❀ F O R T Y O N E ❀

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„Was willst du hier?" Fragte ich ihn und versuchte dabei so gefasst wie möglich zu klingen, während in mir nichts auch nur im Ansatz gefasst oder ruhig war. Ganz im Gegenteil. Ich wollte rennen, so wie immer, wenn es irgendwelche Probleme gab. Ich wollte mich in Luft auflösen, mich verstecken, bis er endlich wieder weg war.

„Ich bin dein Bruder, ich will dich doch nur unterstützen." Dieses selbstgefällige Grinsen auf seinen Lippen hatte er definitiv von unserem Vater geerbt... Und ich hasste ihn dafür. Ich hasste ihn, weil er mein Bruder zum selben Monster gemacht hat, wie er es war.

Als ich nichts sagte, sondern nur da stand und schwieg, kam er auf mich zu. Sein Daumen streifte meine Wange, mein Blick zuckte sofort zur Seite. Ich wagte es nicht ihm in die Augen zu schauen. Das könnte ich nicht, denn sie waren meinen zu ähnlich. Und ich war nicht so ein Monster wie er, ich war besser!
Ich habe ihn nicht einfach verlassen, als er mich gebraucht hat. Ich habe mich nicht acht Jahre lang nicht für ihn interessiert. Nein, stattdessen habe ich ihn vermisst, gehofft, dass er irgendwann zurück kommt und alles so ist wie es damals war. Als es nur uns gab. Adonis und Clara, zwei unzertrennliche Geschwister, die jeden Schmerz, jede Freude teilen. Doch so war es nicht, Adonis hatte es nie verdient, dass ich mich nächtelang gefragt habe wo er ist. Er war es nicht wert zu hoffen. Denn er ist genau das geworden, was uns zerstört hat. Und jetzt ist er hier, um mich zu zerstören...

„Du weißt, dass wir nicht viel Zeit haben, oder?" Er warf einen Blick auf die Uhr, welche hinter ihm an der Wand hing. Sechzehn Uhr fünfzehn. „In vier, spätestens fünf Minuten kommt Kira hier rein und wird nach dir suchen. Sie wird dir erzählen wollen, wie gut es für sie gelaufen ist, und dann sieht sie uns hier zusammen stehen und wird sich fragen, was wir beide miteinander zu tun haben..." Ich verstand nicht was er da sagte, Kira kannte ihn doch gar nicht...

„Warum hast du ihr denn nie von uns erzählt? Von dir, mir und unseren Eltern, hm? War es so schlimm für dich, an dein früheres Leben erinnert zu werden?"
Kurze Stille, ich bekam kein Wort heraus. Damit hatte er voll ins Schwarze getroffen. Ja, es ist schlimm für mich, an mein früheres Leben erinnert zu werden. Das Leben, in dem ich die Schuldige bin.
„Oder lag es vielleicht an etwas anderem?" Adonis sah mich fragend an, seinen Kopf legte er etwas schief.

Noch drei Minuten und fünfzig Sekunden bis Kira hier sein würde.

„Lag es vielleicht daran, dass du nicht wolltest, dass irgendjemand Fragen stellt? Zum Beispiel darüber, was mit deinem Vater passiert ist oder warum ich acht Jahre lang nicht da war..."
Ich schluckte schwer, mein Blick fest auf den tickenden Zeiger der Uhr gerichtet, welcher sich plötzlich viel schneller zu bewegen schien. Die Sekunden rieselten dahin, als wären sie Sand in meinen Händen.

„Ich meine, ich kann es verstehen", redete Adonis weiter und ich konnte rein gar nichts dagegen tun. „Wäre ich du, dann würde ich auch nicht wollen, dass meine Freunde darüber Bescheid wissen, was für ein schrecklicher Mensch ich bin. Ich meine, ich wusste es auch ziemlich lange nicht. Um genau zu sein, bis deine süße kleine Freundin ihre Klappe aufgemacht und mich in euer Geheimnis eingeweiht hat..."
Mein Kopf zuckte nach vorne, unsere Augen trafen sich in der Mitte und ich spürte, wie mein Herz begann schneller zu schlagen.
„Was hast du mit Heather gemacht?!" Knurrte ich zwischen den Zähnen, während das Blut in meinen Venen anfing höher zu kochen. Doch Adonis grinste nur, was das Fass endgültig zum Überlaufen brachte.

„Was hast du mit ihr gemacht verdammt?!" Schrie ich und griff nach seinem Pulli. Wie eine verrückte zerrte ich dran, während meine Stimme immer lauter wurde.
„Du verdammter Bastard, wegen dir ist sie weg! Du bist schuld an ihrem Tod!"
„Oh nein, Clara..." Adonis packte mich an den Schultern, dann wurde es für einen Moment still. Das nächste was ich mitbekam, war das scheppernde Geräusch der Schließfächer, gegen welche er mich geschubst hatte. Erst einen Augenblick später wurde ich mir dem brennenden Schmerz bewusst, welcher sich wie ein Messer in meine Hüfte gerammt hatte, doch es war mir egal.

Promised Love - the stranger in my bed | LH FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt