Kapitel 1

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Savannah

»Willkommen zurück!« Mit einem lauten Knall dreht Paige eine Konfettikanone auf und der bunte Inhalt fliegt durch den Raum, landet in meinem blonden Haar und verschleiert mir die Sicht. Da mein Mund vor Begeisterung offen war, landete eins der Plastikfolien in meinem Mund, welches ich angestrengt versuche zu entfernen.

»Bah.« Ich kräusle die Nase, da der Geschmack widerlich war. Paige zieht mich kichernd in eine feste Umarmung, die ich grinsend erwidere und sie hin und her wiege.

»Ich verbiete dir noch einmal ein Jahr lang abzuhauen!« Meine beste Freundin löst sich von mir und gibt die Sicht auf unser geschmücktes Wohnzimmer frei. An der Decke schweben Heliumluftballons, Girlanden verlaufen von einem Möbelstück zu nächsten, sogar an den Eisenstangen der Gardinen.

»Ich habe nicht vor noch einmal zu verschwinden. Jedenfalls nicht vor unserem Abschlussball.« Paige und ich träumen schon seit dem Kindergarten von unseren tollen Ballkleidern, den ausgefallenen Frisuren und gingen in den letzten Jahren immer wieder neue Szenarien durch, wie man von einem Typen gefragt werden kann. In Filmen oder auf Tik-Tok wird man immer wieder von der romantischen Ader mancher Leute konfrontiert. Große Schilder, viele Blumen oder Gesänge werden angewendet um ein Mädchen nach einem Ball- Date zu fragen.

Dass sich inzwischen bei diesem Gedanken meine Nackenhärchen aufstellen, blende ich aus.

»Das erinnert mich an was!« Paiges braune Augen hellen auf. »Letztens habe ich richtig schöne Kleider in einem Magazin gesehen, die muss ich dir zeigen!«

»Dafür habt ihr noch zwei Jahre Zeit, ihr Süßen. Genug Zeit um die perfekten Kleider für euch auszusuchen.« Mum erscheint mit ihrer Kamera neben uns und winkt uns in eine vorteilhafte Position. Da meine Mum in einem Fotostudio arbeitet, trägt sie ihre Spiegelreflexkamera überall mithin. Auch als ich gestern Abend aus dem Reisebus gestiegen bin, begrüßte mich der grelle Blitz ihrer Kamera.

»Man kann nie früh genug danach suchen.« Ich lege meinen Arm um Paige, lächle in die Kamera und in dem Moment wird das Blitzlicht ausgelöst.

Ich saß gestern bis spät in die Nacht in einem muffigen Reisebus, der mich innerhalb von sechzehn Stunden von Montesano in meine Heimatstadt, Santa Maria, gebracht hat. Die gesamte Busfahrt habe ich nach Schlaf gesucht, doch das entpuppte sich als unmöglich. Neben mir im Gang saß eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn, der einfach nicht aufhörte zu schreien. Und als er dann endlich geschlafen hat, fing der ältere Mann hinter mir an zu schnarchen. Ich stellte die Lautstärke meiner Kopfhörer auf volle Pulle, doch das half nicht viel. Immer wieder spielte ich mit dem Gedanken einfach die Fensterscheibe einzuschlagen und rauszuspringen. Ich tendierte lieber dazu hunderte von Meilen zu laufen, anstatt mich länger tyrannisieren zu lassen.

»Ein tolles Foto. Wenn ich es im Studio bearbeitet habe, lasse ich es euch einrahmen.«

»So toll kann es nicht geworden sein, wenn du es noch bearbeiten möchtest, Mum.« Naserümpfend löse ich mich von Paige und gehe auf den Esstisch zu, der mit Muffins, Keksen und Kuchen bedeckt ist.

Das Haus sieht aus wie immer. Mum hasst Veränderungen, deswegen ist die Deko noch immer dieselbe wie vor zehn Jahren. Unser Haus ist ein rustikales Model mit Holzrahmen. Das Wohnzimmer ist großflächig, da die Küche daran grenzt und man von dort Zugang in den Garten hat. Ansonsten befindet sich im unterem Geschoss nur noch ein Badezimmer und das alte Büro meines Dads, was nun zu einer Abstellkammer umgebaut wurde. Oder eher vollbepackt wurde. Oben befindet sich Mums Schlafzimmer, ein weiteres Badezimmer und die Zimmer von Lenny und mir.

Meine Mum und Paige haben heute Morgen alles vorbereitet, während ich tief und fest geschlafen habe. Ich habe von den Vorbereitungen nichts mitbekommen, da ich einiges an Schlaf nachholen musste.

A sweet taste of loveWhere stories live. Discover now