Nach einem Blick auf die Uhrzeit auf eins der Bildschirme an der Kasse erinnert sich Gabriel erleichtern daran, dass er in einer Dreiviertelstunde nach Hause gehen durfte. Dann würde er unverzüglich versuchen, mit Natalie Kontakt aufzunehmen und notfalls bei ihrer WG vorbeischauen. Obwohl die beiden Studierenden auf der gleichen Universität sind und sich daher dort mehrmals pro Woche sehen, wohnen sie zwei Stunden von einander entfernt und haben verschiedene Lebensrealitäten.

Natalie ist in einer WG eingezogen und versteht sich gut mit den anderen, die mit ihr wohnen. Insbesondere mit Miyoko unternimmt sie regelmässig verschiedene Dinge. Natalie hat nur geringen Kontakt mit ihrer Famille, mit denen sie sich oft nur streitet.

Gabriel streitet sich auch oft mit seiner Mutter, aber er muss noch bei ihr wohnen. Er kommt oft nicht raus aus seinem Zimmer oder aus der Wohnung, ist zwar nett zur Nachbarschaft, aber niemand in seinem Alter. er fühlt sich manchmal einsam, aber meist weiss er nicht, was er fühlt.

Die Zeit schien unendlich zu sein. NAchdem der Kunde mit mehreren Scheinen bezahlt hatte, überlegte Gabriel, erschöpft von seinem stressigen Arbeitstag, der mehreren stressigen Arbeitstagen folgte, doch aufzustehen. In der Dunkelheit kann man eigentlich auch nicht arbeiten - das würde er antworten, falls man ihn erwischt.
Seine Gedanken drehen sich unaufhörlich im Kreis. Es ist jeodch an diesem Moment, an dem das Licht plötzlich wieder funktioniert, weshalb er sich dafür entscheidet, doch auf seinen quietschenden(?ein besseres adjektiv findden) Stuhl sitzen zu bleiben. So lässt er die nächste Kundin ihre Waren auf das Kassenband legen, ohne seinen inneren Konflikt und die daraus resultierende Spannung von aussen bemerken zu lassen.

"Normalerweise können Sie jetzt Ihren Code eingeben", teilte er der Frau mit, als ob er bereits gewusste hatte, dass sie ihre Einkäufe mit Karte bezahlen würde. Gabriel hatte eine Tendenz bemerkt: Immer mehr Menschen schienen ihre Karten zu nutzen. Vielleicht hatten sie Angst, bald nicht mehr Zugang auf das Geld auf ihren Kontos zu erlangen und nutzen es jetzt aus, solange es noch möglich war. Wie kann man schliesslich auf Bargeld zugreifen, wenn es aufgrund der instabilen Stromversorgung keine funktionierenden Geldautomaten mehr gibt?

"Es ist echt nicht praktisch, beim Einkaufen vom Strom abhängig zu sein, obwohl man Geld hat!", äusserte die Frau, als ob sie ihm etwas Neues erzählen würde. Gabriel hätte kurz lachen können, aber er behielt seinen Gesichtsausdruck. Wenn er Kritik am System hören wollte, hätte er einfach seine Freundin fragen können. Was er nie tat.

Als er der Kundin am Ende den Kassenzettel überreicht, vibriert das Telefon in seiner rechten Hosentasche. Als er kurz auf das Bildschirm blickt, zeigt dieser drei neue Nachrichten an, von denen die ersten beiden bereits vor elf Stunden verschickt worden waren. Die letzte Nachricht war gerade eben eingegangen. Er konnte nur den oberen Teil der ersten und letzten Nachricht lesen, da sie zu lang für die Benachrichtigungsansicht war.

9:39 gaby baby wir haben überlegt & mussten unsere pläne ändern... deshalb werden wir heute erst alles nötige vorbereiten und dann direkt...

9:57 fckkkk die nachricht wurde nicht abgeschickt lol

20:23 G, ich mache mir sorgen. ich habe den ganzen tag versucht, dich zu erreichen... bitte sei nicht sauer, aber ich werde...

Die Nachrichten scheinen zwar nicht auf einen Notfall hinzuweisen, aber dennoch fühlt Gabriel, dass er jetzt handeln muss. Er schaltet sein Handy-Bildschirm kurz aus, packt das Gerät wieder in seine Tasche, steht auf und verkündet an der Reihe: "Es tut mir Leid, ich muss die Kasse schliessen. Ich muss in den Regalen nachsehen." Der Mann, der als nächstes in der Schlange steht, ist besonders verärgert: "Was? Ich habe nicht umsonst all die Einkäufe gemacht!"

"Meine Kollegin wird sich um Sie kümmern", antwortet Gabriel entschlossen und deutet auf die benachbarte Kasse, ohne Frau Fischer, die sie bedient, anzuschauen. Die Frau, doppelt so alt wie er, trägt kurze, rot gefärbte Harre, ein Nostril-Piercing und hat in der Vergangenheit ein paar Mal versucht, Gabriel näher kennenzulernen. Sie führt gerne belanglosen Small Talk und erzählte vom dreijährigen Sohn ihrer besten Freundin oder wie sehr sie sich danach sehnte, neue und überteuerte Gadgets zu kaufen, die sie wahrscheinlich nie länger als einen Tag benutzen würde. Dieser hatte aber den Eindruck gehabt, dass sie es nun mit der Zeit aufgegeben hatte, was ihn gleichermaßen schuldig und gleichgültig zurückließ.
Als sie diesen unerwarteten Staz aus seinen Mund hört, unterbrach sie das Scannen der Artikel und wusste zunächst keine andere Reaktion als "Wohin gehst du, Gabriel?". Doch er konnte spüren, dass sie am liebsten ausgebrochen wäre, hätte es nicht die Menschenmenge um sie herum gegeben. Obwohl er die Frage hört und ihr möglicherweise negativer Eindruck von ihm eigentlich nicht verstärken will, ignoriert er sie. Wenn sie sich beschwert und der Direktor ihn später fragt, wird er einfach behaupten, dass er seine Pause nimmt. Hoffentlich würde er ihm das glauben, denn es war kurz vor Schließung.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Nov 27, 2023 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Der ZusammenbruchWhere stories live. Discover now