Kapitel 6

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Der Morgen begrüßt die beiden mit einem Schwall Wasser ins Gesicht.
Wasser spuckend sitzen die beiden senkrecht auf der Matratze und holen ächzend Luft.
"Guten Morgen, ihr Turteltäubchen!" trällert die Übeltäterin.

"Ich bring dich um," grollt Ryu triefendnass. "Sania!"
Sie springt auf und jagt der baldigen Pokémonprofessorin hinterher.
Diese lacht nur und macht einen Rückwärtssalto über ihren Kopf. Dann umschließt sie sie von hinten, sodass sie nur noch hilflos, aber nicht weniger vor Wut kochend, zappeln kann.

"Lass mich los, dann kannst du was erleben!" wütet sie.
"Das hättest du wohl gerne! Nein, ich muss dich sooooo was von ausfragen, in was ich da bitte reingelaufen bin!" fangirlt sie energisch.
"Vergiss es, du Verrückte! Wer weckt andere bitte mit einem Eimer Wasser auf den Kopf?!" Ryu schäumt vor Wut.

"Ehm, du? Jedenfalls vorletzte Woche. Ich hatte danach eine Drei-Tage-Erkältung, weißt du noch?"
erinnert sie Delions beste Freundin.
Achjaaaaa... Da war ja was! Das war ihre Rache für eine anderen Streich gewesen, den Sania ihr gespielt hatte.
"Das warst du selber Schuld, Sis. Der Streich mit den Wolly musste noch zurückgezahlt werden." erwidert Ryu nun wieder beruhigt und Sania drückt sie jetzt in einer Umarmung an sich.

"Und das war für dein Ausbüxen. Mach das nie wieder, hörst du? Ich war krank vor Sorge!"
Theatralisch wischt sich Sania die imaginären Tränen weg und lächelt sie an.
"Ja ja..." murmelt sie beschämt.
"Und jetzt komm, durch das ganze Laufen bist du auch schon wieder rocken. Es gibt Frühstück" flötet Sania und hüpft runter zur Küche.

Der Rotschopf lächelt. "Ich komm gleich! Ich glaub, meine Haare brauchen noch einen Föhn!" ruft sie die Treppe runter und geht zurück in ihr Zimmer.
Dort findet sie Roy vor, der auf seinem Rücken auf der nassen Matratze liegt.
Sie lacht. "Du siehst aus wie ein begossenes Coiffwaff." lacht sie und stemmt die Hände in die Hüfte.
Bevor Roy antworten kann, ist sie schon aus dem Zimmer geflitzt und Roy setzt sich seufzend auf.

Dann kommt das Mädchen auch schon zurück, allerdings mit einem entschuldigen Lächeln im Gesicht.
"Sorry, aber das ist glaube ich, das einzige, was wir in deiner Größe haben..." sagt sie und hält einen Dragoran-Onesie vor sich.
Roy seufzt noch mal und steht auf.
Mit seiner noch rauen Morgenstimme sagt er: "Muss gehen, ich hab auch nichts anderes dabei. Danke, Ryu." und nimmt den Onesie. Ryu dreht sich den Kopf zur Seite und überspielt ihr rotes Gesicht indem sie zu ihren Pokémon geht und sie aus ihren Bällen ruft.
Sie räuspert sich. "Kommt, es gibt Essen." sagt sie kurz angebunden und scheucht ihr Team, einschließlich Wolwerock und Bandelby, aus dem Zimmer.

Roy zieht den Onesie an und sieht an sich herab.
"Tolles Outfit", kommt es da von der Tür und Roy blickt auf Sania und Delion, die ihre Köpfe ins Zimmer stecken. Sania macht ein Foto.
"Jaja, Haha. Sehr witzig.", grummelt er. Zum Glück hat der Onesie Taschen.

"Ey, du kannst dich glücklich schätzen! Ryu leiht niemandem ihren Dragoran Onesie.", erwidert Sania und steckt ihr Handy zurück.
Im Ernst? Aber das Ding ist ihr doch viel zu groß. ...Wenn er so darüber nachdenkt, sieht das bestimmt putzig aus.
"Oha." Delion staunt. "Du bist echt nh Simp."
"Ach, halt die Klappe."

Er hat keine Ahnung, wie sein Gesichtsausdruck ist, aber Sania hat einen versteckten mörderischen Ausdruck in ihren Augen, die trotzdem vor Vorfreude strahlen.
Das Kindheits-Trio bewegt sich nach unten in Richtung Küche, wo Chaos herrscht.
Hop und Ryu leisten sich ein Wettessen mit Pfannkuchen, während ihre Mutter ruhig am anderen Ende des Tisches sitzt und die Zeitung liest.

Normalerweise würde sie den Wettstreit schon längst filmen, aber sie hatte eine neue Komplizenschaft mit einem gewissen Rotom geschlossen, welches auch jetzt um ihre beiden Kinder herum schwirrte, um sie vom besten Winkel aufs Band zu kriegen.
Diese Videos werden durch die neue Perspektive um einiges besser wirken, also war sie dem Pokémon sehr dankbar.

Delion, Sania und Roy betreten die Küche, wobei Delion und Sania innerlich erfreut miteinander  reden.
Roy kommt hinter Ryu heran, beugt sich über sie und nimmt sich einen Pfannkuchen.
Ryu friert in ihrer Position ein, die Gabel noch im Mund, und Hop lacht triumphierend.
Den Systemneustart seiner Schwester scheint er nicht zu bemerken und dreht sich zu seinem großen Bruder.

"Was habt ihr noch so lange oben gemacht?" fragt er neugierig.
Sania grinst und Delion beantwortet seine Frage.
"Sania hier, hat Ryu und Roy gegossen, also musste Roy sich noch umziehen. Wir haben nur auf ihn gewartet."
Sania blickt die Mutter bedeutungsvoll an.
"Wir haben Fotos." sagt sie nur und ihre Mitstreiterin grinst und nickt.
"Danke, Liebes. Du musst sie mir gleich unbedingt zeigen."
"Aber selbstverständlich, Tantchen! Eine Meisterin muss ihre Kunstwerke schließlich erklären."

Und damit meinen sie nur, dass beide sich gleich in Mutters Schlafzimmer zurückziehen und über die Bilder fangirlen werden.
Delion kannte das Prinzip schon und zum Glück konnte er sich jedes Mal rausreden.

Das Ergebnis von Ryu Neustart resultiert nun leider in leicht roten Wangen und einem still weiter essenden Mädchen, das den Gedanken meidet, dass Roy immer noch hinter ihr steht.
"Achso!" meldet sich Hop wieder, "Also deswegen hat Roy dieses Ding an!" Er nickt verstehend.
Das scheint seine Schwester allerdings aus ihrem "State of Shock" zu befreien.
"Ey, das ist kein 'Ding'! Ist Dragoran für dich etwa ein Gegenstand?" Ihr Blick bohrt sich in den von Hop, der als Resultat erschaudert und sich daraufhin ganz hektisch zu verbessern versucht.

"Äh nein, nein! Natürlich nicht! Das ist der schönste Onesie, den ich je gesehen habe! Ich war nur überrascht, dass du Roy ihn hast anziehen lassen, das ist alles!" Er wedelt hektisch mit den Armen und schlägt mit diesem Move aus Versehen Delion ins Gesicht.

"Au! Dude, willst mir mein Auge ausstechen und mich halb blind werden lassen?!"
Er hält sich die Nase, aus der ein kleiner Blutstrom läuft.
"Heh~ sorry, Lee. Du solltest dir vielleicht ein nasses Tuch holen." Hop spielt verlegen mit den Fingern und grinst entschuldigend.
Grummelnd hält Delion sich wenig später ein Tuch an die Nase und ein nasses Handtuch auf den Nacken.

In A Champ's Houshold (Sort of One Shot)Where stories live. Discover now