiraten, Joshua. Deren Tochter, Raven, wird am selben Datum meinen älteren Bruder Jason heiraten.

Das Problem daran? Raven und ich sind seit zwei Jahren zusammen, was allerdings niemand wissen darf. Gleichgeschlechtliche Beziehungen werden mit dem Tod bestraft.

Von klein auf wurde uns beiden das beigebracht.

Seit drei Tagen weiß ich nun von dieser Hochzeit und seitdem verkrieche ich mich in meinem Zimmer. Raven und ich wussten immer, dass dieser Tag einmal kommt, dass einer von uns heiraten muss, aber damit haben wir nicht gerechnet. Ich habe noch nicht mit ihr geredet, weiß aber, dass das Zeit ist.

Plötzlich klopft es an der Tür. 

"Herein", meine ich nur und eine Zofe streckt ihren Kopf durch die Tür.

"Prinzessin Talitha, Prinzessin Raven erwartet Euch zu sehen. Sie steht vor der Tür, darf sie eintreten?"

Ich setze mich auf, streiche meine Haare kurz glatt und nicke dann. 

Die Zofe verschwindet und Raven kommt durch die Tür. Matt lächelt sie, doch nicht einmal das kann ich erwidern. Hinter sich schließt Raven die Tür und kommt dann auf mich zu. 

Ohne etwas zu sagen, setzt sie sich neben mich und nimmt mich in den Arm. Ich verstecke meinen Kopf in ihrer Halsbeuge und es laufen mir Tränen über die Wangen. Wie so oft in den letzten Tagen.

"Wir schaffen das. Ich lasse nicht zu, dass sie uns einander wegnehmen. Ich liebe dich, nur dich und daran wird sich auch wegen einer beschissenen Hochzeit nichts ändern. Aber wir finden einen Weg, das zu umgehen, hörst du? Wir finden einen Weg."

Ihre Worte waren nur Geflüster, doch ich verstand sie sehr gut, so nah, wie wir uns waren. 

"Ich habe Angst.", gab ich zu, doch sie nickt nur.

"Ich auch, mein Schatz, ich auch."

Einige Minuten sitzen wir da, Arm in Arm, bis es wieder klopft un die Tür direkt aufgerissen wird, sodass keine Zeit bleibt, zu reagieren.

"Tallie! Willst du was mit mir spiel-", mein kleiner Bruder Aaron sieht Raven und stockt. Sein Lächeln wird etwas matt, denn er versteht die Situation. Er hat Raven und mich bei einem Kuss gesehen, aber versprochen, dass er nichts sagen würde. Aaron ist zwar erst acht Jahre alt, aber ziemlich schlau. Er ist wirklich knuffig.

"-spielen. Tschuldigung.", murmelt er und will sich wieder umdrehen, als Raven ihn aufhält.

"Wir können doch alle zusammen etwas spielen."

"Wirklich? Ich meine, ich will euch nicht stören. Das war schließlich total blöd von Mutter und Vater. Ich finde das voll gemein und-"

"Wir können gerne etwas spielen.", meinte jetzt auch ich und versuchte ihn anzulächeln, was mir so halb gelingt.

Aarons Augen leuchten auf und sofort läuft er begeistert zurück in die Mitte des Zimmers. 

"Können wir Schach spielen? Aber Raven ist in meinem Team!"

Seine kindliche Freude ist ansteckend, weshalb ich jetzt ein kleines Lachen hervor bringe. 

"Na, willst du mir meine Freundin ausspannen?", scherze ich, während ich aufstehe, um das Schachbrett zu holen.

"Nee, ist doch deine Freundin. Das wäre doch komisch."

Jetzt lacht auch Raven.

Eine halbe Stunde später haben mich die beiden tatsächlich Schachmatt gesetzt.