Kapitel 49

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Zurück im Gemeinschaftsraum setzte sich Avessa auf eine Couch und rieb sich den Bauch. „Ich werde nie wieder etwas essen können...", sagte sie leidend und die Zwillinge lachten und schmissen sich neben sie auf die Couch. „Als ob..." Hermine setzte sich in den Sessel neben ihnen und Krummbein sprang auf ihren Schoß, sah schnurrend zu Avessa, die sich vorlehnte und ihn kraulte. „Hey, du...", sagte sie sanft und sah dann die anderen an. „Und wie waren eure Ferien sonst so?"

Hermine erschrak und sah sie alarmiert an. „Das habe ich ganz vergessen...ich musste darüber nachdenken, wie wir an deine Erinnerungen rankommen...aber eigentlich bin ich gerade dabei, für Hagrid und Seidenschnabel zu recherchieren." Avessa sah sie neugierig an. „Warum?" Hermine sah sie böse an.

„Von wegen Mister Malfoy ist gar nicht so schlimm...er hat die anderen Schulbeiräte überzeugt, dass Seidenschnabel unberechenbar ist und beseitigt werden muss, sodass der Fall an den Ausschuss für das Beseitigen gefährlicher Geschöpfe übergeben wurde...Hagrid ist am Boden zerstört und ich versuche, Präzedenzfälle oder anderes zu finden, die die Verteidigung unterstützen."

„Oh, das tut mir leid...", sagte Avessa und fühlte sich ein wenig schuldig, hatte sie eben noch Lucius Malfoy vor den dreien verteidigt. „Ich helfe dir gern, wenn du mich brauchst", sagte sie und Hermine strahlte sie an. „Das wäre ganz toll!" Fred und George sahen die beiden an und machten eine entschuldigende Geste. „Wir können nicht...der Unterricht ist leider recht stressig in der fünften."

Avessa blickte zu ihnen und nickte. „Und auch dafür habt ihr kaum Zeit, also..." Sie schmunzelte leicht bei den tadelnden Blicken der beiden, die sich dann stöhnend an einen Aufsatz für Verteidigung gegen die Dunklen Künste machten, während Hermine und Avessa beschlossen, noch ein wenig in die Bibliothek zu gehen.

Die Woche ging viel zu schnell vorbei. An Silvester gab es ein atemberaubendes Feuerwerk, für das die Zwillinge Avessa auf den Astronomieturm geschleift hatten. Da es stockfinster war und sie im Ausgang zum Balkon stehen blieben, den Blick nur nach oben gerichtet, hatte sie das Feuerwerk sogar ein wenig genießen können...was aber vielleicht auch an den zwei warmen Körpern der Zwillinge gelegen hatte, die sie wie sooft schützend in ihre Mitte genommen hatten.

Am Sonntag nach dem Frühstück hielt Professor McGonagall Avessa kurz auf. „Sie dürfen weitergehen, Mister und Mister Weasley, ich schicke Ihnen Miss Carrow gleich nach." Avessa dachte sich schon, worum es ging und sah erwartungsvoll zu der streng wirkenden Hexe auf.

„Ich nehme an, Sie erinnern sich noch nicht an das, was passiert ist?" Avessa schüttelte den Kopf. „Nein. Und ich nehme an, Sie wollen es mir immer noch nicht sagen?", fragte sie ein wenig bissig. Professor McGonagalls Mund wurde ein schmaler Strich und Avessa sah kurz zur Seite und seufzte. „Entschuldigen Sie, Professor, aber es ist kein schönes Gefühl, dass die Hälfte des Lehrerkollegiums weiß, was passiert ist, zudem Malfoy und seine Eltern...was, wenn er mich drauf anspricht, wenn er wiederkommt? Was, wenn..." Sie stieß frustriert die Luft aus.

Professor McGonagall nickte langsam. „Ich weiß, Miss Carrow...aber wir sollten ihrem Geist noch Zeit lassen selbst zu entscheiden, sich zu erinnern.", sagte sie und Avessa spürte, dass die Entscheidung endgültig war. Sie presste die Lippen aufeinander und nickte. Professor McGonagall schien zufrieden.

„Weswegen ich Sie aufhalte...Professor Lupin erwartet Sie heute um drei zu einem Gespräch und Professor Snape um fünf. Danach entscheiden wir, wie es morgen weitergeht." Avessa atmete tief durch und ihre Augen umwölkten sich, doch sagte sie nichts und nickte nur. „Gut", sagte Professor McGonagall knapp. „Einen schönen Tag noch, Miss Carrow."

„Ihnen auch, Professor.", sagte Avessa höflich, ohne sich etwas von ihrem Ärger anmerken zu lassen. Dann ging sie zum Ausgang der Großen Halle, wo die Zwillinge auf sie warteten. „Was wollte sie von dir?", fragte George und sah zum Lehrertisch. Avessa brummte. „Ich muss mich heute mit Professor Lupin und Professor Snape treffen, damit die darüber entscheiden dürfen, ob ich morgen wieder am Unterricht teilnehmen kann. Ist das zu fassen...wirke ich irgendwie so, als könne ich das nicht?" Ihr angespannter durchdringender Blick ging zu den Zwillingen, die sie erschrocken ansahen.

„Äääh...ich trau mich nun eh nichts mehr zu sagen. George...willst du übernehmen?", sagte Fred und George grinste leicht. „Nee, ich denke, ich stimme unserer Schlange nur zu, wer weiß, ob sie giftig ist." Avessa zischte und als die Zwillinge daraufhin lachen mussten, ließ ihre Anspannung mit einem kurzen Lacher ebenfalls nach.

„Mal im Ernst, ihr beiden...", sagte sie und sah fragend zu ihnen auf und die beiden hoben die Schultern. „Nein, natürlich nicht. Du bist wie immer", sagte George versöhnlich und sie gingen in den Gemeinschaftsraum, wo Hermine wieder über einem dicken Wälzer brütete. Die beiden Mädchen hatten ein paar Fakten zusammentragen können, doch versuchten sie so viel wie möglich für Hagrid vorzubereiten, der bald seinen Termin vor dem Ausschuss haben würde.

Avessa sah sie an, als sie sich zu ihr setzten. „Und? Was Neues?" Hermine schüttelte den Kopf. „Nein...leider nicht...", murmelte sie und schlug dann das Buch entnervt zu. „Ich werde gleich nochmal in die Bibliothek gehen." Fred sah sie kopfschüttelnd an. „Du solltest mal wieder an die frische Luft, junge Dame.", sagte er und George nickte. „Ihr beiden seid viel zu strebsam und betätigt euch zu wenig körperlich." Hermine und Avessa sahen sich an und kicherten. Avessa erhob sich geschmeidig. „Nun, wenn die Herren meinen, ich sollte mich mehr bewegen, werde ich mal meinen Mantel und Schal holen. Ich bring deinen mit, Mine."

Sie ging nach oben in den Schlafsaal der Mädchen, den sie zurzeit mit Hermine alleine hatte, was sehr angenehm war, und schnappte sich ihre Mäntel und Schals. Unten angekommen warf sie beides Hermine über, die lachte. „Okay, okay. Dann also in die Kälte." Die Zwillinge grinsten. „Schneeballschlacht!"

Die vier kamen mit roten Wangen und lachend zum Mittag in die Große Halle und auch Avessa wirkte glücklich. Sie stutzte. Ja, eigentlich war es das. Sie war glücklich hier, wo sie war. So aufdringlich, emotional und respektlos besonders die Zwillinge meist waren, so sehr hatte sie sich daran gewöhnt und wollte es irgendwie nicht mehr missen. Nicht, dass sie sich in einer Umgebung wie ihrem zu Hause oder den Malfoys nicht wohlfühlte, aber...sie hatte sich selten so...lebendig gefühlt, wie hier.

„Fred?" – „Ja, George?" – „Avessa starrt uns so selig lächelnd an. Ich denke, es geht ihr doch noch nicht gut genug, die Schule zu besuchen." – „Ja, wir sollten sie zu Madam Pomfrey bringen." Avessa rollte mit den Augen und lächelte sacht, als sie sich eine große Schüssel Kürbissuppe einfüllte. Hermine grinste breit, doch aß dann in Rekordgeschwindigkeit ihre Suppe, bevor sie aufsprang.

„Ich muss nochmal in die Bibliothek." Und schon war sie weg. Avessa sah sich im Raum um, der deutlich voller war als am Morgen, doch waren noch immer nicht alle Schüler wieder da. Auch ihre Brüder fehlten noch, doch war das nichts, was sie sehr betrübte. Ron und Harry kamen zu ihnen und setzten sich. Die Jungs begannen ein Gespräch über Quidditch und Avessa klinkte sich aus.

„Bis später", sagte sie, doch bemerkten die Jungs es nicht. Kopfschüttelnd ging sie schnell in den Gemeinschaftsraum, eine Tasche mit Büchern unter ihrem Bett hervorziehen, bevor sie erneut das Schloss verließ und geradewegs in Richtung Großen See ging. Unter einer alten Weide legte sie ihren Mantel auf den Boden und setzte sich, vertiefte sich dann ganz in ihre Lektüre.


𝒜𝒞 - Unter LöwenWhere stories live. Discover now