Crown Victoria

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"Zentrale an alle Einheiten, Verdächtiger befindet sich in einem silbernen Chevrolet Camaro auf der Boulder Road. Verfügbare Einheiten bitte Verfolgung aufnehmen, over". "Hier 465, ich verliere den Typen, wo bleibt der Vogel?" "465, der Hubschrauber kann aufgrund eines Defektes nicht fliegen, over". Es gab einen Autodiebstahl in einem General Motors Autohaus, irgendwo in Florida. Hannah wartete gerade an einem Dunkin' Donuts auf ihren Kollegen, als die Nachricht durch den Funk kam. Boulder Road? Das ist hier gleich in der Nähe, dachte sie sich, und trat mit eingeschalteter Sirene das Gaspedal bis zur Matte. Ihr Partner rief ihr noch hinterher, doch sie war fokussiert auf den Funkverkehr und die Straße. "Zentrale, Einsatzfahrzeug schwer beschädigt. Unser Fahrzeug liegt bei Meilenstein 34 auf dem Dach, ich brauche einen Krankenwagen und die Straßensicherung, 465 over". Die Fahrzeuge vor ihr scherten links und rechts aus dem Weg, während sie ihren Ford Crown Victoria Streifenwagen ans Limit pushte. Schließlich vernimmt sie das Röhren eines V8 Motors aus dem Gegenverkehr. Am Horizont erkannte sie die unverkennbaren Linien eines silberfarbenen Camaros, und er raste mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf sie zu. Sie bewegte ihr Einsatzfahrzeug mit einem Ruck am Lenkrad in den Gegenverkehr, was die anderen Teilnehmer auf der Straße zu Vollbremsungen und Lenkmanövern zwang.

Die Straße vor dem Fluchtfahrzeug verengte sich. Hannah zog die Handbremse und exekutierte einen U-Turn, der Camaro musste abbremsen und den Straßenfahrzeugen, die kreuz und quer auf der Straße verteilt waren, ausweichen. Die Polizistin nutzte das, um ihren Crown Vic auf die Geschwindigkeit des Fluchtfahrzeugs zu beschleunigen. "Forrest 17-71, ich bin dran" "Verstanden Forrest 17-71". Der Streifenwagen positionierte sich im Windschatten des Ponycars, welches es nicht schaffte, die Leuchten aus dem Rückspiegel zu bekommen. Die dreispurige Bundesstraße führte durch einen Tunnel, doch der Weg in die Richtung der Verfolgung war verstopft mit Stau. "Hier Delta16, wir haben am Memorial Tunnel die Straße abgesperrt. Bereitmachen zur Festnahme". Doch keine Spur von Verlangsamung, der LS-Motor im Camaro tourte sogar weiter hoch. Am Ende des Staus befanden sich Polizisten, die auf die Verhaftung warteten. "Uh... Schlechte Nachrichten Jungs, der kranke Bastard fährt auf der Gegenspu- WHOA, BREMSEN SIE AB, OFFICER! SIE FAHREN IM GEGENVERKEHR!" "Forrest 17-71 an alle Einheiten, warum kommt der Verkehr auf der Gegenspur durch die Sperre?" Doch die Verfolgung rauschte kalt an der Sperre vorbei, die zweite Fahrbahn war nicht abgesperrt. Was sind das nur für Lappen bei der Polizei, sprach sie ins Lenkrad, während sich die Sprache im Polizeifunk überschlug.

Die Verfolgung ging millimeterscharf an den entgegenkommenden Verkehrsteilnehmern vorbei. Das Fluchtfahrzeug verlor bei einem Schwenker den linken Spiegel, er flog gegen die Windschutzscheibe des Streifenwagens und hinterließ einen Krater auf dem Glas. Plötzlich bog der Camaro, dessen Verfolgung nach wie vor auf der Gegenspur verlief, auf die Highwayeinfahrt ein, verursachte erneut fast eine Kollision mit einem entgegenfahrenden Honda Odyssey. Er versuchte Hannah im vor-örtlichen Asphaltlabirynth zu verlieren, doch in einer Linkskurve bohrte sich der Rammbügel des Crown Victorias ins Fahrzeugheck und setzte den Camaro zum Übersteuern an. Der Verdächtige hält den Wagen gerade noch, doch die Aufhängung litt unter dem Impakt. Das Fahrzeug zog nun etwas nach links und schien langsamer zu beschleunigen. Hannah verstärkte die Offensive und positionierte sich links neben dem Camaro, um ihn gegen die Leitplanke zu pressen. "Wo bleibt meine Verstärkung, verdammt?!" "Sorry 17-71, wir kommen nicht hinterher". "Hier Charlie15, ihr hättet nach Süden fahren sollen, da hätten wir auf ihn gewartet!". Sie antwortete nicht und würde die Augen rollen, müsste sie sich nicht voll- und ganz auf die Verfolgung konzentrieren.

Sie setzte zum Manöver an, doch auf einer unvorhersehbaren Art und Weise rammte der Camaro seine Beifahrertür in ihren Ford. Der Einschlag war so groß, dass das Fahrerfenster zersplitterte. Der Streifenwagen zog nach rechts. Um einem Toyota RAV-4 auszuweichen, verließ sie den Asphalt und rettete das Fahrzeug nur gerade so, während es das Heck fast verlor. Sie verlor einige Meter zum Camaro, die sie aber mühsam wieder einholte. Schließlich versuchte sie es erneut, diesmal von der linken Seite. Wieder krachte der Camaro gegen die Tür, doch mit deutlich weniger Schwung. Nachdem sich das Fluchtfahrzeug wieder gefangen hat, probierte er es weiter. Nun blieb der Verdächtige allerdings an der Fahrzeugseite kleben, doch er bekam den Crown Vic keinen Meter bewegt. Eine Kolonne an verschiedenen Fahrzeugen im Gegenverkehr kommt wenige Meter vor der Verfolgung zum Halt, Hannah fährt links auf dem Seitenstreifen vorbei, der Camaro rechts am Fahrbahnrand, mit zwei Rädern im Gras. Die Fahrzeuge waren nun knapp 10 Meter seitlich zueinander positioniert. Der Ford auf der äußersten und der Camaro auf der innersten Spur im Gegenverkehr. Der zerbeulte Chevy setzte zum ultimativen Rempler an und bewegte sich schnell auf den Ford zu, Hannah warf ihren Fuß auf die Bremse und lenkte nach rechts ein.

Die rechte Seite der Fahrzeugfront des Ford Crowns bohrte sich komplett in die Hinterachse des Camaros, dessen Hinterachse ausbrach. Er kollidierte bei Tempo 200 in seitlicher Lage frontal gegen die Leitplanke. Das Heck fing Luft und der Wagen begann, sich zu überschlagen. Auch Hannahs Ford nahm Schaden, Teile der Karosserie des Camaros fraßen sich in den Reifen, welcher daraufhin platzte. Sie verlor die Kontrolle und drehte sich mehrmals, doch der Wagen konnte etwas abbremsen, bevor sie mit dem Heck gegen die seit einigen Kilometern aus dem Boden ragende Betonwand, die die linke und rechte Spur dividiert, knallte. Im Rückspiegel sieht sie, wie sich der Camaro erst vier mal überschlägt und fast auf einen Volkswagen Jetta landet, bevor er zum Stillstand kommt. Außer Atem hechelt sie per Funk die Position des Unfalls und erbat Verstärkung und einen Krankenwagen, woraufhin sie den Anschnallgurt löste und zum knapp 50 Meter entfernt auf dem Dach liegenden Camaro rannte. Sirenen ertöneten in der Ferne und Fahrzeuge kahmen zum stehen, während sie versuchte, die klemmende Fahrertür auf zu bekommen. Schließlich löste sich die Tür vom Rest des Blechhaufens und sie zerrte den bewusstlosen Fahrer aus dem Cockpit.

Während der Fahrer in Handschellen zu sich kam, erreichten die ersten Einsatzfahrzeuge die Unfallstelle, darunter auch ein weißer Dodge Challenger in zivil. Aus einer der Türen kommt ihr Partner. "Hannah, ist alles okay?" Er rannte zu ihr, während sie am Straßenrand auf der Leitplanke saß und auf den Verdächtigen aufpasste. Er trug einen verstörten Gesichtsausdruck, schaute ihr direkt ins Gesicht. Dann hob er seinen Arm und fasste ihr an die Wange. Plötzlich fühlte sie einen stechenden Schmerz an der Stelle. Ihr Partner zog einen Glassplitter heraus, der sich in ihre Haut gebohrt hat, wahrscheinlich nach dem ersten Seiteneinschlag. Weitere Fahrzeuge trafen ein. Der Verdächtige verließ den Unfallort nicht auf der Rückbank eines Streifenwagens, sondern auf der Liege eines Rettungsfahrzeugs. "Gott im Himmel, was ist in Sie gefahren, Officer York?" Es war der Sheriff des Counties, in dem der Camaro gestohlen wurde. Noch bevor sie antworten konnte, kamen jedoch zwei Sanitäter auf sie zu und baten sie, mit zum Krankenwagen zu kommen, um sie auf Verletzungen durchzuchecken. Die Fragen solle der Sheriff später stellen.

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