Chapter 7 | Emotionless

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Auf dem Dach wartet ein Hovercraft und andere Tribute, viele aufgeregt, gehen rein.

"Das ist der Abschied."meint eine aufgewühlte Fiana und umarmt mich. "Für immer?"frage ich leise und hoffnungsvoll. "Einen von euch will ich wiedersehen." Bitte nicht.


"Wir sehen uns."sagt Finnisch nur und ich hebe irritiert die Augenbrauen, anschließend steige ich ins Hovercraft und setze mich in einen Sitz. Alle hier wollen mich töten, vornedran Eric und Zach, das sind goldige Aussichten!

Aber das sind die Hungerspiele, da gibt es keine wahren Bündnisse. Am Ende sind 23 tot und einer ist der Sieger.


Eine Frau setzt mir meine Aufspüren ein und ich lehne mich zurück. Komischerweise denke ich an den Tag vor meiner ersten Ernte.



Stolz hielt ich mein geflochtenes Netz hoch. "Du warst schneller als ich."lachte mein Bruder. Ein raues, liebenswürdiges Lachen. "Ich bin auch besser." "Sicher, du kleine Kröte." "Hey, ich bin größer als die anderen in meinem Alter!"verteidigte ich mich und warf das Netz über die anderen.

Die Sonne prallte auf uns und mir war heiß.


"Morgen ist deine erste Ernte."meinte er ernst und ich verzog mein Gesicht. Ich hasste die Hungerspiele und ab morgen jedes Jahr gezogen werden zu können missfiel mir, machte mir Angst.

"Falls du irgendwann gezogen wirst, dann darfst du in den Spielen nichts zeigen. Keine Gefühle. Keine Angst, keine Freude über Essen. Nein, du musst emotionslos sein."sprach er eindringlich.



Ich weiß nicht, ob er wusste, dass er gezogen wird, denn so hat er gewirkt, wie ich ihm Nachgang festgestellt habe. Die letzten Wochen vor seiner letzten Ernte hat er immer wahnsinnig viel Zeit mit uns verbracht, er hat jede Sekunde genutzt und übers Leben geredet. Über das, was er mal machen wollte. Er wollte eine Familie.


Damals habe ich nicht wirklich verstanden was er mit 'emotionslos' meinte, jetzt weiß ich es und ich weiß, dass er es nicht geschafft hat.

Aber ich schaffe das für ihn.



Das Hovercraft landet und wir steigen aus, Friedenswächter führen mich in einen Raum. Den Stadtraum. Die Wände sind aus Stahl und an einer Wand steht ein gläserner Zylinder, irgendwas sagt mir, dass ich in das Teil rein muss.


Die Tür geht auf und Finnick kommt rein. "Finnisch?"frage ich erstaunt. "Ich habe doch gesagt, dass wir uns noch mal sehen." Er hat eine Jacke dabei. Galant hilft er mir rein. "Es gibt eine Planänderung. Du rennst zum Füllhorn, ich weiß, du bist schnell, und nimmst dir ein Schwert und dann mach dich vom Acker. Du versteckst dich irgendwo und wartest." "Auf was?" "Darauf, dass die meisten sterben, denn dann hast du mehr Chancen. Hast du Angst?" "Vielleicht." Ich habe große, ich will nicht sterben, dafür fühle ich mich einfach zu jung.


"Hier." Er drückt mir den Anker meines Bruders in die Hand, er ist jetzt der Anhänger an einer dünnen Kette. "Ich dachte, als Kette könnte man ihn leichter mitnehmen." "Danke." Finnisch macht mir die Kette hinten zu und ich fühle mich sicherer, als hätte ich meinen Bruder an meiner Seite.


"Noch 20 Sekunden."höre ich eine Frauenstimme. "Komm zurück, bitte, Izzy." Izzy?

Ich sehe ihm in seine wunderschönen Augen und ich möchte ihn am liebsten Küssen. Der Moment ist so intensiv, bis die Frauenstimme ihn zerstört, in dem sie mich auffordert, mich in den Zylinder zu stellen. Finnick drückt mir einen raschen Kuss auf die offenen Haare, was sich gut anfühlt. Ich lächle ihm nochmal zu und gehe dann in den Zylinder. Mein Herz klopft mir bis zum Hals und ich umklammere den Anker.


Emotionslos


Das wollte mein Bruder, damit die anderen nicht sehen, was ich fühle, damit niemand das sieht. Damit ich unzerstörbar wirke.

Ich muss das schaffen, ich muss meine Angst und alles für die Arena verschließen.

Ein letztes Mal denke ich an meine Eltern, das warme Lächeln meiner Mutter, die tiefen Augen meines Vater, das Lachen meines Bruder. Auch an Finnick denke ich, an die perfekten Augen und seine Stimme. Aber für die Arena müssen die Gefühle, die ich fühle, wenn ich an diese Dinge denken weg sein. Ich muss töten können, ohne darüber nachzudenken, oder der Welt zu zeigen, dass ich daran zerbreche.


Fest starre ich durch den Zylinder, an die Wand, ich darf nicht zu Finnisch gucken, sonst kann ich den Plan gleich vergessen. Ich drücke den Anker, während meine Gesichtszüge sich glätten und ich das Gefühl habe, als würden meine Augen gefrieren. Dann lasse ich die Hand sinken. Ich fühle mich leer und leicht. So ganz ohne Emotionen.





Blue EyesWhere stories live. Discover now