Kapitel 1

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Im Champischen Haushalt

Das blauhaarige Mädchen stürmt in die Küche.
"Mutter, ich geh meine Haare färben!"

Bevor die Frau irgendetwas sagen kann, stürmt ihre Tochter schon wieder aus dem Raum und, als sie aus dem Fenster blickt, rennt sie über die Wiese in Richtung Friseursalon im Dorf.

Seufzend stellt sich ihre Mutter darauf ein, bald einen kunterbunten Wirbelsturm im Haus rumlaufen zu haben.

"Ma, wo geht Ryu jetzt schon wieder hin."
Bevor sie sich zu ihrem Ältesten umdreht, sieht die Mutter ihre Tochter noch den Asphalt küssen.
"Sich Farbe in die Haare kletschen lassen, wie ein Keldeo in seiner Gerechtigkeitsform."

"Na dann. Ist nicht so schlimm wie das Mal, wo sie nach Dialga suchen wollte ohne überhaupt ein Pokémon zu haben oder?"
Delion lacht kurz auf bei der Erinnerung.
Ryu war noch klein gewesen, aber hatte mit voller Imbrust gesagt, sie würde Dialga um jeden Preis finden und sein Freund werden.

Mutter lacht und dreht sich zu Delion um.
"Da hast du auch wieder Recht. Ich hoffe nur, sie bereut es nachher nicht. Was macht Hop eigentlich grad?",
fragt sie dann und zieht eine Augenbraue hoch.

"Er schaut sich schon wieder meinen Kampf gegen Roy an. Er ist der festen Überzeugung, er könnte durch das bloße Starren auf den Bildschirm alles lernen, was einen Champ ausmacht."
Kopfschüttelnd setzt sich Delion an den Küchentisch.
Seine Mutter setzt sich dazu. "Er bewundert dich eben sehr. Er wird bald selbst auf Reisen gehen und das macht ihn nervös. Ich befürchte, ihn wird es sehr schwer treffen, wenn ihn jemand schlagen würde."

Die Sorgen waren berechtigt. Hop stellte Delion über alles und versuchte ihm nachzueifern, wo er nur konnte. Da Delion als unschlagbar galt, würde er keinen Kampf verlieren wollen.

"Lassen wir hoffen, dass ihn jemand rauszieht, wenn es soweit kommt. Niemand ist unschlagbar, nicht einmal ich."

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Die Haustür wird nach 6 Stunden aufgerissen und ein Flamenco-Stil-Choreogel (von der Farbe her) stürmt in die Küche.

"AaaAaaAhhhH" schreien Delion und seine Mutter vor Schreck auf und stoßen dabei das Schachbrett vor ihnen auf dem Tisch um. Delion fällt dabei mit seinem Stuhl nach hinten.

"ICH KAM ZURÜCK!!!" ruft die zweitälteste enthusiastisch.

"ERSCHRECK UNS NICHT SO, IDIOT!"
ruft Delion, während er seinen Stuhl wieder aufrichtet.
Mutter fasst sich ans Herz und blickt ihre Tochter strafend aus den Augenwinkeln an. "Mach das nicht noch einmal, Ryu." Dann hilft sie Delion das Schachbrett aufzuräumen, ohne dass beide sie eines Blickes gewürdigt haben.

"Sorry, not sorry," erwidert Ryu, bevor sie wieder aus der Küche stürmt, "Es sah nämlich ziemlich witzig aus!"
Die zwei seufzen. "Ich bin froh, dass wir jeden Zug aufgeschrieben haben.", meint Mutter.

Als nächstes bricht Ryu Hops Tür aus den Angeln und erschreckt ihren kleinen Bruder ebenfalls zu Tode.
"Ryu! Meine Tür!" ruft er zu ihr rüber.
Unter ihnen glucksen Delion und Mutter, als sie es hören.
Alle können einstimmig sagen, dass der Haushalt sehr lebensvoll war mit einem ADHS-Wirbelsturm, der jeden Tag durch Haus und Garten saust.

"Entschuldige, wird nicht wieder vorkommen." meint die Zweitälteste und setzt die Tür geübt wieder in den Ramen.
Hop grummelt. "Das hast du die letzten drei Mal auch schon gesagt. Und ich zähle die fünf Male davor nicht mit."
Dann lenkt er seine Aufmerksamkeit kopfschüttelnd wieder auf den Bildschirm seines Fernsehers vor ihm.

Seine Schwester nimmt sich ein Sitzkissen aus einer Kiste und setzt sich neben ihn.
Neugierig schaut auch sie auf den Bildschirm, verzieht aber schnell das Gesicht.
"Du guckst dir schon wieder Delions Kampf an?", fragt sie enttäuscht, "Kannst du dir nicht mal die Kämpfe von anderen Arenaleitern oder den Champs anderer Regionen anschauen?"

Hop schaut sie von der Seite ein bisschen empört an.
"Delion ist nun mal der Beste und übertrifft alle anderen. Wenn ich mir seine Kämpfe anschaue, werde ich, genauso wie er, der Beste werden und ihn besiegen!", erklärt er enthusiastisch und strahlt dabei bis zu beiden Ohren.

Ryu verdreht nur die Augen und richtet ihren Blick gelangweilt auf den Fernseher.
"Wer ist das überhaupt, gegen den unser Brüderchen da kämpft?", fragt sie, während sie den größeren Gegnertrainer etwas aufmerksamer beobachtet.

"Das ist Roy," sagt Hop. "Er ist Delion am ebenbürtigsten und kämpft mit Pokémon, die das Wetter beeinflussen. Diese Wetterveränderungen nutzt er dann für seine Kämpfe."

Interessant. Die Rotom-Kamera zeigt gerade das Profil des Gegners und Ryu erkennt ein Outfit, dass sie an ein Knacklion erinnert, hauptsächlich durch das rote Bandana und die Kapuze des Pullis, die, von außen schwarz und innen rot, mit Zähnen bestückt ist. Unter dem Kapuzenpulli schien er ein oranges Oberteil zu tragen, da seine Ärmel daraus hervor schauten.

Die Uniform-Shorts, erkennt Ryu als die offizielle Trainings-Uniform der 8.Arena und die Schuhe, wenn man sie überhaupt noch als Schuhe bezeichnen könnte, MUSSTEN zu groß sein.
Anders konnte sie sich die weiten Schafte nicht erklären.
Wer kauft sich überhaupt mit Absicht zu große Schuhe?

Da bemerkt Ryu neben Delions Gegner ein Rotom.
Das Smart-Rotom fliegt um ihn herum, als würde es ihn aufnehmen.
Noch so ein Social-Media-Heini also. Kein Wunder, dass er Delion nicht schlagen konnte.

Ihre Aufmerksamkeit richtet sich auf das Pokémon vor ihm. Ein Duraludon und es sieht stark aus.
Aber trotzdem: Was für ein Idiot!
Jeder weiß doch, dass Duraludon gegenüber Glurak im größten Nachteil der Geschichte ist!
Stahl ist Feuer in allem unterlegen, da kann der Zweittyp das auch nicht mehr rausholen.
Obwohl Feuer gegen Drache eher nichts bringt, aber was weiß sie schon über die Typ-Schwächen-Zusammensetzung.

"Wenn du dir das noch weiter anschaust, geh ich mir Cynthias Kampf gegen Lucian anschauen", meldet sie sich wieder und setzt sich auf.
"Mhm" Hop nickt, starrt aber weiter auf den Schirm.

Seufzend steht Ryu auf, bringt das Kissen zurück und geht in ihr Zimmer. Doch anstatt sich vor ihren Rechner zu setzen, geht sie zum Fenster und öffnet es.
Sie setzt sich auf den Sims mit einem Bein auf jeder Seite der Hauswand und holt ihr Bandelby aus seinem Ball.

Dieses blickt sie ein wenig verwirrt an, weshalb sie es anlächelt und nach oben deutet. Dann beginnt sie, nach draußen zu klettern.
Keinen Plan, warum es nie jemand bemerkt hatte, aber sie hatte nachts einmal Stiegen an der Hauswand angebracht.
Über die klettert das seit heute rothaarige Mädchen auf das Dach des Hauses und setzt sich so hin, dass sie der Sichel des aufgehenden Mondes entgegen guckt.

Das schillernde Hummel-Pokémon gesellt sich zu ihr und setzt sich auf ihren Schoß.
Ryu schließt es in ihren Armen ein und drückt es vorsichtig an sich. Sie vergräbt ihr Gesicht in seinem Fell und murmelt. "Sie haben echt nichts gesagt... Warum sollten sie auch, ich bin nur das nervende Energiebündel, das die Familie runterzieht..."

Bandelby wimmert hilflos ohne zu wissen, wie sie ihre Trainerin aufmuntern kann.
"Schon gut, Bandelby..." Ryu richtet sich auf und streicht ihm über den Kopf. "Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen."

Die nächsten Stunden sitzen die beiden auf dem Dach. Während Bandelby schon vor einiger Zeit eingeschlafen ist, kann Ryu nicht einmal gähnen.
Sie seufzt und steigt wieder in ihr Zimmer, nachdem sie ihren Partner in seinen Ball gerufen hat.
Auf dem Nachtstand zeigt der Wecker die Uhrzeit: 04:30.
Schon wieder ist die Nacht um, ohne dass Ryu schlafen konnte.

In A Champ's Houshold (Sort of One Shot)Where stories live. Discover now