Der Rückweg

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Die Schlüssel klapperten, als mein Vater mit einem dir Haustür aufsperte, während ich ausgiebig gähnte

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Die Schlüssel klapperten, als mein Vater mit einem dir Haustür aufsperte, während ich ausgiebig gähnte. Da war sie wieder, die Müdigkeit. Wir hatten den ganzen Rückweg geschwiegen, es hatte gebraucht die Begegnung zu verdauen. Mein armer Mate war bestimmt total verwirrt, als er zurück kam und ich nicht mehr da war. Hoffentlich wurde er nicht wütend, ich hatte es ja nicht böse gemeint.

Ich hatte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet jemals meinen Mate zu treffen. Es gab bei uns nicht viele, die das Glück dazu hatten. Häufig lebte man nicht im selben Rude und das Dorf zu verlassen um ihn zu suchen war für die meisten eine Sache der Unmöglichkeit. Meine Eltern waren da eine glückliche Ausnahme, sie waren als Kinder sogar Nachbarn gewesen. Wie aufs Stichwort kam meine Mutter aus der Küche. Die Haare zerzaust und die Haut noch blasser als sonst. Sie muss sich ja wirklich Sorgen gemacht haben. Wie lange war ich denn weg? Mein Blick ging kurz zur Uhr an der Flurwand. 20:36 Uhr. Oh, die Zeit mit ihm hatte sie viel kürzer angefühlt. Schnell schenkte ich wieder der armen Frau in der Küchentür die Aufmerksamkeit. "Tut mir leid Mama, ich hab es nicht beabsichtigt so lange weg zu bleiben." Entschuldigte ich mich rasch und zuckte unschuldig mit den Schultern. "Sie war im Wald, Marlene." Verriet mich Mein Vater ohne zu zögern. Böse sah ich zu ihm zurück. Meine Mama hatte noch mehr Schiss als ich vor dem Inneren des Waldes. "Ophelia! Du weißt, was für Gefahren im Wald lauern! Haben wir dir nicht oft genug von den Wilden erzählt? Du darfst diese verwarlosten Biester nicht unterschätzten!" Startete sie mit Panik in der Stimme sofort die Standpauke. Ein leises Knurren entkam mir. Mein Mate war kein verwarlostes Biest! Kaum bemerkte ich es, unterdrückte ich es wieder, was war nur los mit mir? Meine Mutter sah mich nun noch böser an, ich knurrte nicht oft. Schnell schob ich das Knurren auf was anderes. "Ich war ja garnicht freiwillig drinnen. Ludwig und seine Bande haben mich gezwungen!" Verteidigte ich mich und meine Wut. Es war ja nicht gelogen, auch wenn ich nicht deswegen geknurrt hatte.

"Wie bitte?" Diesmal klang mein Vater noch grantiger als vorhin im Wald. "Eric wird was zu hören bekommen. Der soll seinen Sohn unter Kontrolle bekommen." Schimpfte er weiter und stürmte wieder aus dem Haus. Etwas verloren blickte ich ihm kurz hinterher, dann zurück zu Mama. Ich bezweifelte, dass eine Ansprache bei Ludwig irgendwas ändern würde, aber ich würde mich meinem wütenden Vater garantiert nicht in den Weg stellen. Meine Mutter blickte wieder etwas ruhiger zu mir, auch wenn sie immernoch unzufrieden aussah. "Komm, ich hab dir etwas vom Essen aufgehoben." Ich nickte nur und folgte ihr zum Küchentisch. Ob ich ihr von meinem Mate erzählen sollte? Vielleicht konnte sie mir helfen, sie hatte schließlich auch einen. Doch dann verworf ich den Gedanken wieder. Sie schimpfte immer sehr schlimm über die Werwölfe von außerhalb, das würde nicht gut enden. Stattdessen konzentrierte ich mich lieber auf den in der Mikrowelle aufgewärmt Braten mit Spätzle. Ich könnte morgen in der Bibliothek nochmal nachschlagen, ob es nicht mehr Infos über die Wilden gab. Das war eine bessere Idee.

Genervt drückte ich den Wecker weg

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Genervt drückte ich den Wecker weg. Er sollte mich weiter schlafen lassen. Oder wohl eher weiter vor mich hin dämmern. Schlaf konnte man das der letzten Nacht nicht nennen. Immer wenn ich die Augen schloss sah ich diese wunderschönen gelben Wofsaugen vor mir.

Stöhnend stemmte ich mich hoch und blickte erstmal ein paar Sekunden leer an die weiße Zimmerwand. Ich spürte die Müdigkeit wie einen Betonblock auf mir lasten. Jetzt zurück nach gestern und in die Arme meines Mates - nein, das durfte ich mir nicht vorstellen. Ich musste mich von ihm fernhalten, am besten, ich würde einfach nicht mehr an ihn denken.

Miesgelaunt zog ich einen beigen Rock mit roter Bluse aus dem Schrank. Wenn mein Gesichtsausdruck schon ne Zumutung war, sollte wenigstens der Rest von mir ansehnlich sein. Vor dem Spiegel betrachtete ich mich für einen Moment. Unter meinen Augen lagen dunkle Ringe, meine Lippen waren trocken, die Haare spröde und meine Wangen so weiß wie die Wand. Vorsichtig strich ich über eine. Er hatte mich gestern dort berührt. Obwohl ich so fertig aussah. Fast bildete ich mir ein, daß Kribbeln würde zurück auf die Haut kehren und schloss wehleidig die Augen. Ich wollte nicht mehr an ihn denken!

Unten belegte ich mir in der Küche schnell ein Brot, nahm mir einen Schokoriegel und ging zur Tür. Ich wollte jetzt echt mit keinem reden. Frühstücken könnte ich auch auf dem Weg zur Bibliothek.

Mit einem ungemütlichen, bitterbösen Blick versuchte ich den Minutenzeiger der Bibliothek auf 18 Uhr zu treiben

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Mit einem ungemütlichen, bitterbösen Blick versuchte ich den Minutenzeiger der Bibliothek auf 18 Uhr zu treiben. In keinem scheiß Buch hier stand ein Wort über Wilde Wölfe. Es gab welche über die erste Verwandlung, die Mate-Bindung, die Mondgöttin... Aber kein Wort über Werwölfe aus dem Wald!

Kaum sprang der Zeiger um, stand ich auf und marschierte zur Tür. Die letzten Besucher hatte ich sicherheitshalber schon vor 15 Minuten rausgescheucht. Das ständige Flüstern, die vielen Schritte und das Kratzen von Stiften auf Papier hatte meine Nerven genug strapaziert. Gewissenhaft sperrte ich die Holztür hinter mir zu und versorgte den Schlüssel im Sicherheitskasten. Morgen war Dienstag, da hatte die Bibliothek zu. Putzkräfte würden wie jede Woche eine Grundreinigung von Teppichboden und Tischen machen, Mittwoch ging es dann weiter.

Die Gipfel der Berge leuchteten wieder Golden über den Baumkronen, als ich den Feldweg zu unserem Haus ansteuerte. Ich stellte mir den Ausblick von dort oben sehr schön vor...

Mein Blick richtete sich wieder nach vorne und erblickten einen sehr unglücklich schauenden Ludwig. Sofort drehte ich mich um, auf Konfrontation hatte ich grade echt keine Lust. Hinter mir standen aber die anderen bereist mit verschränkt Armen, als würden sie Türsteher spielen.

"Du hast deinem Vater gesagt, ich hätte dich in den Wald geschickt." Fing Ludwig mit eindeutig mies gelaunten Ton an zu sprechen, und marschierte auf mich zu. "Dein Vater hat meinem gedroht! Er hat gedroht, mir die Zukunft des Deltas zu versperren!" Er wurde immer lauter beim Reden und stieß mich aggressiv zu Boden, kaum dass er bei mir ankam. Ich versuchte mich schnell wieder aufzurichten, aber seine geliebte Mate griff mir in die Haare und zehrte mich wieder zu Boden. Warum war ich nur so schwach. "Du kleines Flittchen nimmst dir raus mich zu verraten. Weißt du, was mit Verrätern gemacht wird?" Diesmal war seine Stimme tiefer und ein Knurren entkam seiner Brust. Dann sah ich ihn nur aus dem Augenwinkel ausholen und spürte im nächsten Moment seinen Fuß zwischen meinen Rippen. Laut schrie ich auf und krümmte mich reflexartig zusammen. "Ein Omega hat zu schweigen!" Schimpfte er weiter und der nächste Tritt folgte in den Rücken. Im Hintergrund hörte ich die Gruppe lachen, Vanessa am aller lautesten. Ich nahm die Tränen auf meinen Wangen kaum wahr, war wie in einer Paralyse, nur darauf konzentriert mich irgendwie zu schützen. Wieder schrie ich auf, diesmal ein Absatz gegen den Bristkorb. "Dreckige, mickrigen-" plötzlich hörten die Tritte auf und ein lautes, aggressives Knurren ertönte vom Wald her. Ich sah nicht auf, krümmte mich nur noch kleiner zusammen aber spürte die Vibration des Knurrens auf meiner Haut Kribbeln. Er war bei mir.

 Er war bei mir

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⏰ Last updated: Jul 01, 2023 ⏰

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AloisWhere stories live. Discover now