❀ F O R T Y S E V E N ❀

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Von was redete Sie da? Was hat er Ihr genommen, welches Geld und überhaupt, wer war Sie? Fragen über Fragen, die mit dem nächsten Satz von Ihr alle auf einmal aus meinem Kopf verschwanden.

„Wegen dir ist meine Schwester tot und dir fällt nichts besseres ein, als mir Geld zu geben, damit ich meine Klappe halte... Ich glaub's wirklich nicht." Ein humorloses Lachen schnitt die stickige Luft unter diesen hohen Decken.
„Hör auf mit der Scheiße! Du weißt ganz genau, dass das so nicht stimmt!" Jetzt wurde auch er lauter. Und ich stand einfach nur da und verstand Bahnhof.
„Was passiert ist tut mir leid, okay?! Aber ich leide schon genug darunter und-"
„-Und was?!" Keifte sie ihn an. David ging einen drohenden Schritt auf die unbekannte junge Frau zu, aber sie hatte keine Angst vor ihm. Nicht mal ein winziges bisschen. Ihre Augen waren überströmt von purem Hass und Rachlust.

„Und was?! Es ist mir scheissegal, ob es dir leid tut oder nicht. Sie ist tot, daran ändert auch dein scheiss Geld nichts. Und meinetwegen soll jeder wissen, was unser Held Lewis Hamilton getan hat. Dass er doch nicht so toll ist, wie er immer scheint und überhaupt das größte Arschloch von allen ist... Du bist schuld, und ich will, dass es jeder weiß!" Den letzten Satz flüsterte sie. Stille ersetzte den Platz, an der gerade eben noch ein wütendes Unwetter tobte. Und diesmal war es nicht meins...

Die Zeit schien einen Moment still zu stehen. Ich hielt den Atem an und versuchte zu verstehen, was Sie da gerade gesagt hatte. Aber es ergab keinen Sinn, egal wie ich es drehte und wendete.

„Wer ist Lewis?" Fragte ich in die Stille, woraufhin beide ihren Kopf zu mir drehten. Wahrscheinlich stand ich da wie ein Häufchen Elend, meine Knie waren Pudding und meine Füße taub.

„Ach, was haben wir denn da..." Wieder entfloh ihr ein grässliches Lachen, als sie mich einmal von oben bis unten musterte.
„Die nächste, die du in dein scheiss Leben mit rein ziehst, um den Finger wickelst und am Ende alleine lässt ... Traurig, ich habe wirklich gehofft, dass es dir vielleicht eine Lehre war." Auf einmal klang sie total ruhig, gar nicht mehr so aggressiv...
Meine Stimme war das Gegenteil von ihrer. Brüchig und von Angst geflutet.
„Was meint sie, David? Wer ist sie?" Ich sah zu dem jungen Mann, der dastand und für mich nicht wieder zu erkennen war.

„David? Süß... Aber du hättest dir ruhig was besseres ausdenken können. David passt gar nicht zu dir... Süße, dein Freund hat dich verarscht, tut mir leid." Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. Wie konnte sie so etwas behaupten?! Sowas würde er niemals tun!
„Hör nicht auf sie!" Schnellen Schrittes kam er zu mir gelaufen, zog mich in seine Arme und drückte mich an sich. Sein Körper bebte, ich spürte wie sein Herz gegen meinen Brustkorb klopfte.
Stop! Ich musste bei Verstand bleiben, verstehen, was hier geschah.

„Wer ist sie?!" Mit Tränen in den Augen sah ich in sein Gesicht, meine Hände fest in seinen Hoddie geklammert. Ich erschauderte, als sich unsere Blicke trafen und ich da nur einen Haufen Trümmer in seinen Augen sah. Ich fragte noch einmal, doch statt mir zu antworten befahl er ihr zu gehen.
„Verschwinde, Chris, oder ich rufe die Polizei!" Er deutete mit dem Kopf zur Tür, tatsächlich kam Chris dieser Aufforderung auf nach.

Mit der Klinke in der Hand drehte sie sich noch einmal zu uns um.
„Hör auf unschuldige Mädchen zu zerstören. Mach nicht das Selbe wie bei meiner Schwester. Das hat sie nicht verdient, Lewis..." Dann machte sie kehrt und ging. Die Tür fiel zurück ins Schloss und brachte erneute Stille in den Raum. Ein Schweigen, welches mich von innen zerriss, jede Faser meines Körpers, nach und nach. Währenddessen hielt er mich fest, seine Arme ließen nicht zu, dass ich mich auch nur einen Zentimeter bewegte. Er hatte Angst mich zu verlieren. Seine leisen Schluchzer in meiner Halsbeuge bestätigten mir das. Es war das Schrecklichste, was ich je gehört hatte, ein Geräusch, was mich in tausend Stücke fetzte und den Schmerz in meinem Herz zurück brachte, der über die letzten Tage in Narkose verfallen war.

„Bitte sag mir, dass das nicht stimmt, was sie gesagt hat..." Meinte ich schließlich, noch fähig dazu mein Weinen zu unterdrücken. Aber ich war nicht weit davon entfernt. Ich spürte sein Kopfschütteln an meiner Wange, sofort sackte mein Körper ein Stück in sich zusammen und die erste Träne rollte über meine Wangen. Das konnte nicht wahr sein, bitte, bitte nicht...

„Es tut mir so unglaublich leid, bitte, Clara." Flehte er, während in mir eine perfekte Welt zusammenbrach. Die einzige, die ich noch hatte. „Ich wollte das nie, aber, aber-" Er schnappte nach Luft, nur um sich dann beinahe daran zu verschlucken. Der griff meiner Hände wurde fester. Ich klammerte sie noch mehr in den dicken Stoff, sodass die Knöchel bereits weißlich aus ihnen hervortraten. Doch ich musste mich festhalten, festhalten an ihm, am einzigen Anker, den ich je hatte. Allerdings war dieser Anker alles anderes als fest, er wurde gerade aus seiner eigenen Verankerung gerissen.

„Aber was?" Es war schwer gefasst zu klingen, wenn in einem selber alles kochte, brodelte und bröckelte. Dennoch, der Adrenalin Überschuss machte es möglich.
„... Aber ich konnte nicht anders. Ich hab das für dich getan, um dich zu schützen, damit genau das nicht noch einmal passiert!"
„Damit was nicht noch einmal passiert?" Ich wollte es nicht wissen, aber ich musste fragen. Dieser kleine Teil in mir wollte jedes Detail wissen, alles was passiert ist. Damit ich den Schmerz und die Demütigung in den vollsten Zügen genießen könnte...
„Ich will nicht, dass du stirbst, Clara. Ich brauch dich bei mir. Bitte!" Tiefe Schluchzer erklommen seine Kehle, sie waren gefüllt mit Schmerz und Leid. Er zerbrach in meinen Armen. Jetzt merkte ich, dass ich ihn gar nicht halten konnte, denn wenn er brach, brach ich mit ihm...

„Ich sterbe nicht. Das wird nicht passieren..." Versuchte ich ihn zu beruhigen. Er hob seinen Kopf und blickte mich an, mein Gesicht in seinen Händen.
„Versprich es mir!" Sein Daumen wischte ein paar Tränen von meiner Wange, währenddessen liefen unzählige über seine. Und plötzlich verstand ich etwas, sah Dinge in seinen Augen, die davor von einer riesigen Mauer versteckt gehalten wurden. Ich sah, die verletzlichste Seite an ihm. Die glitzernde Angst in seinen Pupillen, die das Braun außen herum betrübte, in ein dunkles Loch voller Erinnerungen verwandelte. Und ich fiel hinein, hilflos, immer tiefer und tiefer.

„Ihr Name war Joana. Wir waren in einer Beziehung, als Sie sich das Leben genommen hat. Und ich hätte es sehen müssen, all die Zeichen waren da. Ich bin schuld daran, weil Ich Sie überhaupt erst an diesen Punkt gebracht habe, dass Sie-" Er stoppte einen Moment, schluckte schwer und redete dann mit kratziger Stimme weiter.
„...Die ganzen Hasskommentare von Fremden aus dem Internet, es war zu viel für Sie. Viel zu viel. Und dann war es zu spät, als ich nachhause kam war Sie tot. Sie ist einsam und alleine gestorben, während Ich feiern war. Ich hasse mich dafür."

Jetzt ergab alles einen Sinn. Warum er mich nicht alleine lassen kann, die Alpträume, die Tatsache, dass er bei mir geblieben ist, als es kein anderer getan hat. Als alles zusammengebrochen ist und ich ihm vom dunkelsten meiner Geheimnisse erzählt habe, der Tod meines Vaters. Jetzt verstehe ich, warum er geblieben ist... Weil er wusste, er ist nicht besser.

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWhere stories live. Discover now