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Echoklang schrie. Doch es war niemand da, der ihr helfen konnte. Sich krümmend vor Schmerzen schleppte sie sich zu einer kleinen, erdigen Höhle unter einer mächtigen Baumwurzel. Dort fand sie einen Haufen Stöcke. Als die nächste Schmerzwelle sie überrollte, biss sie auf einen von ihnen, bis er zerbarst.

Das erste Junge. Unbeholfen kümmerte sie sich, so gut es ging, um das kleine Fellknäuel und leckte es sauber, bis sie von einer weiteren Schmerzwelle unterbrochen wurde.

Als schließlich drei Junge an ihrer Seite lagen, brach sie erschöpft zusammen. Noch nie hatte sie solche Qualen erlebt. Blut klebte an ihrem Fell und an der regenfeuchten Erde unter ihren Pfoten.

Müdigkeit übermannte sie und sie fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.


Liebevoll betrachtete die Echoklang die drei winzigen Jungen, die an ihrem Bauch lagen und schliefen, nachdem sie sich sattgetrunken hatten. "Nelkenjunges, Wolkenjunges und Flickenjunges." Ihr Flüstern vermischte sich mit dem Rascheln der Blätter im Wind. Langsam klangen die Schmerzen der Geburt ab. 

Ja, sie empfand sogar etwas für diese winzigen Wesen, die ein Zeichen für ihre eigene Schwäche waren. Sie waren so unbeholfen, schutzlos. Echoklang hatte keine Ahnung von Jungen gehabt und sie wäre nicht bereit gewesen, sich um diese zu kümmern. Nicht, dass sie es nicht gewollt hätte, sie schaffte es einfach nicht. Sie war keine Mutter!

Aber es war niemand da, der es übernehmen konnte. Sie musste sich um die Jungen kümmern - oder sie dem Tod überlassen. Aber dazu war sie nicht bereit.

Sie setzte sich auf und kringelte ihren buschigen, grauen Schweif um die drei Kätzchen, um sie vor der Eiseskälte der Wildnis zu schützen. Auch vor ihnen würde sie sie schützen. Vor ihm, dem Clan, und ihnen, den Katern, denen sie die Junge verdankte.

Oh, wie sie den MachtClan hasste! Nun aber war sie frei, frei, wie ein Blatt im Wind. Frei, aber verloren. Längst war Schillerauge fort, und mit ihr Fleckenschweif und ihr Gefährte Streifenpelz. Lange hatte sie gezögert, ihnen zu folgen. Zu lange. Die Spuren waren alt, verwischt durch zahlreiche Regenfälle.

Noch mehr aber schmerzte der Gedanke an Nebelruf, ihre dritte Schwester. Sie war im Clan geblieben, Echoklang musste sie zurück lassen. Die Kater hatten ihre Schwester schikaniert, obwohl sie trächtig war, sodass sie nicht fliehen konnte.

"Ich werde euch holen!" zischte Echoklang. "Ich werde dich und deine Jungen aus diesem Clan befreien!" Ihr Fell legte sich erst wieder an, als eines der Jungen mit geschlossenen Augen ihre Pfote anstupste und nach Milch suchte. Sie legte sich hin und ließ die drei trinken.

Versonnen beobachtete die junge Mutter, wie die kleine schildpattfarbene Kätzin Nelkenjunges sich quer über den grauweißen Kater Flickenjunges legte und so einschlief, während die kleinste von ihnen, Wolkenjunges, sich eng an ihre Mutter kuschelte. Ihr dünnes, graues Fell bot wenig Wärme und ihre schwarze Nase zuckte.

Echoklang witterte und beobachtete wachsam die Umgebung, bis sie sich sicher war, dass niemand sie stören würde. Dann rollte sie sich um die drei Jungen zusammen, um ein wenig zu schlafen.


Später am Tag erwachte sie durch ungeduldiges Zupfen und Ziehen an ihrem Bauchfell. Die Kleinen wollten schon wieder gesäugt werden! Echoklang ließ sie und beobachtete nachdenklich den Sonnenuntergang. In der Höhle war es zugig und kalt. Außerdem waren sie viel zu nahe am MachtClan. Aber sie konnte nicht weg, zumindest nicht, bevor die Jungen ihre Augen öffneten.

Seufzend spähte sie nach draußen. Sie spürte den Hunger wie ein großes Loch in ihren Bauch, doch durfte sie etwas jagen, wenn ihre Jungen dann auf sich allein gestellt waren?

"Aber sie haben ja die Augen noch nicht offen, wohin sollten sie schon gehen, wenn sie noch nicht mal richtig laufen können?" murmelte sie und entschied sich für eine kurze Jagd. Wenn sie nichts fand, würde sie eben wieder zurückkehren.

Sie polsterte den kahlen Höhlenboden mit etwas Moos und ihrem eigenen Winterfell, dass sich schon langsam löste, damit die Jungen es warm hatten. Dann säugte sie sie noch einmal, bevor sie hinaus trat.

Echoklang hob den Kopf und witterte. Ganz schwach vernahm sie den Geruch von Beute und folgte ihm eilig. Wie ein Schatten huschte sie durch das hohe Gras, bis sie das Fiepen einer Mus vernahm. Als sie sah, wie die langen, festen Grashalme sich bewegten, schnellte sie vor. Kurz darauf baumelte eine braune Maus in ihrem Maul.

Zufrieden machte sie sich auf den Rückweg zur Höhle, als sie ein eigenartiges Geräuch vernahm. Es klang wie ein scharfer Windstoß, der durch einen schmalen Schlitz einer Felswand stieß, ein durchdringendes Zischen.

Ein langer, dunkelbrauner Schatten schnellte neben ihr aus dem Gras hervor. Erschrocken fuhr sie zusammen, als sich die spitzen Zähne der Schlange in ihre Pfote bohrten, schneller als sie hätte reagieren können.

Als sie ihr eigenes Blut sah, wurde ihr schwindelig. Das letzte, was sie dachte, bevor sie auf dem Boden ausfschlug, war:

Ich habe doch Junge! Oh, SternenClan, warum tust du mir das an?





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⏰ Last updated: Mar 17 ⏰

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Zeichen in den WolkenWhere stories live. Discover now