Brocken Dreams (2)

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Der Raum war wie ein klassisches Krankenhauszimmer gestaltet, der für zwei Patienten gedacht war. Jedoch war das Bett neben dem Eingang leer und somit hatte sein Sonnenschein das Zimmer für sich.
An dem zweiten Bett stand das Team im Halbkreis und verdeckte somit die Sicht auf den Orangehaarigen, der sich wahrscheinlich in der weißen Decke befand.

Wie betäubt, setzte sich Kageyamas Körper in Bewegung. Ein flaues Gefühl vermischt mit Furcht machte sich auf seiner Zunge breit, was ihm pochende Kopfschmerzen bescherte. Mit jedem Schritt, den er tat, zog sich sein Magen immer mehr zusammen und ließ ihm Kotzübel werden.

Er durchquerte das Zimmer viel schneller, als ihm lieb war. Innerlich schrie er sich selbst an, er solle kehrtmachen und davonlaufen. Er wollte Hinata nicht in diesem Zustand sehen. Jedoch sein Körper gehorchte ihm nicht.

Wie ein scheues Reh stellte er sich neben Asahi, der ein wenig zur Seite rutschte, um ihm Platz zu machen. Panisch schloss er die Augen. Er wollte nicht hinsehen.

Dennoch öffnete seine saphirblauen Seelenspiegel nach einigen Sekunden erneut. Ob er dies wegen Sorge oder weil dem Drang nicht widerstehen konnte hinzusehen, war ihm ungewiss. Aber grundsätzlich war der Grund für diese Handlung auch egal. Denn das Einzige, was zählte, war sein Sonnenschein.

Der Anblick jagte ihm einen kalten Schauder über seinen Rücken und ließ seinen Atem stocken.

Er lag da, bedeckt von der weißen Bettdecke. Ruhig und still, wie eine Leiche, war er. Aber sein Sonnenschein war nicht tot. Das bestätigte der lästige Piepton des Pulsmessers, der seinen Herzschlag auf dem grünen Monitor neben dem Bett aufwies.

Diese Ruhe passte gar nicht zu ihm. Auch wenn er schlief, verhielt er sich normalerweise nie so still.
Kageyama hatte mehrfach Mitten in der Nacht einen Kung-Fu-Schlag in seine Magengrube von dem Orangehaarigen erhalten. Dabei war es egal, wie weit er mit seiner Matratze bei Trainingscamps von ihm wegrutschte, er wurde jedes Mal von Hinatas kräftigen Tritten geweckt.

Hinata war großteils mit Bandagen und Pflastern bedeckt, sodass nur ein wenig von seiner Haut zu sehen war. Aber die entblößte Haut erschien blasser, schon fast leichenhaft, was auf den großen Blutverlust hindeuten ließ.

Seine haselnussbraunen Seelenspiegel waren geschlossen und verliehen dem Kleineren den Eindruck zu schlafen.
Besser so - dachte sich Kageyama.
Wenn er den Glanz in seinen Augen nicht erblickt hätte, wäre er höchstwahrscheinlich von einem Herzstillstand gestorben.

Die orangen verwuschelten Haare lagen verstreut auf dem Kissen und stachen mit seiner kräftigen Farbe hervor. Der warme Farbton wirkte umgeben von den weißen Tönen hineingezwungen, wie ein Fehler beim Zeichen. So empfand auch der Schwarzhaarige die Präsenz von seinem Sonnenschein im Krankenhaus als unpassend.

Viele Geräte waren angeschlossen an Hinata und bezeugten, dass der Boke noch am Leben war. Aber trotzdem überkam Kageyama das Gefühl des Verlustes, der sich tief in sein Herz einnistete und für immer bleibende Narben hinterließ.

Hinata hatte überlebt. Kageyama hatte ihn nicht verloren. Aber er, sein Sonnenschein, hatte seine Passion und seine Träume verloren. Und zwar für immer und ewig. Auch wenn die Nummer 9 sich bei allen Göttern bedankte, dass er ihn noch immer bei sich haben dürfte.
Trotzdem stellte er sich die Frage, ob ein Traumverlust nicht schlimmer als der Tod war? War es nicht schmerzhafter?

Die Schuldgefühle plagten an ihm, auch wenn er wusste, dass er dafür nichts konnte.
Was wäre wenn, Hinata ein wenig später aus dem Haus gegangen wäre? Was wäre wenn, Kageyama früher von dem Unfall mitbekommen hätte? Was wäre wenn, er sofort für Hinata da sein würde?

✓ Brocken Dreams 「KageHina」Where stories live. Discover now