33. Das Erwachen

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„Das ist gut.", sagte sie mit leuchtenden Augen, „Das ist sehr gut."

"Wie geht es dir?", wollte ich sofort wissen.

Sie hob überrascht die Augenbrauen. "Wie es mir geht?", fragte sie verwundert, "Was tut das denn zur Sache?"

"Für mich ist es von Belang.", erwiderte ich ernst, "Lass mich meine Frage nicht wiederholen, Ella."

Sie verdrehte lachend die Augen. "Oh ja, dir geht es wirklich wieder gut."

"Ella...", warnte ich ernst.

Sie ließ sich wie immer nicht einschüchtern. "Mir geht es gut, Nathan.", seufzte sie schließlich, "Nichts, was der Rede wert ist."

Ich runzelte die Stirn. "Was soll das heißen?"

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Hast du Hunger? Ich bringe dir schnell etwas aus der Küche."

Noch ehe ich den Mund öffnen konnte, stand sie auf und lief aus dem Zimmer. Ich sah ihr hinterher und wollte am liebsten nach ihr rufen, aber ich wusste, dass meine Stimme so viel Anstrengung nicht mitmachen würde, daher beließ ich es dabei.

Ich wollte mir nicht eingestehen, wie benommen ich mich fühlte. Selbst das Atmen fiel mir schwer. Meine Arme fühlten sich unglaublich träge an, als würden mehrere Kilos an ihnen hängen. Es nervte mich, dass ich scheinbar so kraftlos war. Nichts war so lästig wie abhängig von anderen Menschen zu sein. Mich konnte man damit quälen tatenlos rumzuliegen. Mit knirschenden Zähnen setzte ich mich auf und warf mit ganzer Kraft meine Beine über die Bettkante. Ich versuchte das Stöhnen zu unterdrücken, als meine Muskeln bei jeder Bewegung schmerzten. Ich krallte die Finger in die Matratze, als sich alles um mich herum zu drehen begann. Ich schloss verärgert über meine Schwäche die Augen und wartete, bis sich mein Kreislauf wieder normalisierte. Wie viel Zeit verging, ohne dass ich mich bewegen konnte, wusste ich nicht. Als ich die Augen wieder öffnen konnte, setzte ich meine Füße auf den kühlen Boden ab.

„Was tust du da?", fragte Ella mit einem Tablett in den Händen an der Tür. Sie eilte zu mir hin und legte das Tablett auf dem Nachttisch ab, ehe sie mich versuchte, wieder zurückzudrücken.

Aber ich blieb standhaft, während sie vergeblich gegen meine Brust drückte.
„Du musst dich ausruhen, Nathan.", klagte sie, „Bleib sitzen."

Ich knurrte genervt. „Ich hasse es."

„Bitte.", sagte sie nachdrücklich, „Tu es für mich."

Ich blickte ihr in die Augen. Sie erwiderte meinen Blick mit einer Intensität, in der ich mich drohte zu verlieren. Dass sie einen solchen Einfluss auf mich hatte, war gefährlich. Sie würde mich noch zu Dingen zwingen können, zu denen ich vielleicht nie bereit gewesen wäre.

Ich schnaubte verächtlich, aber setzte mich widerwillig zurück und lehnte mich wieder an das Kopfende des Betts. Gereizt warf ich ihr einen Blick von der Seite zu, den sie gekonnt ignorierte.
Sie seufzte nur erleichtert und nahm dann das Teller vom Tablett. Sie schöpfte von der Suppe und hielt mir den Löffel hin.

Ich knirschte verbittert mit den Zähnen. „Ich kann das selbst-"

„Nathan.", unterbrach sie mich mit einem gereizten Unterton und setzte mir den Löffel an die Lippen. Wir funkelten uns für eine Sekunde gegenseitig an. Schließlich gab ich nach und öffnete gezwungen den Mund, um von der Suppe zu essen. Wir sagten minutenlang nichts, während sie mich buchstäblich fütterte. Sie ging dabei sehr behutsam vor. Es hatte etwas liebevoll Fürsorgliches an sich. Es müsste mich aus der Ruhe bringen wie ein Kind gefüttert zu werden, aber absurderweise fühlte es sich gut an. Sie hatte einen unschuldigen Gesichtsausdruck, während sie sich konzentrierte, dass kein Tropfen daneben ging.
Ich konnte sie auf diese Weise in Ruhe beobachten.

Ella - Die Stille nach dem SturmOù les histoires vivent. Découvrez maintenant