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T: „Wo bist du, Louis?"

L: „Ich bin im Rettungwagen mitgefahren. Der Junge, den wir aus der Themse geholt haben, war Harry. Ich muss erst einmal bei ihm bleiben."

T: „Oh. Krass. Okay sollen wir dich dann im Krankenhaus abholen? Das ist kein Problem, ich sollte es nur wissen, ansonsten hau ich mich ins Bett."

L: „Geh ruhig schlafen. Ich weiß nicht, wie lange das hier dauern wird. Danke Tom."

T: „Kein Ding, Kumpel."

Louis schob das Handy in die Tasche und sah wieder nach vorne. Sie fuhren ziemlich schnell, obwohl der Fahrer kein Martinshorn eingeschaltet hatte. Aber das Blaulicht war an und flirrte über die vorbeiziehenden Häuser und Autos. Sie fuhren keine 15 Minuten, da kam auch schon das Krankenhaus in Sicht. „Darf ich fragen, wieso Sie nicht das St.Thomas Hospital angefahren haben? Das lag doch am nächsten." erkundigte sich Louis, als der Wagen in die Notaufnahme einbog und er den Namen des Krankenhauses lesen konnte: St Bartholomews Hospital.

„Wenn es kein Notfall ist, müssen wir die Krankenhäuser anfahren, denen wir auf der Wache zugeteilt sind. Da es sich hier „nur" um eine Unterkühlung handelt, waren wir nicht verpflichtet ins nächstgelegene Krankenhaus zu fahren." erklärte ihm der Fahrer und hielt an einer hell erleuchteten Glastür an. „Danke, dass Sie mich mitgenommen haben." sagte Louis, öffnete die Tür und sprang aus dem Fahrzeug. Harry wurde bereits von zwei Sanitätern ins Gebäude gerollt und Louis folgte ihnen mit schnellen Schritten.

Das Hospital war sehr schön. Es schien etwa 200 Jahre alt zu sein, war aber trotzdem hochmodern ausgestattet. Weil er genau wusste, dass er nicht mit ins Behandlungszimmer gehen durfte, setzte sich Louis in den Wartebereich der Notaufnahme auf einen Plastikstuhl und behielt die Tür im Auge, die zu den Zimmern führte. Heute Nacht war hier nicht besonders viel los. Neben ihm saß eine junge Mutter, die ein Baby in den Armen wiegte, das leise wimmerte. Ansonsten war der Raum leer. Die digitale Uhr zeigte bereits 3 Uhr an und Louis konnte nicht anders – er musste gähnen. Der Tag war anstrengend gewesen und würde so schnell nicht vorbeisein. Während er wartete, versuchte er sich mit Zeitunglesen abzulenken, doch er konnte sich nicht konzentrieren. Seine Gedanken kreisten um Harry.

Wie war er in die Themse gefallen. Und woher kam die Verletzung in seinem Gesicht? Es hatte nicht nach einem gewöhnlichen Schnitt ausgesehen. Eher so, als hätte sich jemand mit einem Messer an ihm zu schaffen gemacht. Bei dem Gedanken wurde Louis schlecht vor Ekel und er holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen. Hoffentlich waren sie bald fertig und er durfte zu ihm.

Er musste fast eine Stunde warte und war mehrmals eingenickt, als eine Krankenschwester endlich an ihn herantrat und und in ansprach: „Mr Tomlinson? Die Untersuchung ist vorbei. Sie dürfen jetzt zu Mr Styles. Kommen Sie." Schlaftrunken stand er auf und ging hinter ihr her einen Flur entlang. Sie führte ihn in den ersten Stock und Louis war froh, dass sie dafür die Treppe genommen hatte, denn so war er wieder halbwegs wach, als sie oben ankamen. Die Glastür, die diese Station von den anderen trennte war mit dem Schriftzug „Stationärer Drogenentzug" versehen und Louis schluckte: was Harry wohl davon hielt, dass man ihn hierher gebracht hatte? „Bitteschön, hier ist es." sagte die Schwester und blieb vor einer Tür in der Mitte des Flures stehen. „Er müsste wach sein." teilte sie ihm mit, doch Louis öffnete die Tür trotzdem ganz leise und betrat dann den Raum.

Das Zimmer war dunkel, nur eine Lampe direkt über dem Bett war eingeschaltet. Harry drehte den Kopf in seine Richtung, als er hereinkam und ein erleichterter Ausdruck machte sich in seinem Gesicht breit. „Ich war mir nicht sicher, ob du zu mir darfst, weil du ja kein Angehöriger bist." sagte er und seine Stimme klang kratzig, als er sprach. „Ich vermute mal, sie haben im Hilfswerk angerufen um sicherzugehen, dass ich wirklich dein Betreuer gewesen bin." erwiderte Louis, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich an Harrys Bett. „Willst du mir erzählen, wie das alles passiert ist?" fragte er und deutete auf das Pflaster, das aufHarrys Wange klebte und den Schnitt verdeckte. Der Lockenkopf senkte den Blick und spielte mit dem Saum der Bettdecke herum, bevor er sagte: „Ich bin mit meinem Dealer aneinandergeraten. Ich hatte nicht genug Geld dabei und noch Schulden vom letzten Mal, als ich...naja als ich abgehauen bin...ich war so dumm und habe versucht, ihm das kleine Päckchen zu klauen, doch er hat mich eingefangen und...naja jedenfalls bin ich danach irgendwie in die Themse gefallen. Ich weiß auch nicht genau, wie das passiert ist. Ich dachte echt, das wars jetzt..." murmelte er und fügte hinzu:

„Sie haben mir einen Heroinersatzstoff gegeben...Diamorphin hieß das, glaube ich." Louis seufzte. Er war nicht sonderlich begeistert davon, denn von Diamorphin loszukommen, war beinahe noch schlimmer, als die Abhängigkeit vom Heroin zu besiegen. Doch sicherlich hatten die Ärzte Harry nur helfen wollen und in ihren Augen das Richtige getan.

„Es tut mir Leid, dass ich abgehauen bin, Louis...aber ich habe diese Schmerzen einfach nicht mehr ausgehalten...ich weiß, wie viel Arbeit du in mich gesteckt hast und ich hab es einfach so weggeworfen." Harrys Unterlippe zitterte leicht und er schien den Tränen nahe zu sein, während er Louis Blick auswich und mit den Fingern an seinem Lippenring herumspielte. „Entschuldigung angenommen." sagte Louis. Er konnte nicht anders, als Harry zu verzeihen, denn er tat ihm so Leid obwohl er selbst in den letzten Tagen keine angenehme Zeit durchlebt hatte, ging es dem Punk deutlich schlechter und Louis würde nicht richtig handeln, wenn er ihn deswegen verurteilen würde. „Hast du lange nach mir gesucht?" fragte Harry leise und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. „Ja. Fast drei Tage. Durchgehend. Ich war mit Eleanor zusammen unterwegs, habe alle Drogenumschlagplätze abgesucht, die ich finden konnte. Harry, ich hab mir wirklich große Sorgen gemacht, weil ich auch nicht wusste, ob Zayn dich wieder aufgenommen hat, oder nicht." Bei der Erwähnung von Zayns Namen zuckte Harry zusammen, dann sagte er: „Er war ganz schön wütend, aber als er gesehen hat, wie dreckig es mir ging, hat er mir geholfen." er fuhr sich über die Arme und Louis Blick fiel auf einige kleine Einstichstellen. Er packte Harrys Unterarm, bevor er ihn wegziehen konnte und sah es sich genauer an. „Hast du Heroin gespritzt? Ich dachte du ziehst es durch die Nase, oder rauchst es." - „Ja, das hab ich auch. Aber mein Dealer hat mir so wenig verkauft, dass ich es spritzen musste, um die volle Wirkung zu bekommen." gestand Harry und zog seinen Arm aus Louis griff, schob ihn unter die Decke und wandte den Blick beschämt ab. Louis sützte den Kopf auf die Hände und fuhr sich durch die Haare: „Oh Harry, du machst alles nur noch schlimmer, merkst du das? Hast du wenigstens eine saubere Nadel benutzt? Du weißt doch, dass Zayn HIV hat." Sein Herz klopfte wie verrückt, als er die Antwort abwartete. Was, wenn es Harry so eilig gehabt hatte, dass er alle hygienischen Maßnahmen in den Wind geschossen hatte? Dann wäre er jetzt mit Sicherheit auch HIV-Positiv. „Ich hab die Nadel abgekocht." sagte Harry ein wenig beleidigt, weil Louis ihm offenbar so viel Schlampigkeit vorwarf. „Na dann scheint dein hübsches Köpfchen ja doch ab und zu zu funktionieren." rutschte es Louis heraus und er hielt inne.

Wieso hatte er das gesagt? Oh Gott, er war eindeutig viel zu müde, sonst hätte er seine Sinne beisammen gehabt und sich zurückgehalten. Doch die Erleichterung war so groß, dass es ihm irgendwie herausgerutscht war. Harry kicherte und es war das erste Mal, dass Louis ihn Lachen hörte. „Ich sollte jetzt gehen. Ich komme morgen wieder, ja?" sagte Louis und stand auf. Er musste dringend ins Bett, sonst schlief er hier noch im Sitzen ein. „Kannst du nicht bleiben? Du müsstest jetzt ein Taxi nehmen, um nach Hause zu kommen und das Bett hier neben mir ist ja frei...außerdem will ich jetzt nicht alleine sein." stammelte Harry und sah Louis dabei nicht an. Seine Ohren waren rot geworden – bestimmt war es ihm peinlich, dass er das gerade zugegeben hatte. Aber eigentlich hatte er ja auch recht. Jetzt fuhren gewiss keine Bahnen mehr und für ein Taxi würde er Unsummen hinlegen. „Na gut, ich bleibe hier." sagte er, stand auf und ging zu dem anderen Bett hinüber. Es war mit einer Plastikfolie abgedeckt, vermutlich um es nicht ständig neu beziehen zu müssen, doch das war Louis egal und er legte sich einfach auf den knisternden Kunststoff und schloss die Augen.

„Gute Nacht Lou." flüsterte Harry und knipste das Licht aus. Louis hätte zu gerne noch geantwortet, doch da waren ihm auch schon die Augen zugefallen.

A/M
sorry dass die Updates aktuell so lange dauern. Ich bin seit zwei Wochen in einem neuen Job. Arbeite beim Musical und da ist so viel los, dass ich einfach total k.o bin
Ich gelobe Besserung

Way OutWhere stories live. Discover now