Ein Leben zu Ehren der Verstorbenen

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Ich drehte mich zu Changbin und beobachtete ihn, während dieser sein strahlend weißes Gewand richtete und sich dann an seine langjährigen Begleiter und Freunde wandte.

„Wir haben in den letzten Tagen alles besprochen, was es an Veränderungen und Gesetzen benötigt, um endlich eine Einheit zwischen Himmel und Hölle zu schaffen, aber eines habe ich noch nicht erwähnt..." Die weißen Augen wanderten zu Minho, der gerade mit unleserlicher Miene zu uns trat.

„Ihr habt mir immer vertraut, in all den Jahrhunderten, die ich bei euch verbracht habe. Ihr konntet über meine Herkunft schweigen und hinwegsehen und habt mich schließlich als einen der Euren akzeptiert. Ich danke euch dafür und möchte mich damit revanchieren, dass ihr ebenso im Himmel willkommen sein werdet, wie ich es in der Hölle seit jeher war. Ihr werdet dort ein Zuhause finden, wie ich hier eines hatte. Aber ihr habt alle erkannt, dass ich nicht zu hundert Prozent hier sein wollte. Und wir wissen, dass es ein großes Stück Arbeit wird, das erneut aufzubauen, was verlorenging und die Werte und Normen zu etablieren, die uns alle voranbringen und nicht von Unterdrückung und Ausbeutung des anderen profitieren."

Ich sah das zustimmende Nicken von Minho, Chan und Hyunjin und es machte mich auf eine gewisse Weise stolz, wie sich die Dinge nun endlich zu einer gewinnbringenden Allianz für alle entwickelt hatte. Es würde Frieden zwischen Himmel und Hölle herrschen und dennoch wurde ich im gleichen Moment wieder traurig, weil Jisung nicht hier war, um dies zu erleben. Er hatte sich so viel Mühe gegeben, um eine gute Beziehung zur Unterwelt aufzubauen und wäre Minho nicht so stur gewesen, hätte es sogar eine sehr enge Bindung werden können. Doch einige Dinge entwickelten sich nun einmal anders als erhofft und so spontan, dass man mit den Veränderungen und den resultierenden Handlungen nur schwer zurechtkam.

Ich schluckte das aufsteigende Unwohlsein herab und blickte zu Satan, dessen Augen leicht aufglommen, als er jetzt nach vorn trat und Binnie brüderlich umarmte.

„Du wirst den für dich bestimmten Platz mit Würde einnehmen und du kannst auf meine Hilfe und mein Vertrauen zählen." Sekundenlang schien er mit sich zu ringen, dann sprach er leiser: „Ich habe einmal den Fehler gemacht, einem Gott nicht die nötige Kraft und Hoffnung zuzusichern, die ich definitiv hätte aufbringen können... stattdessen habe ich ihn alleingelassen. Ich werde diesen Fehler kein zweites Mal begehen, auch wenn die Umstände bei dir anders sind."

Lucifer erwiderte seine Umarmung, betrachtete ihn anschließend aus strahlend weißen Augen und nickte.

Ich verstand, dass Satan diese Schicksalsfügung und den neuen Gott besser akzeptieren konnte, da Changbin nicht sein Geliebter war. Er war nur ein guter Freund und es bestand kein Abhängigkeitsverhältnis zwischen ihnen, wie es bei Jisung durch das Ritual der Fall gewesen war.

Und Lucifer hatte einfach die perfekten Voraussetzungen für diesen Posten. Er kannte beide Seiten, er hatte unter den Dämonen, sowie den Engeln, Freunde und Feinde, was ihn beide Seiten verstehen ließ. Deshalb konnte Satan ihn als Freund und Herrscher akzeptieren. Sie waren ebenbürtig ohne fürchten zu müssen, dem anderen zu viele Zugeständnisse durch allzu große Zuneigung zu machen. Bei Jisung war das anders gewesen. Minho hatte gewusst, dass die Dämonen seine Schwäche für Sungie erkannt und ausgenutzt hätten.

„Wir werden eine neue Ära anbrechen lassen, unsere beiden Reiche wie noch nie zu Blüte und Wohlstand führen und wir werden den zukünftigen Generationen beweisen, dass es keinen Grund gibt, einander zu hassen." Changbin sprach die folgenden Worte mir Bedacht, doch sie hatten großes Gewicht, denn erst dadurch hatte das Fundament dieser Allianz entstehen können. „Für diesen Frieden ist ein Gott gestorben und wenn ein so mächtiges Wesen alles für uns aufgibt, dann müssen wir jetzt zum Gelingen dieses Ziels beitragen."

Dancing with Demons 2. TeilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt