Die Gestaltenwandler {Boyxboy}

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Wahrscheinlich wäre ich sonst noch ewig dort stehen geblieben und hätte Samuel und seinem Freund verträumt zugesehen wie sie ein paar Regal weiter standen und über etwas sprachen, wenn Sofie mich nicht mit sich gezogen hätte. Samuel hielt immer noch das Buch in der Hand, dass er aus dem Regal genommen hatte. Irgendwas über das antike Rom, vermutete ich, da es bei den Geschichtsbüchern einsortiert gewesen war und auf dem Cover irgendwas mit Rom stand.

Als wir uns an einen Tisch in einer abgelegenen Ecke der Bibliothek setzten, schaute mich meine Freundin auffordernd an. ,,Ich warte immer noch auf eine Antwort." Oh Shit. Nicht gut, wirklich nicht gut, gar nicht gut!

,,Du kennst mich doch, ich war einfach blind und hab den Atlas nicht gesehen. Können wir jetzt bitte anfangen zu lernen?", versuchte ich das Thema schnell zu begraben. ,,Und warum hast du den Jungen angestarrt, als wäre er eine Attraktion im Zoo?"

Bevor ich überhaupt dazu kam, den Hauch einer Antwort in meinem Kopf zu formulieren, wurden die Augen meiner Freundin größer und ihr Mund klappte auf. Dann schlich sich ein Grinsen auf ihre Lippen.

,,Du bist verliebt." Jauchzend sprang sie auf und versuchte, mich zu umarmen, was – so sitzend über das Tischecke hinweg - schwierig war. ,,Ich bin nicht verliebt!", verteidigte ich mich und hob abwehrend die Hände. ,,Er ist ganz hübsch, aber ich bin nicht verliebt!", fügte ich hinzu. "Außerdem stehe ich nicht auf Jungs", ergänzte ich leise.

Obwohl ich mir, um ehrlich zu sein, bei dem ersten Punkt nicht mehr so sicher war. Und vielleicht bei dem Zweiten auch nicht ganz... Meine Freundin seufzte und rieb sich die Nase. ,,Mensch, Kevin! Es ist offensichtlich!" Sie machte eine kurze Pause. ,,Und was wäre denn dabei, falls du auf Jungs stehen würdest?"

,,Du weißt, wie meine Eltern da ticken." Sofie presste ihre Lippen aufeinander. ,,Ich weiß, Kevin. Aber deine Eltern entscheiden trotzdem nicht, in wen du dich verliebst und in wen nicht. Verleugne dich nicht selbst, wenn es so sein sollte, dass du diesen Jungen magst. Ich meine, musst du mit ihm zusammen und glücklich sein oder deine Eltern?"

Ich schwieg eine Weile, bis ich schließlich meinte: ,,Du klingst wie eines dieser Selbstfindungsvideos auf YouTube." Sofie lachte, wobei sich ein paar Strähnen aus ihrem Dutt lösten und auf ihre Schultern fielen. Dann nahm sie meine Hand. ,,Du bist echt ein Trottel. Ein hoffnungsloser Trottel."
Ich musste unwillkürlich grinsen und starrte auf meine Hände. Denn sie hat Recht. Und wie sie Recht hatte.